Kraftwerk Lauta (nach 1945)

Vinzenz Czech

Das Kraftwerk Lauta als Teil des Industriekomplexes „Lautawerk“ war am Ende des Zweiten Weltkriegs durch Bombenangriffe großflächig beschädigt und am 20. April 1945 von der Roten Armee besetzt worden. Als Teil des Rüstungsbetriebes „Lautawerk“ fiel es unter die Reparationsleistungen und wurde in der Folge in weiten Teilen demontiert. Lediglich einige veraltete Anlagen waren davon ausgenommen (Abb. 1-3).

Nach Beginn der Reparaturen konnte das Werk Ende 1945 bereits wieder 24 MW Leistung zur Verfügung stellen. Ab Oktober 1946 begann dann der Wiederaufbau, der sich jedoch weitgehend auf eine Reparatur der noch vorhandenen Anlagen beschränkte, die zum Teil noch aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg stammten (Abb. 4).

Rekonstruktionen und der Einbau modernerer Anlagen erfolgten dann in den 1950er Jahren, die u.a. parallel mit dem Wiederaufbau des Aluminiumwerkes stattfaden. Das Werk benötigte nicht nur Strom, sondern für die Tonerdeproduktion auch große Mengen an Dampf. 1955 ging der dritte neue Turbinensatz ans Netz (Abb. 5). Anfang der 1960er Jahre verfügte das Kraftwerk über eine Leistung von 125 MW, 1965 über 116 MW, welche dann für die kommenden Jahre beibehalten wurde. Große Teile der Anlage warteten jedoch immer noch auf eine generelle Erneuerung (Kahl 2009, 106).

Auf Grundlage der Energiewirtschaftsverordnung vom 18. April 1963 wurde der juristisch selbständige „VEB Kraftwerke Artur Becker“ zum 1. Juli gebildet. Ihm gehörten die Kraftwerke in Trattendorf, Plessa, Lauta und Finkenheerd sowie die Zentrale Reparaturabteilung Lauta (ZRA) als Betriebsteile an. Die Kraftwerke Trattendorf, Plessa und Lauta waren zuvor dem „VEB Energieversorgung Cottbus“ zugeordnet gewesen, das Kraftwerk Finkenheerd dem „VEB Energieversorgung Frankfurt (Oder)“. Wirtschaftsleitendes Organ des „VEB Kraftwerke Artur Becker Trattendorf“ war die zeitgleich am 1. Juli 1963 gebildete VVB Kraftwerke Cottbus.

Mit dem Entstehen weiterer und größerer Kraftwerke wie in Lübbenau und Vetschau wurde ab Ende der 1960er Jahre immer wieder über die Perspektive der vergleichsweise kleinen und unrentablen Kraftwerke in Finkenheerd, Lauta und Plessa beraten. Letztlich wurde nur das Kraftwerk Finkenheerd zum 1. Januar 1970 aus dem „VEB Kraftwerke Artur Becker Trattendorf“ herausgelöst, an den VEB Energiekombinat Mitte, Sitz Potsdam, angeschlossen und zum Heizkraftwerk für Frankfurt (Oder) umgebaut (Verch 2005, 328).

Mit der Auflösung der VVB Kraftwerke am 30. September 1980 erfolgte auch die Auflösung des „VEB Kraftwerke Artur Becker“ als selbstständiger Betrieb und die Eingliederung der Kraftwerke Trattendorf, Lauta und Plessa und des Bereiches Montage der ZRA als Produktionsbereiche in den „VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe – Stammbetrieb“. Der Bereich Fertigung der ZRA kam zum „VEB Instandsetzung Kraftwerke Peitz“.

Im Kraftwerk Lauta kam es ab Mitte der 1970er Jahre aufgrund von Havarien und Störungen zu einer permanenten Reduzierung der Stromleistung, sodass diese 1986 lediglich noch 41 MW betrug (Kahl 2009, 106). Die Veränderungen nach 1989 überstand das Werk dann auch nicht. Veraltete Anlagen, ein unzureichender Wirkungsgrad sowie erhebliche Umweltbelastungen führten am 30. April 1992 zur Außerbetriebnahme und Stilllegung. Die Kraftwerksanlagen wurden bis 1995 abgerissen. 

VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe

Literatur

Kahl, Dieter u.a. (Hrsg.): Braunkohlenverstromung im Lausitzer Revier. Die Geschichte ehemaliger Braunkohlenkraftwerke (= Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, 10). Cottbus 2009, S. 102-110.

Verch, Katrin: VEB Aluminiumwerk „Albert Zimmermann“ Lauta. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 337-339.

Abbildungsnachweis

Abb. 1-6 SLUB / Deutsche Fotothek / Unbekannter Fotograf

Abb. 7 Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hrsg.): Braunkohlenveredlung in der Lausitz. Teil II (Ostsachsen) (= Lausitzer Braunkohlerevier. Wandlungen und Perspektiven; 19). 2011.

Empfohlene Zitierweise

Czech, Vinzenz: Kraftwerk Lauta (nach 1945); publiziert am 14.10.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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