Deutsche Asbestwerke Georgi & Co., Teltow

Katrin Verch (mit Ergänzungen von Julian-Dakota Bock)

Im Jahr 1913 erwarb die 1910 in Berlin gegründete „Metzeler Asbestwerke GmbH“ ein Grundstück am Teltowkanal. Die Wasserverbindung sollte eine Voraussetzung bilden für die Anlieferung von Rohstoffen sowie der Auslieferung von Fertigfabrikaten der auf dem Gelände geplanten Firma. Im Herbst 1913 wurde mit dem Bau des Fabrikgebäudes begonnen. Bei Kriegsausbruch fertiggestellt konnte nach Überführung des Maschinenparks aus der Berliner Fabrik das Werk 1915 die Produktion aufnehmen. Während des Krieges stellte man überwiegend Produkte für den Heeresbedarf her.

Nach dem Ersten Weltkrieg vereinigten sich die „Metzeler Asbestwerke GmbH“ und die „Berliner Asbestwerke Wilhelm Reinhold“ zur „Fa. Deutsche Asbestwerke AG“, ab 1. Januar 1935 „Deutsche Asbestwerke Georgi, Reinhold & Co.“ in der Form einer Kommanditgesellschaft. Während die Verwaltung in Berlin-Zehlendorf saß, befanden sich die Werke in Teltow, Berlin-Reinickendorf und Rottenburg a. Neckar, später auch in Mannheim und Seidenberg. In der Zwischenkriegszeit kam es zu umfangreichen Rationalisierungen des Produktionsprozesses, wodurch das Werk zu einer der modernsten Asbestfabriken Europas aufstieg. In diesem Zeitraum waren in Teltow rund 250 Mitarbeiter beschäftigt. Hier waren Asbestspinnerei, -zwirnerei und –weberei vereinigt, während im Reinickendorfer Werk die Flechterei und die Asbest-Kautschuk-Fabrik untergebracht waren. Das dritte Werk in Rottenburg beschäftigte sich ausschließlich mit der Anfertigung von Asbestpappen.

Das Fabrikationsprogramm umfasstes alle Asbestartikel, wie Fäden von den gröbsten bis zu den feinsten Nummern, Gewebe jeder Ausführung für alle möglichen Verwendungszwecke, Isolierschnüre, Stopfbüchsenpackungen aller Art, Asbestkautschukfabrikate und Pappen. Verarbeitet wurden in der Regel Rohasbeste aus Kanada, in geringeren Mengen auch aus Russland und Südafrika. Die Fabrikate wurden in die meisten europäischen Länder aber auch nach Übersee geliefert.

Bis 1952 wurde der Teltower Betrieb in der Warthestraße 20 vom Sitz der Firma in Berlin-Zehlendorf geleitet. Gemäß § 6 der „Verordnung zur Sicherung von Vermögenswerten“ vom 17. Juli 1952 ging der Betrieb in staatliche Verwaltung über. Der Betrieb unterstand zunächst dem Rat des Kreises Potsdam-Land, ab 1. April 1963 dem Wirtschaftsrat des Bezirkes Potsdam. 1964 hatte er 41 Beschäftigte.

Nach 1945 wurden Asbestgarne, Kordel und Lunte in den Qualitäten Sonder- und Handelsgüte und bis 1958 Asbestgewebe für Arbeitsschutzbekleidung in der Qualität Sondergüte hergestellt. Die Asbestgarne wurden dann in anderen Betrieben zu Gewebe verarbeitet und für Arbeitsschutzbekleidung und mit Glasfasern zusammen für Isolierzwecke, vor allem in der Heizkissenproduktion, eingesetzt. Die Lunte diente für Isolierzwecke bei Kabeln und elektrischen Geräten.

Die Produktionsmenge reichte dennoch nicht. Mitte der 60er Jahre gab es deshalb Überlegungen, den Betrieb zu erneuern und zu erweitern und ab 1. Januar 1967 einen VEB Deutsche Asbestwerke in Teltow zu gründen. Davon ging man jedoch wieder ab. Auf Beschluss des Wirtschaftsrates des Bezirkes Potsdam stellte der Betrieb per 31. Dezember 1969 seine Produktion ein. Das Kombinat VEB Elektronische Bauelemente „Carl von Ossietzky“ Teltow übernahm die Liegenschaften.

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 503 Deutsche Asbestwerke & Co. Teltow i. Verwaltung. [Siehe: Hier]

Literatur

Verch, Katrin: Deutsche Asbestwerke Georgie & Co. Teltow i. Verwaltung. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 345-346.

Verwaltungsbericht der Stadt Teltow für die Jahre 1914-1928, S. 25-30 (Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. II A I Kom 5717).

Abbildungsnachweis

Abb. 1 Verwaltungsbericht der Stadt Teltow für die Jahre 1914-1928.

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: Deutsche Asbestwerke Georgi & Co., Teltow, publiziert am 23.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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