Curt von Grueber Maschinenbau AG, Teltow

Vinzenz Czech

Im Jahr 1906 gründete der Ingenieur Curt von Grueber eine Firma für die Planung und den Verkauf von sogenannten Kent-Mühlen in Berlin. Die Kent-Mühle war Anfang des 20. Jahrhunderts eine Neuheit, die es auf eine Mahlleistung von bis zu 5 Tonnen pro Stunde brachte. Einsatzgebiete waren die Phosphatindustrie oder auch die Zementherstellung. Grueber sicherte sich für das Produkt 1906 die Verkaufsrechte für Europa und trieb den Absatz über seine Firma voran.

1912, nach dem Eintritt des Ingenieurs Ernst Curt Loesche, begann das Unternehmen mit der Herstellung seiner Produkte in einer eigenen Produktionsstätte, zunächst in Berlin-Hohenschönhausen und ab 1916 in Teltow. Loesche arbeitete sich mit den Jahren in eine Führungsposition vor und wurde 1919 Partner des Unternehmens. Zur Produktpalette gehörten die sogenannte Maxecon-Mühle, eine Erweiterung der Kent-Mühle, aber auch Drehrostöfen und alle Arten von Maschinen zur Zementherstellung, einschließlich Brecher und Schneckenförderer.

Trotz der Tatsache, dass die deutsche Zementindustrie sich nach dem Ersten Weltkrieg in einer tiefen und anhaltenden Krise befand, gelang der Firma in den 1920er Jahren ein nachhaltiger Aufstieg. Vor allem die Konstruktion und Patentierung einer völlig neuen Mühle durch Ernst Curt Loesche sowie der erfolgreiche Einsatz dieser in dem von der BEWAG 1928 in Berlin-Rummelsburg in Betrieb genommenen Kraftwerk Klingenberg brachte der Firma weitreichenden Erfolg. Klingenberg war das erste kohlenstaubgefeuerte Kraftwerk Europas und hier wurde erstmals die neuentwickelte Loesche-Mühle sehr erfolgreich zur Vermahlung von Kohle eingesetzt. Die Mühle war in ihrem Inneren mit einer rotierenden Mahlbahn ausgestattet, mit der das Mahlgut unter Zentrifugalkraft vom Zentrum aus nach außen geschoben wurde. Sie eignete sich damit gut zum Mahlen von spröden Materialien, vor allem für die Zement- und Düngemittelindustrie. Die technologischen und energetischen Vorteile des neuen Mühlentyps waren so überragend, dass die Technik sehr schnell in weitere Anwendungsfelder übertragen wurde.

„Die Gesellschaft ist mit lohnenden Aufträgen gut beschäftigt“, heißt es in einem Verwaltungsbericht der Stadt Teltow von 1928 (Verwaltungsbericht, 29). Sie verfügte über einen umfangreichen Grundbesitz, darunter allein 40 000 qm Fabrikgelände, und hatte den Betrieb durch den Erwerb neuer Maschinen namhaft vergrößert. Ende der 1920er Jahre waren in Teltow ca. 300 Ingenieure, kaufmännische Angestellte und Arbeiter beschäftigt.

1937 kaufte Ernst Curt Loesche den Anteil von Curt von Grueber an dem Unternehmen und wurde alleiniger Eigentümer.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war auch in der Geschichte von Ernst Curt Loesches Unternehmen eine Zäsur. Wie bei vielen anderen Maschinenherstellern war der Betrieb gezwungen, Rüstungsgüter für die deutschen Kriegsanstrengungen herzustellen. Das Reichsluftfahrtministerium ersetzte bald die Zementindustrie als größten Kunden des Unternehmens.

Nach einem Luftangriff im Jahr 1943 wurde die Produktion im Teltow fast zum Erliegen gebracht. 1945, am Ende des Krieges, bestanden die sowjetischen Besatzungsmächte darauf, dass die Maschinen in Teltow abgebaut und in die Sowjetunion transportiert wurden. Nur wenige Monate später produzierte das Unternehmen wieder, arbeitete jedoch mit veralteten Anlagen. Als im April 1948 die "Curt von Grueber Maschinenbauanstalt" von der sowjetischen Militärverwaltung ohne Entschädigungsleistung enteignet wurde, verließ Curt Loesche Berlin und baute das Unternehmen in Düsseldorf neu auf. Die Firma in Teltow ging in Volkseigentum über. Gebaut wurden nun Straßenbau- und Steingewinnungsmaschinen und Luftstrommühlen.

Der 1952 in „VEB Teltomat“ umbenannte Betrieb begann 1958 mit der Fertigung kompletter Asphaltmischanlagen. Seit 1994 ist der Betrieb „Teltomat GmbH“ Teil der Unternehmensgruppe „Günter Papenburg Aktiengesellschaft“.

Literatur

„Mills for the world”. 100 Jahre Loesche. 2006.

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. II A I Kom 5717 Verwaltungsbericht der Stadt Teltow für die Jahre 1914-1928, S. 25-30.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 Verwaltungsbericht 1928

Abb. 2 https://brandenburg.museum-digital.de/object/33543 (Heimatverein Teltow - CC-BY-NC-SA)

Abb. 3 https://brandenburg.museum-digital.de/object/33545 (Heimatverein Teltow - CC-BY-NC-SA)

Abb. 4 https://brandenburg.museum-digital.de/object/33546 (Heimatverein Teltow - CC-BY-NC-SA)

Empfohlene Zitierweise

Czech, Vinzenz: Curt von Grueber Maschinenbau AG, Teltow, publiziert am 14.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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