Phenoplast Bischoff & Co. KG, Eberswalde

 

Die Firma Phenoplast wurde im Jahre 1933 vom Dipl.-Ing. Otto Bischoff und dem Kaufmann Alfred Hahner in Eberswalde gegründet. Als Gegenstand des Unternehmens findet sich laut Eintrag im Handelsregister des Amtsgerichtes der Stadt Eberswalde die Verarbeitung von plastischen Massen zu Halb- und Fertigfabrikaten sowie der Vertrieb derselben (Chemische Industrie 1933, 464). Die Firma fertigte kleine einfache Pressteile auf der Basis von Phenol und Kresolpressmasse mittels Handpressen und mechanischer Pressen. Eine eigene kleine Schlosserei diente der Reparatur der Pressformen. Der Firmensitz befand sich in Eberswalde in den ehemaligen Räumlichkeiten der Bessel‘schen Brauerei in der Heegermühler Straße.

Produkte der Firma waren zunächst einfache Artikel für den Haushalt und den täglichen Bedarf, wie z. B. Schraubkappen aller Art für Flaschen und Behälter sowie Knöpfe. Die Zahl der Beschäftigten stieg 1933-1934 von anfangs 8-12 auf 20-25 und bestand vorwiegend aus weiblichen Arbeiterinnen. Durch die Weiterentwicklung von Pressmassen erfolgte dann auch die Herstellung von technischen Teilen, v.a. für die Elektrotechnik und den allgemeinen Maschinenbau. Darüber hinaus fertigte man auch Gasschutzartikel sowie Knöpfe für Gasschutzanzüge. Später kamen noch Kämme, Wasserfilter, Verpackungsdosen für Zahnpasta, Zerstäuber, Flugzeugteile und technische Teile für Radios hinzu (Abb. 1, 2).

Die stetig wachsende Produktion zog die Anschaffung mehrerer hydraulischer Pressen und Handpressen nach sich, so dass die bisherigen Fabrikationsräume nicht mehr ausreichten und 1939 ein Neubau errichtet wurde. Dieser befand sich in Eberswalde in der Heidestr. 7 und verfügte über die Fabrik, Bürogebäude und entsprechende Lagerplätze. Die Anzahl der Beschäftigten war nunmehr auf ca. 130 angewachsen. Verarbeitet wurden im Presswerk härtbare Phenoplaste, Aminoplaste, Bakelite-Pressstoffe; und im Spritzgusswerk nicht härtbare bzw. thermoplastische Kunststoffe wie Trolit, Trolitul, Plexigum, Mipolam u. a. m. (Schmidt 1941, 247) (Abb. 3).

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges brachte auch für die Firma Phenoplast eine Umstellung der Fabrikation. Man fertigte nun überwiegend Press- und Spritzteile für die Radio-, Nachrichten- und Elektrotechnik. Die Entwicklung der neuen Teile erfolgte sowohl im Werk als auch bei den Auftraggebern, wie z.B. Telefunken oder Siemens. Die dazu notwendigen Maschinen entwarf man im Werk, aber ließ sie von anderen Werkzeugfirmen bauen, da aufgrund des Krieges kein eigener Werkzeugbau realisiert werden konnte.

Weiterhin wurden infolge des Krieges der Firma die männlichen Arbeitskräfte entzogen, so dass vermehrt Frauen eingesetzt wurden. Den Arbeitskräftemangel versuchte man auch durch den Einsatz französischer, später auch russischer, Kriegsgefangener auszugleichen. Insgesamt waren im Jahre 1944 210 Beschäftigte dort tätig, davon allein 118 Frauen. Die Firma arbeitete im Dreischichtsystem und erzielte in den Jahren 1943 und 1944 einen Jahresumsatz von ca. 1 Million Reichsmark. Sie produzierte bis zur Besetzung durch die Rote Armee im April 1945 und nahm unter deren Verwaltung sofort ihre Tätigkeit wieder auf.

Am 15. Juli 1948 wurde das beschlagnahmte Betriebsvermögen der Firma „Phenoplast, Bischoff & Co KG, Eberswalde“ auf Grund des Befehls Nr. 124 des Oberstern Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland vom 30.10.1945 enteignet und am 11.10.1948 auf Ersuchen der Stadt Eberswalde beim Amtsgericht Eberswalde im Handelsregister gelöscht.

 

(Textvorlage: Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 75 Bischoff & Co. KG, Eberswalde; Bestandsübersicht / Firmengeschichte [Siehe: Hier], ergänzt und bearbeitet von Vinzenz Czech)

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 75 Bischoff & Co. KG, Eberswalde.

Literatur

Schmidt, Rudolf: Geschichte der Stadt Eberswalde. Band 2. Von 1740 bis 1940. Eberswalde 1941, S. 247f. [Siehe: Hier]

Die Chemische Industrie Band 56 (1933).

Abbildungsnachweis

Abb. 1, 2 Kunststoff-Museums-Verein e.V. Düsseldorf

Abb. 3 Metall-Korrosion im Bauwesen. Herausgegeben vom Präsidenten des Staatlichen Materialprüfungsamtes Berlin-Dahlem. Berlin 1941.

Empfohlene Zitierweise

Phenoplast Bischoff & Co. KG, Eberswalde, publiziert am 14.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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