F. C.Th. Heye Braunkohlenwerke GmbH, Annahütte

 

Entstehung und frühe Entwicklung der „F. C. Th. Heye Braunkohlenwerke“ bei Särchen (Annahütte) waren eng verbunden mit dem Betrieb eines Glaswerkes, das 1863 von dem Mühlenbesitzer Krottnaurer und dem Kaufmann Zapp gegründet wurde und seit 1865 unter dem Namen „Emilienhütte“ in Anlehnung an die in unmittelbarer Nähe von den Besitzern ebenfalls betriebene Grube „Emilie“ firmierte. Die geförderte Kohle diente vorrangig der Energieversorgung des Glaswerkes und einer Ziegelei. 1874 wurden Grube und Glaswerk an den Major a. D. Georg von Görne verkauft, der die Glashütte nach dem Namen seiner Frau in Annahütte umbenannte und die Grube „Emilie“ mit der Grube „Minna“ bei Särchen zu den Gruben „von Görne I“ und „von Görne II“ zusammenlegte. 10 Jahre später, 1884, wechselte der Besitz von Glaswerk und Gruben erneut. Der Geheime Kommerzienrat Friedrich C. Th. Heye, ein Hamburger Kaufmann, übernahm die Glashütte und die beiden Gruben, die er 1886 in „Heye I“ und „Heye II“ umbenannte (Abb. 1).

Am 23. Februar 1888 wurde die“ F. C. Th Heye Braunkohlenwerke Annahütte“ handelsgerichtlich beim Amtsgericht Spremberg eingetragen. Alleiniger Inhaber der Firma war der Geheime Kommerzienrat F. C. Th. Heye. Das Abbaugebiet erstreckte sich auf Felder der Gruben Heye I und Heye II, denen die noch älteren Gruben Reruanttork des Bahnhofsinspektors von Krottnaurer und die Paulsgrube bei Särchen des Tuchfabrikanten Kadner angegliedert wurden. Für die Verarbeitung der Kohle ging am 1. April 1888 eine Brikettfabrik (Heye I) in Betrieb. Bis Ende 1897 wurde die Kohle im Tiefbau abgebaut. Neuere Technik zur Entwässerung ermöglichte den Übergang zum Tagebaubetrieb. Gleichzeitig kam Ende der 1896 begonnene Bau einer zweiten Brikettfabrik (Heye II) zum Abschluss, die die Brikettproduktionskapazitäten entsprechenden der steigenden Kohlenförderung erweiterte (Abb. 2-4). Für die Unterbringung der wachsenden Belegschaft entstanden in der Kolonie Annahütte Wohnungen und soziale Einrichtungen (u.a. Schule, Apotheke, Post) (Abb. 5).

Nach dem Erwerb ertragreicher Kohlenfelder bei Wiednitz in den Gemarkungen Grünewald, Hohenbocka, Hosena, Guteborn und Leippe, südwestlich von Hoyerswerda, begann die „F. C. Th. Braunkohlenwerke“ 1909 den Aufschluss der Grube Heye III und die Errichtung einer Brikettfabrik (Abb. 6-8). Ausgestattet mit moderner Technologie nahm die Brikettfabrik schon Ende 1910 die Verarbeitung der Kohle aus dem Neuaufschluss auf. Erstmals kamen elektrisch angetriebene Pressen zum Einsatz, zudem wurde die Rohkohle vor der Brikettierung einer Kohlenwäsche zugeführt und für den Brikettierungsprozess durch Beheizung mit Generatorgas vorgetrocknet. In der Grube Heye III erfolgte der Kohlenabbau zunächst bis 1935 in den Tagebauen I – IV westlich der Bahnstrecke Lübbenau-Kamenz. Mit dem Aufschluss des Tagebaus V wechselte das Abbaugeschehen ab 1935 auf die östliche Seite der Bahnstrecke.

Für die Unterbringung und Versorgung der Angestellten und Arbeiter errichtete das Unternehmen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Werksanlagen die Werkskolonie Grube Heye III mit Wohnhäusern, einer Schule, einem Badehaus und einem Werksgasthof. Bei der Gestaltung orientierte sich der damit beauftragte Architekt Georg Heinsius von Mayenburg aus Dresden an dem Modell der zeitgleich von ihm entwickelten Gartenstadt Marga für die Ilse Bergbau AG (Abb. 9).

Zum Anfang wurde die Kohle noch per Hand abgebaut und mit einer Kettenbahn in die naheliegende Brikettfabrik verbracht. Der Einsatz von Kohlenbaggern ab 1918 ermöglichte eine deutliche Steigerung der Rohkohlenförderung. Den Transport zur Brikettfabrik, die mit Fortschreiten des Tagebaus immer weiter vom Abbaufeld entfernt lag, übernahmen ab 1924 Züge mit Großraumwagen (Abb. 10-15).

