VEB Geräte- und Regler-Werke, Teltow

Katrin Verch

Auf dem Gelände der nach dem Zweiten Weltkrieg enteigneten und demontierten „Heinrich List Werke für Elektrotechnik und Mechanik“ mieteten sich die beiden Firmen „Elektro-Feinbau GmbH“ und „Askania-Feinmechanik und Optik GmbH“ ein. Die „Elektro-Feinbau GmbH“ wurde am 20. April 1946 gegründet. Sie führte zum großen Teil die Fabrikation der Firma List weiter. Als Gegenstand des Unternehmens wurden im Handelsregister die Herstellung und der Verkauf von feinmechanischen und elektrotechnischen Gegenständen angegeben. Man begann zunächst jedoch mit der Produktion von Aschenbechern, Ofenblechen, Aschekästen, Schöpfkellen und Feuerzeugen. Bald folgten Prüfgeräte, Lautsprecher und Radioskalen. 1947/48 wurde der Betrieb enteignet.

Die „Askania-Feinmechanik und Optik GmbH“ wurde am 9. November 1946 als Tochterunternehmen der „Askania-Werke AG Berlin-Friedenau“ gegründet. Sie hatte für die UdSSR Reparationslieferungen zu erbringen und deshalb Gebäude des ehemaligen Listschen Werkes erhalten. Hergestellt wurden feinmechanische, optische, elektrotechnische, gastechnische und pharmazeutische Geräte. Es wurden vor allem Regler gefertigt. Auch hier kam es 1947/48 zur Enteignung.

Im Sommer 1948 wurde daraufhin der „VEB Mechanik Askania Teltow“ gebildet. Er ging aus der „Askania-Feinmechanik-Optik GmbH Teltow“ und der „Elektro-Feinbau GmbH Teltow“ sowie aus dem Restbestand des ehemaligen Unternehmens „Heinrich List - Werke für Elektrotechnik und Mechanik“ hervor.

Der „VEB Mechanik Askania Teltow“ übernahm das Produktionsprogramm der enteigneten Firmen, vor allem Regler, daneben Kompasse, Wasserzähler, Auswuchtmaschinen, Rütteltische, Navigationsgeräte und Geräte für die Ozeanographie. Es folgten eigene Entwicklungen und Produktionsbereinigungen. 1953 begann man mit der Außenmontage von Regleranlagen. Im gleichen Jahr wurde die Produktion von Kilometerzählern, Tachometern und Scheinwerfern aufgenommen, die 1958 wieder eingestellt wurde. Infolge eines Rechtsstreites am internationalen Gerichtshof in Den Haag mit der der „Askania GmbH“ in der BRD und des damit verbundenen Verlustes der Markenrechte wurde der Name des Betriebes ab 7. Juli 1954 in „VEB Geräte- und Regler-Werke Teltow (GRW)“ geändert. Haupterzeugnis blieb der hydraulische Regler. Zunehmend verwendete man pneumatische und elektrische Regler zur Ausstattung der Betriebsmess‑, Steuerungs‑ und Regelungstechnik-Anlagen (BMSR) (Abb. 1, 2, 3).

Der „VEB Geräte- und Regler-Werke“ gehörte ab 1. Juli 1948 zur VVB (Z) Mechanik Dresden, einer VVB der Foto‑, Kino- und Büromaschinenindustrie. Ab 1951 unterstand er dem Ministerium für Maschinenbau, Hauptverwaltung Mechanik/Optik bzw. dem Ministerium für Allgemeinen Maschinenbau, Hauptverwaltung BMSR-Technik und wechselte 1958 zur VVB Regelungstechnik Berlin.

Durch einen Beschluss des Volkswirtschaftsrates der DDR vom 19. September 1962 kam es zur Bildung des „Zentralen Anlagenbaues der BMSR-Technik“ (ZAB). Unter diesem Namen wurden folgende Betriebe zusammengeschlossen: das Stammwerk Teltow sowie Betriebsteile in Cottbus, Leipzig, Berlin, Pirna, Treuenbrietzen und Stralsund (bis 1971), einige mit Außenstellen. Weitere Ein- und Ausgliederungen folgten.

