Kraftwerk Lauta (vor 1945)

Vinzenz Czech

Der Hintergrund für den Bau des Kraftwerkes Lauta war die gleichzeitige Errichtung des Aluminiumwerkes Lauta durch die „Vereinigten Aluminiumwerke (VAW) Aktiengesellschaft Lautawerk / Lausitz“ ab 1917. Die Gründung der „VAW“ im dritten Jahr des Ersten Weltkrieges war die Folge einer zwingenden Notwendigkeit für die Kriegs- und Rüstungsindustrie, sich vom überteuerten Rohstoff Kupfer zu lösen und auf die Alternative Aluminium umzustellen. Das zu errichtende Kraftwerk sollte allein den Strombedarf der energieintensiven Aluminiumherstellung decken (Abb. 1).

Der Aufbau der Aluminiumhütte samt zugehöriger Tonerdefabrik und dem Kraftwerk erfolgte unter immensen Anstrengungen, auch unter Einsatz von Kriegsgefangenen. 1918 waren etwa 13.000 Arbeiter auf der Baustelle tätig. Die notwendige Braunkohle lieferte die „Ilse-Bergbau AG“ aus der „Grube Erika“, für deren Transport eine eigene Kohlebahn eingerichtet wurde (Abb. 2, 3). Am 15. Oktober 1918 wurde das Kraftwerk angefahren und nahm damit nach nur 18 Monaten Bauzeit seinen Betrieb auf. Bereits zwei Tage darauf erfolgte die Schmelze des ersten Aluminiums. In dieser Ausbaustufe produzierten drei 16 MW und eine 18 MW-Turbine Strom (Kahl 2009, 103f.) (Abb. 4-6).

Mit der Übernahme der „Vereinigten Aluminiumwerke AG“ durch das Deutsche Reich 1919 änderten sich die Besitzverhältnisse grundlegend und auch das Kraftwerk wechselte 1921 den Besitzer. Neuer Eigentümer war die reichseigene „Elektrowerke Berlin AG (EWAG)“ die mit dem Bau und Betrieb des Kraftwerkes Zschornewitz (bei Wittenberg) sowie dem Kauf der Kraftwerke Trattendorf (bei Spremberg) und Lauta zum leistungsfähigsten Stromerzeuger in Mitteldeutschland aufstieg. Das Industriekraftwerk Lauta war damit zu einem Kraftwerk für die öffentliche Stromversorgung geworden.

Nach dem Ende des Krieges war zudem der Bedarf an Rohaluminium enorm gesunken und damit auch der Strombedarf. Um den erzeugten Strom anderweitig zur Verfügung stellen zu können, war schon 1920 eine Leitung zum Umspannwerk Niederwartha bei Dresden entstanden, wodurch eine Einspeisung in das sächsische Landesnetz möglich wurde (Kahl 2009, 104).

Unter Leitung der „EWAG“ kam es im Kraftwerk in den 1920er Jahren zur Aufstellung weiterer Turbinen und der Erhöhung der Stromkapazität auf insgesamt 125 MW im Jahr. Aufgrund der Folgen der Weltwirtschaftskrise sank die Stromproduktion jedoch bis auf einen Notbetrieb von 6 MW 1932 (Kahl 2009, 104) (Abb. 7).

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und dem einsetzenden Rüstungsprogramm stieg auch der Bedarf an Aluminium wieder, was mit einem erhöhten Strombedarf des Aluminiumwerkes einherging. Das Kraftwerk erreichte nach mehreren Ausbaustufen schließlich 1938 seine höchste Kapazität mit 173 MW Leistung.

Die Produktion im Kraftwerk, in der benachbarten Tonerdefabrik, dem Aluminiumwerk sowie der Kohlegrube Erika konnte in den Kriegsjahren nur durch den Einsatz von Ostarbeitern und verstärkt auch Zwangsarbeitern, in erster Linie Kriegsgefangenen, aufrechterhalten werden. 1944 waren allein 1.000 Ostarbeiter beschäftigt. Untergebracht waren diese in mehreren Lagern.

Als Rüstungsbetrieb war der Industriekomplex „Lautawerk“ 1944 und 1945 Ziel mehrerer Luftangriffe, bei denen auch das Kraftwerk erhebliche Beschädigungen davontrug (Abb. 8). Am 20. April besetzte schließlich die Rote Armee den Ort.

Literatur

Kahl, Dieter u.a. (Hrsg.): Braunkohlenverstromung im Lausitzer Revier. Die Geschichte ehemaliger Braunkohlenkraftwerke (= Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, 10). Cottbus 2009, S. 102-110.

Noack, Maximilian: Zwischen wilhelminischer Bedarfsarchitektur und moderater Moderne. Die Werkskolonien im Niederlausitzer Braunkohlerevier. Petersberg 2016.

Verch, Katrin: VEB Aluminiumwerk „Albert Zimmermann“ Lauta. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 337-339.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 SLUB / Deutsche Fotothek / Unbekannter Fotograf.

Abb. 2, 3 Sammlung Dr. Günter Grundmann (Detmold).

Abb. 4 Gemeinfrei.

Abb. 5, 6 Kiefel, Hans: Fotoalbum Lauta. o.J. (BLHA Bibliothek).

Abb. 7 SLUB / Deutsche Fotothek / Franz Stoedtner (Lichtbildverlag).

Abb. 8 SLUB / Deutsche Fotothek / Unbekannter Fotograf.

Empfohlene Zitierweise

Czech, Vinzenz: Kraftwerk Lauta (vor 1945), publiziert am 14.10.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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