VEB Walzwerk „Willy Becker“ Kirchmöser

Katrin Verch (ergänzt und bearbeitet von Julian-Dakota Bock)

Das Gelände des „VEB Walzwerk Willy Becker“ in Kirchmöser bei Brandenburg (Havel) wurde bereits seit dem Ersten Weltkrieg industriell genutzt: Bis 1918 bestand dort eine Pulverfabrik, dann ein Lokomotivuntersuchungswerk für die Deutsche Reichsbahn, schließlich diente ein Teil des Areals während des Zweiten Weltkriegs als Panzerwerk. 1945 richtete die SMAD eine Reparaturwerkstatt ein und verhinderte die Sprengung der Anlagen. Auf der Grundlage des Zweijahrplanes 1949/50 zur Wiederherstellung und Entwicklung der Friedenswirtschaft, zu der auch der Aufbau der Grundstoffindustrie gehörte, wurde am 23. Februar 1949 der Grundstein für das Walzwerk gelegt. Die notwendigen Ausrüstungen für die beiden Walzenstraßen in Kirchmöser stammten höchstwahrscheinlich aus Demontagebeständen anderer Werke in der sowjetischen Besatzungszone und wurden von der SMAD zur Verfügung gestellt. Bereits am 15. September 1949 erfolgte die Einweihung mit der Inbetriebnahme der Feineisenstraße. Am 13. Oktober 1949 begann die Grobblechstraße zu arbeiten (Abb. 1-5).

Die Erzeugnisse aus Kirchmöser wurden für alle Zweige der metallverarbeitenden Industrie benötigt, insbesondere für den Schwermaschinenbau, den Anlagenbau, den Schiffsbau und die Bauindustrie. Wegen des hohen Bedarfs an Gebrauchsgütern bei der Bevölkerung in den Nachkriegsjahren wurden u.a. auch Ofenrohre und Schubkarren aus den Abfällen der Produktion hergestellt. Auf Beschluss der Regierung der DDR vom 2. März 1950 erhielt das Walzwerk am 15. Mai 1950 den Namen „Willy Becker“, nach dem verstorbenen Leiter der Hauptabteilung Metallurgie im Ministerium für Industrie der DDR.

Das Walzwerk unterstand zwischen 1949 und 1951 der VVB (Z) Vesta Leipzig, einer VVB zur Produktion und Verarbeitung von Roheisen, Stahl und Walzerzeugnissen, ab April 1951 der VVB Walzwerke und Ziehereien Berlin und wurde im März 1952 der zuständigen Hauptverwaltung des jeweils verantwortlichen Ministeriums für Hüttenwesen und Erzbergbau bzw. für Schwerindustrie oder für Berg- und Hüttenwesen direkt unterstellt. Der Minister für Berg- und Hüttenwesen ordnete am 8. Januar 1957 die Auflösung des „VEB Walzwerk Willy Becker" als juristisch selbstständiger Betrieb zum 31. Dezember 1956 an. Ab 1. Januar 1957 wurde er als Betriebsabteilung des „VEB Stahl- und Walzwerk Brandenburg“ weitergeführt. Die Feinstahlstraße wurde 1987, die Grobblechstraße 1993 stillgelegt.

VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 502 VEB Walzwerk „Willy Becker“ Kirchmöser [Siehe: Hier]

Literatur

Verch, Katrin: VEB Walzwerk „Willy Becker“ Kirchmöser. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 330-331.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 Bundesarchiv, Bild 183 - R79110

Abb. 2 Bundesarchiv, Bild 183 – S86129

Abb. 3 Bundesarchiv, Bild 183 – S87073

Abb. 4 Bundesarchiv, Bild 183 – R81525

Abb. 5 Bundesarchiv, Bild 183 – R97739

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Walzwerk „Willy Becker“ Kirchmöser publiziert am 09.05.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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