In den Anfangsjahren bestand noch eine enge organisatorische Verbindung mit dem Glaswerk. Ab 1. Januar 1897 waren beide Firmen geschäftlich und räumlich getrennt, blieben allerdings bis zum Tod des Firmengründers (16. Juni 1916) im Familieneigentum von F. C. Th. Heye. In Ausführung seines Testaments wurde das Unternehmen zum 31. Dezember 1916 in die Personengesellschaft „F. C. Th. Heye Braunkohlenwerke GmbH“ umgewandelt. Der umfangreiche Grundbesitz und die erworbenen Abbaurechte der Grubenbetriebe gingen auf die GmbH über. Gesellschafter waren der Sohn Friedrich C. H. Heye und weitere Mitglieder der Industriellen-Familie Heye, die in Annahütte und an anderen Standorten Glasfabriken in Deutschland betrieben. Während Friedrich C. H. Heye den Aufsichtsrat führte, lag die eigentliche Leitung der „F. C. Th. Heye Braunkohlenwerke GmbH“ in den Händen des Generaldirektors Günther Heubel, der diese Position von 1900 bis 1937 innehatte.

Zur Verbesserung des Absatzes von Rohkohle und Briketts außerhalb der für das Ostelbische Braunkohlensyndikat bestimmten Margen gründete das Unternehmen 1928 eine eigene Werkshandelsgesellschaft, die Heye Kohlenhandelsgesellschaft mbH mit Sitz in Annahütte. Daneben gehörten zeitweise eine Reihe von Nebenbetrieben zum Geschäftsumfang des Unternehmens, darunter eine Ziegelei sowie Konsumanstalten, Bäckereien und Werksgasthäuser in den Kolonien Annahütte und Heye III.

Zur Vermeidung von Stilllegungen und Arbeiterentlassungen auf Grund von Absatzschwierigkeiten verpachtete das Unternehmen die Grube Heye III von 1935 bis 1937 an das Ostelbische Braunkohlensyndikat. Zum 2. Januar 1939 wurde die Brikettfabrik I in der Grube Heye I/II stillgelegt. Die Brikettproduktion übernahm seitdem die technisch modernisierte und erweiterte Brikettfabrik II. 1944 war die Auskohlung des 1. Flözes in der Grube Heye I/II erreicht und damit ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb der Grube nicht mehr durchführbar. Mit Vertrag vom 24. Mai/ 24. Juni 1944 verkaufte das Unternehmen die Anlagen in Annahütte einschließlich des Grundbesitzes und aller Abbaurechte mit Wirkung zum 1. Juli 1944 an die Anhaltische Kohlenwerke AG (die dortigen Anlagen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg komplett demontiert). Gleichzeitig erfolgte die Verlegung des Geschäftssitzes nach Wiednitz und die Änderung des Firmennamens in „F. C. Th. Heye-Annahütte-Braunkohlenwerke GmbH“.

Nach Kriegsende wurde das im Kreis Hoyerswerda und damit nun im Land Sachsen gelegene Unternehmen mit der Braunkohlengrube Heye III nach SMAD-Befehl 124 vom 30. Oktober 1945 beschlagnahmt und auf Grund des Volksentscheides vom 30. Juni 1946 enteignet. Mit SMAD-Befehl 64 vom 17. April 1948 und Urkunde vom 1. Juli 1948 ist die Enteignung bestätigt worden. Gemäß dem „Gesetz über die Überführung von Bergwerken und Kohlenschätzen in das Eigentum des Volkes“ vom 8. Mai 1947 befand sich der Betrieb Heye III seitdem im Eigentum des Landes Sachsen. Zum 1. Juli 1948 erfolgte die Unterstellung unter die VVB (Z) Braunkohlenverwaltung Welzow. Wenig später ist der Betrieb umbenannt worden. Ab dem 1. Januar 1949 führte er den Namen VEB Braunkohlenwerk Heide, Wiednitz. Die Brikettfabrik blieb noch bis 1992 in Betrieb.

VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe

(Textvorlage: Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 75 F. C. Th. Heye Braunkohlenwerke GmbH, Annahütte, Bestandsübersicht / Firmengeschichte, ergänzt und bearbeitet von Vinzenz Czech)

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 75 F. C. Th. Heye Braunkohlenwerke GmbH, Annahütte, Bestandsübersicht / Firmengeschichte [Siehe: Hier]

Literatur

Knauth, Friedrich: Brikettfabriken in der Lausitz. Ein Streifzug durch mehr als 100 Jahre Braunkohlenbrikettierung in der Lausitz. Großenhain 1999.

Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hrsg.): Annahütte/Poley (= Lausitzer Braunkohlerevier. Wandlungen und Perspektiven; 22). 2013.

Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hrsg.): Heide/Zeißholz (= Lausitzer Braunkohlerevier. Wandlungen und Perspektiven; 23). 2013.

Noack, Maximilian: Zwischen wilhelminischer Bedarfsarchitektur und moderater Moderne. Die Werkskolonien im Niederlausitzer Braunkohlerevier. Petersberg 2016.

Sperling, Dieter: Betriebe und Produktionsstätten der Braunkohlenindustrie des Lausitzer Reviers. (= Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, 13). Cottbus 2018.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 Noack 2016.

Abb. 2-4, 6-9, 15 Sammlung Dr. Günter Grundmann (Detmold).

Abb. 5, 10-14 https://www.foerderverein-annahuette.de/start/fotos/.

Empfohlene Zitierweise

F. C.Th. Heye Braunkohlenwerke GmbH, Annahütte, publiziert am 21.10.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.