VEB Teerdestillation und Chemische Fabrik Erkner

Katrin Verch (bearbeitet und ergänzt von Vinzenz Czech)

Nach 1945 erfolgte die Enteignung der „Rütgerswerke“ in Erkner und die Überführung in Volkseigentum. Durch vollständige Demontage des Werkes Niederau in Sachsen war das Werk in Erkner das einzige der sowjetischen Besatzungszone, das in der Lage war, Steinkohlenteere zu Reinprodukten aufzuarbeiten.

Der „VEB Teerdestillation und Chemische Fabrik Erkner“ unterstand ab 1948 der VVB (Z) Kohlewertstoffe Halle, später dem Ministerium für Kohle und Energie bzw. der VVB Mineralöle und organische Grundstoffe Halle. Am 1. Juli 1969 wurde er in den „VEB Erdölverarbeitungswerk Schwedt“ eingegliedert. Mit der Bildung des „VEB Petrolchemisches Kombinat Schwedt“ am 1. Januar 1970 wurde er ein Betriebsteil des Stammbetriebes Schwedt. Bereits vor 1970 und auch danach gab es Überlegungen, die Produktion umzuprofilieren oder einzustellen. Neben veralteten Produktionsanlagen war das Aufkommen an Steinkohlenteer u.a. durch Stilllegung von Gaswerken rückläufig. Mit der Eingliederung in das PCK Schwedt sollte die Carbochemie durch die Petrolchemie abgelöst werden. Es war vorgesehen, eine Rußfabrik zu errichten. Anfang 1970 zog ein Brand die Naphthalinanlage in Mitleidenschaft (Abb. 1). 1971 sollte das Werk schließlich geschlossen werden, dann zum 1. Januar 1972 im Zuge der Aufnahme der Radialreifenproduktion dem „VEB Reifenkombinat Fürstenwalde“ zugeordnet werden. Letztlich wurde das Werk erhalten, arbeitete jedoch zunehmend unökonomischer.

Der Betrieb bestand aus mehreren Erzeugnislinien: zunächst dem Teerbetrieb (u.a. Weich- und Hartpech, Straßenteer, Stahlwerksteer), dem Benzolbetrieb (u.a. Benzol, Toluol, Pyridin) und dem Karbolbetrieb (u.a. Kresol, Phenol, Xylenol), dann dem Pyridinbetrieb, dem Naphthalinbetrieb und dem Cumaronharzbetrieb. In den 1980er Jahren wurde Steinkohlenteer verarbeitet, Lösungsmittel (Ekosol, Kobosol) und Reinpräparate (Reinbenzole, Reinduole, Reinpyridin) hergestellt und Pyridin verarbeitet (Abb. 2).

1990 wurde der Betriebsteil Erkner aus dem PCK Schwedt ausgegliedert und als „Erkner Chemie GmbH“ geführt. Dieser stellte am 30. Juni 1993 die Produktion ein. Danach wurden fast alle Gebäude abgerissen, um einen Industrie- und Gewerbepark zu schaffen (Abb. 3).

VVB - Vereinigung Volkseigener Betriebe

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 703 VEB Teerdestillation und Chemische Fabrik Erkner. [Siehe: Hier]

Literatur

Braun, Michael: Teer und Chemie in Erkner. In: Kreiskalender Oder-Spree 2015, S. 26-31.

Ziebarth, Gerhard: Dreck und Mief und glückliche Jahre. Arbeiten und Leben mit dem Teerwerk Erkner. Berlin 2018.

Verch, Katrin: VEB Teerdestillation und Chemische Fabrik Erkner In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 353-354.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 Gemeinfrei

Abb. 2 SLUB / Deutsche Fotothek / Dieter Möller

Abb. 3 Stadtarchiv Erkner

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Teerdestillation und Chemische Fabrik Erkner, publiziert am 03.08.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.