VEB Braunkohlenwerk Plessa

Vinzenz Czech

Am 24. April 1945 erfolgte die Stilllegung der Produktion in den „Plessaer Braunkohlewerken“. Durch den Krieg gab es zwar keine wesentlichen Beschädigungen, aufgrund der Stromabschaltungen kam es jedoch zu einem Wasseranstieg im Tagebau, was die Wiederaufnahme der Kohleförderung und damit der Stromerzeugung erheblich erschwerte. Als erstes gelang es, dass Kesselhaus und die Elektro-Zentrale der Brikettfabrik wieder anzufahren. Da das Kesselhaus am 16. 12. 1945 durch eine Explosion weitgehend zerstört wurde, musste das nahegelegene Kraftwerk über eine extra verlegte Dampfleitung helfen, die Brikettproduktion weiterhin zu ermöglichen (Kahl 2009, 115).

Am 10. Mai 1945 war Max Herrmann von der Gemeinde Plessa als kommissarischer Werkleiter eingesetzt worden. Im Zuge der Sequestrierung des Werkes 1946 und der Enteignung der Bodenschätze per Gesetz vom 30. Mai 1947 wurde das Werk zunächst der Aufsicht der Provinz Sachsen unterstellt und mit Wirkung vom 1. Juni 1947 in das Eigentum des Landes Sachsen-Anhalt überführt.

Mit der Enteignung der „Plessaer Braunkohlenwerke GmbH“ und der Überführung der Betriebe in Volkseigentum entstand der „VEB Braunkohlenwerk Plessa“. Ihm oblag die Förderung von Braunkohle im Tagebau Plessa (ehemals Grube „Agnes“) und die Herstellung von Briketts in der nunmehrigen „Brikettfabrik 63“ (Abb. 1).

Mit der Bildung von acht VVB der Braunkohlenindustrie unterstand der „VEB Braunkohlenwerk Plessa“ ab 1. Juli 1948 der VVB (Z) Braunkohlenverwaltung Mückenberg/Lauchhammer. Nach der Eingliederung der VVB (Z) Braunkohlenverwaltung Lauchhammer in die VVB Braunkohlenverwaltung Senftenberg per 10. April 1952 gehörte der VEB zur jeweils für Senftenberg zuständigen VVB.  Auf Weisung der Abteilung Kohle im Volkswirtschaftsrat wurde der „VEB Braunkohlenwerk Plessa“ am 1. Januar 1964 dem „VEB Braunkohlenkombinat Lauchhammer“, einem zur VVB Braunkohle Cottbus, Sitz Senftenberg, gehörenden Betrieb, angegliedert.

Wegen des voraussehbaren Auslaufens des Tagebaus Plessa wurde ab 1955 zusätzlich der Tagebau Plessa-Lauch aufgeschlossen und 1956 dort die erste Kohle gefördert. Die Abraummächtigkeit war gering, aber auch die Qualität der Kohle ließ zu wünschen übrig.

Sie diente dem Kraftwerk Plessa als Kesselkohle (Abb. 2). Nur durch die Mischung mit Kohle aus dem ab 1942 weiter östlich betriebenen Tagebau Kleinleipisch war sie brikettierfähig. Nach dem Auslaufen des Tagebaus Plessa-Lauch im Jahr 1968 wurde der gesamte Kohlenbedarf der Plessaer Betriebe aus den Tagebauen Kleinleipisch und Klettwitz gedeckt (LMBV 2016, 6) (Abb. 3).

Aus Sicherheitsgründen, insbesondere bedingt durch die ausgedehnten Tonvorkommen, wurde am 17. Oktober 1958 der Betrieb der alten Förderbrücke und am 7. Dezember 1958 der Kohlenabbau in der Grube Plessa vorfristig eingestellt. Am 1. Dezember 1959 wurde die Förderbrücke gesprengt.

Aufgrund des Baualters und einiger baubedingter Probleme war die Brikettfabrik seit jeher recht störanfällig und unfallgefährdet. So verloren bei der erwähnte Kesselexplosion 1945 und Kohlenstaubverpuffungen in den Jahren 1950, 1965 und 1983 mehrere Kumpel ihr Leben und die Gebäude wurden wiederholt schwer beschädigt (LMBV 2016, 6).

1990 ging die Brikettfabrik aufgrund Absatzmangels außer Betrieb (Abb. 4). Nach Stillsetzung des Tagebaus Klettwitz-Nord, der die Brikettfabrik Plessa künftig hätte versorgen sollen, wurde das Werk schließlich abgerissen.

VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 901 VEB Braunkohlenwerk Plessa [Siehe: Hier und Hier]

Literatur

Baxmann, Matthias: Kraftwerk Plessa. In: Kulturamt des Landkreises Elbe-Elster (Hrsg.): Ein energiehistorischer Streifzug durch das Elbe-Elster-Land. Kohle, Wind und Wasser. Herzberg/Elster 2001, S. 128-144.

Kahl, Dieter u.a. (Hrsg.): Braunkohlenverstromung im Lausitzer Revier. Die Geschichte ehemaliger Braunkohlenkraftwerde (= Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, 10). Cottbus 2009, S. 114-117.

Knauth, Friedrich: Brikettfabriken in der Lausitz. Ein Streifzug durch mehr als 100 Jahre Braunkohlenbrikettierung in der Lausitz. Großenhain 1999.

Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hrsg.): Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord (= Lausitzer Braunkohlerevier. Wandlungen und Perspektiven; 04). 2015.

Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hrsg.): Plessa/Lauchhammer/Schwarzheide (= Lausitzer Braunkohlerevier. Wandlungen und Perspektiven; 05). 2016.

Rohnstock Biographien (Hrsg): Geschichten vom Kraftwerk Plessa. Plessa an einen Tisch. Berlin 2015

Sucher, Herbert / Bartholomäus, Jürgen: Abraumförderung in unserer Region. 1999.

Verch, Katrin: VEB Braunkohlenwerk Plessa (Kreis Bad Liebenwerda). In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 323-324.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 Gemeinfrei

Abb. 2 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Plessa_-_Kraftwerk_und_Brikettfabrik,_1972.jpg (Foto: Rainer Kamenz - CC BY-SA 4.0)

Abb. 3 Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hrsg.): Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord (= Lausitzer Braunkohlerevier. Wandlungen und Perspektiven; 04). 2015.

Abb. 4 www.kulturhaus-plessa.de

Empfohlene Zitierweise

Czech, Vinzenz: VEB Braunkohlenwerk Plessa; publiziert am 17.10.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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