Kraftwerk Plessa (nach 1945)

Vinzenz Czech

Das Kraftwerk Plessa war im April 1945, kurz bevor die Rote Armee Plessa erreichte, vollständig heruntergefahren worden und blieb von Zerstörungen weitgehend verschont. Am 25. Mai konnte es wieder angefahren werden (Kahl 2009, 115).

Durch die Demontagen von Maschinen und Geräten im Rahmen der Reparationsleistungen an die Sowjetunion kam es jedoch zu materiellen Verlusten, so wurde der erst 1942 montierte Turbinensatz 4 abgebaut und nur die älteren drei Turbinen blieben dem Werk erhalten. 1948 wurde es aus dem „Elektrizitätsverband Gröba“ herausgelöst der VVB (Z) Energiebezirk Ost, 1954 zum „VEB Energieversorgung Cottbus“ zugeordnet (Abb. 1).

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg mussten diverse substanzerhaltende Wartungs- und Modernisierungsbauten durchgeführt werden, um die verminderte Stromversorgung in Höhe von nur noch 34 MW Leistung dauerhaft aufrechterhalten zu können. So machten Probleme in der Wasserversorgung durch die Verschmutzung der Schwarzen Elster die Anlage von Tiefbrunnen erforderlich. Der Bau eines vierten Kühlturmes diente der Leistungssteigerung (Kahl 2009, 115).

Das Kraftwerk wurden von 1956 bis 1968 durch den Tagebau Plessa-Lauch mit Kohle versorgt. Zusätzlich erfolgten über die Kohlenfernbahn Lieferungen aus den Tagebauen im Raum Klettwitz, die nach dem Auslaufen der Plessaer Tagebaue die gesamte Versorgung übernahmen.

Auf Grundlage der Energiewirtschaftsverordnung wurde zum 1. Juli 1963 der juristisch selbständige „VEB Kraftwerke Artur Becker Trattendorf“ gebildet. Ihm gehörten die Kraftwerke in Trattendorf, Lauta, Finkenheerd und auch Plessa, sowie die „Zentrale Reparaturabteilung Lauta (ZRA)“ als Betriebsteile an. Wirtschaftsleitendes Organ war die zeitgleich am 1. Juli 1963 gebildete VVB Kraftwerke Cottbus.

Mit dem Entstehen weiterer und größerer Kraftwerke wie in Lübbenau und Vetschau wurde ab Ende der 1960er Jahre immer wieder über die Perspektive der vergleichsweise kleinen und unrentablen Kraftwerke in Finkenheerd, Lauta und Plessa beraten. Für Plessa wurde in den 1970er Jahre über eine Stilllegung nachgedacht. Komplizierte Netzverhältnisse ließen dies jedoch nicht zu. Eine ebenfalls diskutierte Überlegung zur Umwandlung in ein Gasturbinenkraftwerk kam ebenfalls nicht zur Durchführung (Kahl 2009, 116) (Abb. 2). Zum 1. Oktober 1980 erfolgte ein abermaliger Wechsel der Zuständigkeit. Das Kraftwerk Plessa war nunmehr Bestandteil des „VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe“.

Das bereits 1985 bei noch laufender Produktion unter Denkmalschutz gestellte, technologisch völlig veraltete Kraftwerk Plessa wurde nach 1989 nicht mehr benötigt. Sämtliche Überlegungen zu einer Weiternutzung scheiterten an der nicht nachweisbaren Wirtschaftlichkeit. Sein Betrieb endete am 14. April 1992 mit dem Abschalten der Turbine II. Nach der bereits zuvor erfolgten Stilllegung der Brikettfabrik war der Industriestandort Plessa endgültig Geschichte.

Als Industriedenkmal entging es jedoch einem weitegehenden Abriss wird heute als technisches Denkmal der Industriekultur des 20. Jahrhunderts betrieben. Für Besucher ist der Weg „Von der Kohle bis zum Strom“ erlebbar gestaltet (Abb. 3-5).

VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe

Literatur

Baxmann, Matthias: Kraftwerk Plessa. In: Kulturamt des Landkreises Elbe-Elster (Hrsg.): Ein energiehistorischer Streifzug durch das Elbe-Elster-Land. Kohle, Wind und Wasser. Herzberg/Elster 2001, S. 128-144.

Kahl, Dieter u.a. (Hrsg.): Braunkohlenverstromung im Lausitzer Revier. Die Geschichte ehemaliger Braunkohlenkraftwerke (= Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, 10). Cottbus 2009, S. 114-117.

Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hrsg.): Plessa/Lauchhammer/Schwarzheide (= Lausitzer Braunkohlerevier. Wandlungen und Perspektiven; 05). 2016.

Rohnstock Biographien (Hrsg): Geschichten vom Kraftwerk Plessa. Plessa an einen Tisch. Berlin 2015.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 Gemeinfrei

Abb. 2 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Plessa_-_Kraftwerk_und_Brikettfabrik,_1972.jpg (Foto: Rainer Kamenz - CC BY-SA 4.0)

Abb. 3 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kwp-161108.jpg?uselang=de

(Foto Sven Mildner - CC BY-SA 3.0)

Abb. 4, 5 http://www.iba-see2010.de/de/verstehen/projekte/projekt5.html

Empfohlene Zitierweise

Czech, Vinzenz: Kraftwerk Plessa (nach 1945); publiziert am 13.10.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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