Der ZAB war ein strukturbestimmender Großbetrieb und wurde ab 1977 als Kombinat geführt. Seine Hauptaufgabe bestand in der Entwicklung von Systemlösungen für den Einsatz von BMSR-Anlagen sowie in der Projektierung, Produktion und Montage von BMSR-Anlagen für die Automatisierung von Prozessabläufen in allen Industriezweigen (Abb. 4). Er war Hersteller von Geräten und kompletten Anlagen in Baukastensystemen, z.B. des Systems „ursamat“ (Abb. 5). Ende der 1960er Jahre wurde das System der elektrischen „ursapond“-Messumformer entwickelt und dann in steigender Stückzahl produziert. Die zu einer kompletten BMSR-Anlage gehörenden Bedienungselemente wurden in einem Großgefäß (Schrank, Warte, Pult) zusammengefasst. Parallel zur Standardisierung der Zentraleinrichtungen in ihren Hauptabmessungen und Einzelteilen sind auch die elektrischen und pneumatischen Grundschaltungen typisiert worden.

Im Januar 1970 wurde dem „VEB GRW“ der Name „Wilhelm Pieck“ verliehen. 1979 wurde er mit seinen Betriebsteilen dem „VEB Kombinat Automatisierungsanlagenbau Berlin“ zugeordnet. 1984 erfolgten Umprofilierungen des Kombinates und es erfolgte eine Sortimentsbereinigung. Die Haupterzeugnisse der 1980er Jahre waren Automatisierungsanlagen (für Kraftwerke, Chemieanlagen und den Umweltschutz), Betriebsmesstechnik (Messumformer, Druckwandler, Wälzkolbenzähler, Woltmanzähler, Wärmemengenmesseinrichtungen), Eisenbahnsicherungstechnik und Konsumgüter (Kontaktgrill, Benzinrasenmäher, Modellbahnsteuerungssysteme) (Abb. 6, 7). 1985 führte man auf der Grundlage der Mikroelektronik das Prozessleitsystem „audatec“ ein (Abb. 8). Auch die Druckmesstechnik konnte durch den Einsatz der Halbleitertechnik verbessert werden und wurde unter dem Namen „audapas“ vertrieben. Im Sommer 1990 erfolgte die Privatisierung zur „GRW Teltow GmbH“.

VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 504 VEB Geräte- und Regler-Werke Teltow. [Siehe: Hier]

Literatur

Reiche, Dieter: 20 Jahre VEB GRW Teltow. 1948-1968. Eine Chronik über den Aufbau des VEB Geräte- und Reglerwerke Teltow. Zentraler Anlagenbau der BMSR-Technik. Teltow 1968.

Starke, Lothar: Vom Hydraulischen Regler zum Prozessleitsystem. Die Erfolgsgeschichte der Askania-Werke Berlin und der Geräte- und Reglerwerke Teltow. 140 Jahre Industriegeschichte. Tradition und Zukunft. Berlin 2010.

VEB Geräte- und Reglerwerke Wilhelm Pieck (Hrsg.): VEB Geräte- und Reglerwerke „Wilhelm Pieck“ Teltow. 40 Jahre. 1948-1988. Teltow 1988.

Verch, Katrin: VEB Geräte- und Regler-Werke Teltow. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 363-365.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 http://ddr-fahrradwiki.de/Datei:Anzeige_GRW_03_1958.jpg (CC BY-NC-ND 4.0).

Abb. 2 https://brandenburg.museum-digital.de/object/14988 (Heimatmuseum Stadt Teltow - CC-BY-NC-SA).

Abb. 3 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:MT_V.E.B._Console_Marine_Compass.jpg (Foto: CLI -CC BY-SA 4.0).

Abb. 4 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-F0614-0013-001,_Teltow,_Schichtwechsel,_VEB_Ger%C3%A4te-_und_Reglerwerke.jpg (Bundesarchiv, Bild 183-F0614-0013-001, Foto: Hartmut Reiche - CC-BY-SA 3.0).

Abb. 5 https://brandenburg.museum-digital.de/object/68851 (Industriemuseum Region Teltow - CC-BY-NC-SA).

Abb. 6 https://brandenburg.museum-digital.de/object/68856 (Industriemuseum Region Teltow - CC-BY-NC-SA).

Abb. 7 https://brandenburg.museum-digital.de/object/14882 (Heimatmuseum Stadt Teltow - CC-BY-NC-SA).

Abb. 8 https://nat.museum-digital.de/object/950609 (Industriemuseum Region Teltow - CC-BY-NC-SA).

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Geräte- und Regler-Werke, Teltow, publiziert am 22.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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