VEB Kernkraftwerk Rheinsberg

Katrin Verch

Auf der Grundlage eines Regierungsabkommens mit der UdSSR von 1956 wurde das Kernkraftwerk Rheinsberg als erstes KKW der DDR ab 1960 errichtet und am 9. Mai 1966 in Betrieb genommen. (Bis dahin gab es nur zwei Forschungsreaktoren im Zentralinstitut für Kernforschung Dresden-Rossendorf.) Ausgestattet war das KKW mit einem russischen Druckwasserreaktor vom Typ WWER-70 mit einer Bruttoleistung von 70 MW. Neben der Erzeugung von Elektroenergie diente es Forschungs- und Versuchszwecken.

Zum 1. Januar 1961 wurde der „VEB Atomkraftwerk I, Sitz Rheinsberg“, gebildet und dem Amt für Kernforschung und Kerntechnik unterstellt. Per 1. Oktober 1966 wurde er dem neu entstandenen „VEB Kombinat Kernenergie Berlin“ als Betriebsteil zugeordnet. Mit dessen Auflösung am 1. Oktober 1967 entstand der selbständige Betrieb „VEB Kernkraftwerk Rheinsberg“ als Teil des VVB Kraftwerke Cottbus. Die Grube Bartensleben, bekannt als Endlager Morsleben, wurde per 1. Juli 1970 dem VEB angegliedert.

Bereits 1965 war ein weiteres Regierungsabkommen mit der UdSSR zum Bau eines KKW in Lubmin bei Greifswald unterzeichnet worden. Aus dem „VEB Kernkraftwerk Rheinsberg“ wurde deshalb zum 1. Januar 1971 der „VEB Kernkraftwerke Greifswald-Rheinsberg, Sitz Lubmin“. Am 17. Dezember 1973 ging der erste Block des KKW Greifswald in Betrieb, welches als „VEB Kernkraftwerk Bruno Leuschner Greifswald“ firmierte und als Betriebsteil auch das KKW Rheinsberg umfasste. Zum 1. Oktober 1980 wurde die VVB Kraftwerke Cottbus aufgelöst und aus den zugehörigen Werken zwei Kombinate gebildet: das Volkseigene Kombinat Kernkraftwerke „Bruno Leuschner“ Greifswald, dem das KKW Rheinsberg zugeordnet war, sowie das Volkseigene Kombinat Braunkohlenkraftwerke, Sitz Peitz.

Nachdem das KKW Rheinsberg 1986 das Ende seiner geplanten Nutzungsdauer von 20 Jahren erreicht hatte, konnte jene durch Rekonstruktionsmaßnahmen 1986/87 vom Staatlichen Amt für Atomsicherheit und Strahlenschutz nochmals bis 1992 verlängert werden. Die letzte DDR-Regierung nahm das KKW jedoch wegen Sicherheitsbedenken am 1. Juni 1990 außer Betrieb, im November fiel die Entscheidung zur endgültigen Stilllegung. Insgesamt war es über 130.000 Stunden am Netz und erreichte brutto rund 9.000 GWh (Gigawattstunden). Nach der Privatisierung des „VE Kombinates Kernkraftwerke“ am 1. Juli 1990 zur „Energiewerke Nord AG“ (ab 18. November 1991 als GmbH) fungierten die Treuhandanstalt, ab 1995 die Beteiligungs-Management-Gesellschaft mbH Berlin und ab 1. Januar 2000 das Bundesministerium der Finanzen als Gesellschafter. Der planmäßige Rückbau begann in Rheinsberg 1995. Das radioaktiv strahlende Material wurde im Zwischenlager Nord bei Lubmin deponiert.

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep 501 VEB Kernkraftwerk Rheinsberg [Siehe: Hier]

Literatur

Kirschey, Tom: KKW Rheinsberg. Teil 2. Betrieb, Rückbau und Erbe. In: Ostprignitz-Ruppin Jahrbuch 14 (2005).

Kirschey, Tom: Der Aufbau und die Anfangsjahre des KKW Rheinsberg In: Ostprignitz-Ruppin Jahrbuch 13 (2004).

Abbildungsnachweis

Abb. 1 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-E0506-0004-007,_Rheinsberg,_Kernkraftwerk.jpg?uselang=de (Bundesarchiv, Bild 183-E0506-0004-007 / CC-BY-SA 3.0).

Abb. 2 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-E0506-0004-001,_Rheinsberg,_Kernkraftwerk,_Institutsgeb%C3%A4ude.jpg (Bundesarchiv, Bild 183-E0506-0004-001 - CC-BY-SA 3.0).

Abb. 3 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-E0506-0004-012,_VEB_Atomkraftwerk_Rheinsberg.jpg?uselang=de (Bundesarchiv, Bild 183-E0506-0004-012 - CC-BY-SA 3.0).

Abb. 4 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-1990-0427-403,_Atomkraftwerk_Rheinsberg.jpg (Bundesarchiv, Bild 183-1990-0427-403; Foto: Junge, Peter Heinz - CC-BY-SA 3.0).

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Kernkraftwerk Rheinsberg, publiziert am 18.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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