VEB Mechanische Spielwaren Brandenburg

Katrin Verch (ergänzt und bearbeitet von Vinzenz Czech)

Bereits in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts begann in Brandenburg (Havel) die Herstellung von Spielwaren. Vor allem Blechspielzeug wurde als Haupt- oder Nebenproduktion von mehreren Betrieben angefertigt. Dazu zählten u.a. das „Patentwerk Ernst Paul Lehmann“, das „Lineol-Werk Wiederholz und Co.“, die „Gundkawerke“, die „Orowerke“, die „Ger-Tonwerke“ oder die „Brennaborwerke“.

Das „Patentwerk“ und das „Lineol-Werk“ wurden zwischen 1945 und 1948 enteignet und 1948 der „VEB Spielwarenwerk Patent“ sowie der „VEB Spielwarenwerk Lineol-Plastik“ geschaffen. Zur weiteren Zentralisierung der Produktion wurden beide 1949 unter dem Namen „VEB Spielwarenwerk Patent-Lineol Brandenburg (Havel)“ zusammengeschlossen. Am 1. Januar 1955 erfolgte darüber hinaus die Eingliederung des „VEB (K) Gundkawerk“. Nachdem Ende 1956 die Lineolfertigung (Tiere, Figuren) zum damaligen „VEB Lineolplastik Dresden“ verlegt worden war, erhielt der Betrieb den Namen „VEB Mechanische Spielwaren Brandenburg“.

Produziert wurden zunächst vorwiegend mechanische Fahrzeuge und Spielfiguren (Abb. 1, 2). Neben dem Ausbau der Spielvarianten wurde auch elektromechanisches und ferngesteuertes Spielzeug in das Sortiment aufgenommen. Am bekanntesten waren Feuerwehren, Raupenschlepper, Kranwagen, Tankauflieger und Gabelstapler (Abb. 3, 4). Als größter mechanische Spielwaren produzierender Betrieb der DDR war er Leitbetrieb für die Erzeugnisgruppen „Mechanische und elektromechanische Spielwaren“ und „Metallspielwaren“. 1980 fielen drei Viertel der Produktion auf die mechanischen und elektromechanischen Spielwaren (Abb. 5-7). Bis zu 50 % der Produktion gingen in den Export. Außerdem war der Betrieb Zulieferer für die Spielzeugindustrie, beispielsweise beim Blechdruck. Die Produktion gliederte sich in die Bereiche Blechdruckanlage, Stanzerei, Montage und Spritzgießabteilung zur Herstellung von Plastteilen.

Neben der Produktion in Brandenburg gab es Meisterbereiche in der Strafvollzugsanstalt Brandenburg (ab ca. 1960) und in Päwesin (1971/1972). 1981 wurde das Puppenwerk Görtzke als Betriebsteil angegliedert. Das Puppenwerk stellte Kleinpuppen aus PVC oder kombiniert mit Polyäthylen in der Größe von 20-25 cm her. Zu diesem Zeitpunkt waren im Brandenburger Werk etwa 580 und in Görtzke etwa 77 Mitarbeiter beschäftigt (Abb. 8, 9).

Die Unterstellungsverhältnisse wechselten zunächst mehrfach: Ab 1. Juli 1948 gehörten die beiden Betriebe zur VVB (Z) Musik-Kultur Plauen. Am 1. Januar 1949 gingen sie zur VVB (L) Eisen und Metall Kleinmachnow über, 1951 wiederum zur VVB Musik-Kultur Plauen. 1956 übernahm das Ministerium für Leichtindustrie, Hauptverwaltung Spielwaren, direkt die Leitung. Ab 1958 war der VEB Mechanische Spielwaren bezirksgeleitet. 1960-1961 gehörte er zu der kurzzeitig bestehenden VVB (B) Maschinenbau Potsdam, ab 1964 zur VVB und später dem gleichnamigen Kombinat Spielwaren Sonneberg.

1990 erfolgte die Privatisierung zur „Brandenburger Spielwaren GmbH“. Am 31. Dezember 1991 wurde die Produktion eingestellt.

VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 509 VEB Mechanische Spielwaren Brandenburg. [Siehe: Hier]

Literatur

Ertel, Peter: VEB Mechanische Spielwaren Brandenburg/Havel. Döbeln 2000.

Havenstein, Bernd: DDR Spielzeug, Köln 2007.

Havenstein, Bernd: Der VEB Mechanische Spielwaren Brandenburg im Übergang zu den 1960er Jahren, in: Historischer Verein Brandenburg (Havel) e.V. (Hrsg.): 19. Jahresbericht 2009-2010, Brandenburg (Havel) 2010, S. 11-24.

Kreschel, Katharina: Brandenburger Blechspielwaren. Die Firmen und ihre Geschichte. In: Heinrich, Gerd (Hrsg.): Stahl und Brennabor. Die Stadt Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert. Potsdam 1998, S. 481-510.

Verch, Katrin: VEB Mechanische Spielwaren Brandenburg. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 406-407.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 https://brandenburg.museum-digital.de/object/36454 (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel - Frey-Haus - CC-BY-NC-SA).

Abb. 2 https://brandenburg.museum-digital.de/object/36457 (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel - Frey-Haus - CC-BY-NC-SA).

Abb. 3 https://brandenburg.museum-digital.de/object/46701 (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel - Frey-Haus - CC-BY-NC-SA).

Abb. 4 https://brandenburg.museum-digital.de/object/36715 (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel - Frey-Haus - CC-BY-NC-SA).

Abb. 5 https://brandenburg.museum-digital.de/object/36785 (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel - Frey-Haus - CC-BY-NC-SA).

Abb. 6 https://brandenburg.museum-digital.de/object/36785 (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel - Frey-Haus - CC-BY-NC-SA).

Abb. 7 https://brandenburg.museum-digital.de/object/36785 (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel - Frey-Haus - CC-BY-NC-SA).

Abb. 8, 9 Stadtmuseum Brandenburg (Havel).

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Mechanische Spielwaren Brandenburg, publiziert am 21.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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