Adam Opel AG, Brandenburg (Havel)

Julian-Dakota Bock

Zum Zweck der Massenfertigung des Opel Blitz gründete die „Adam Opel AG“ 1935 eine Zweigstelle des Werkes Rüsselheim in Brandenburg (Havel). Der Bau des neuen Werkes erfolgte von Anfang an in Absprache mit der Reichsregierung bzw. der Wehrmacht und sollte die Versorgung des deutschen Militärs mit Lastfahrzeugen sicherstellen. Aus diesem Grund war die Stadt Brandenburg von staatlicher Seite dazu verpflichtet worden, der Adam Opel AG ein entsprechendes Grundstück zur Verfügung zu stellen. Das 850.000 m² große Gelände am Silokanal bot dabei eine günstige Anbindung an Wasser- und Schienenverkehr. Im Rekordtempo wurde das Werk innerhalb von 190 Tagen errichtet und am 10. August 1935 eingeweiht. Auf architektonischer Ebene verband es den Bauhaus-Stil mit der typischen Monumentalarchitektur des Dritten Reiches (Abb. 1).

Die Überführung der Opel Blitz-Produktion von Rüsselheim nach Brandenburg gestaltete sich reibungslos, so dass bereits am 16. November das erste Fahrzeug produziert werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt gab es im Werk 680 Beschäftigte. Das Werk konnte bis 120 Fahrzeuge am Tag produzieren (Abb. 2-4). Dies wurde nicht zuletzt durch den Einsatz von Zwangsarbeitern ermöglicht, welche in einem Lager nahe dem Werk untergebracht waren. Bis Kriegsende betrug deren Anteil an der Produktion teilweise über 50%. Hierbei kam es wohl wiederholt zu Konfliktsituation zwischen der Werksleitung und dem Werkschutz. Der Werksleiter Heinrich Nordhoff kritisierte hierbei die inhumanen Methoden, mit welchen der Werkschutz im Barackenlager agierte.

Um für den amerikanischen Mutterkonzern General Motors relevant zu bleiben, wurde versucht, die Produktion im Werk unter dem Gesichtspunkt der Rationalisierung zu organisieren und einen Schwerpunkt auf den Export zu legen. Dies misslang jedoch, da spätestens ab 1944 sämtliche produzierten Opel Blitz zu vergünstigten Preisen an die Wehrmacht verkauft wurden (Abb. 5). Zudem bestand Werksleiter Nordhoff auch darauf, die zivile Produktion während des Krieges weiterzuführen, um auch nach Kriegsende anschlussfähig zu bleiben.

Die Produktion im Werk wurde im August 1944 eingestellt, nachdem ein alliierter Luftangriff die Hälfte der Gebäude zerstört hatte. Nach Kriegsende wurden die Produktionsanlagen demontiert und in die UdSSR gebracht.

Literatur

Brekow, Frank: Rüstungsindustrie. In: Geiseler, Udo; Heß, Klaus (Hrsg.): Brandenburg an der Havel. Lexikon zur Stadtgeschichte (= Einzelveröffentlichungen der Brandenburgischen Historischen Kommission e.V.; 13). Berlin 2008, S. 315-316.

Krause, Bernd: Adam Opel AG. In: Geiseler, Udo; Heß, Klaus: Brandenburg an der Havel. Lexikon zur Stadtgeschichte. Berlin 2008, S. 18.

Krause, Bernd: Der „Blitz“ aus Brandenburg – die Opel-Werke. In: Heinrich, Gerd u.a. (Hrsg.): Stahl und Brennabor. Die Stadt Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert (= Bibliothek der Brandenburgischen und Preußischen Geschichte; 3). Potsdam 1998, S. 447-449.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 Schmarbeck / Fischer: Alle Opel Automobile seit 1899. Stuttgart 1994, S. 111.

Abb. 2 https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=3287 (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel - Frey-Haus - CC-BY-NC-SA)

Abb. 3 Lewandowski, J.: Opel. Das Unternehmen, die Automobile, die Menschen. München 1995, S. 72.

Abb. 4 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-2007-0910-500,_Brandenburg,_Lkw-Produktion.jpg (Bundesarchiv, Bild 183-2007-0910-500 - CC-BY-SA 3.0)

Abb. 5 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_101I-303-0554-24,_Italien,_Soldaten_auf_LKW_Opel-Blitz.jpg (Bundesarchiv, Bild 101I-303-0554-24; Foto: Funke - CC-BY-SA 3.0)

Empfohlene Zitierweise

Bock, Julian-Dakota: Adam Opel AG, Brandenburg (Havel), publiziert am 17.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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