VEB Feuerlöschgerätewerk Neuruppin

Katrin Verch (ergänzt und bearbeitet von Vinzenz Czech)

Das Neuruppiner Werk der „Mimimax Apparatebau AG“ blieb von den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges verschont und so waren Ende 1945 bereits ca. 350 Beschäftigte wieder in dem Werk tätig. Produziert wurden zunächst jedoch Kochtöpfe, Eimer, Bratpfannen und andere Haushaltsgeräte, die in der Nachkriegszeit dringend gebraucht wurden. Von einer Demontage der Anlagen im Zuge der zu erbringenden Reparationsleistungen wurde abgesehen, da der Betrieb nun die Produktion von Feuerlöschern für die Rote Armee übernahm.

Nach der Enteignung der Firma im September 1946 unterstand das Werk den „Provinzialbetrieben Mark Brandenburg“ und firmierte ab 1948 als „VEB Feuerlöschgerätewerk Minimax Neuruppin“, ab 1956 als „VEB Feuerlöschgerätewerk Neuruppin“. Die Tradition der Minimax-Feuerlöscher wurde mit einer Belegschaft weitergeführt, die zum Teil über jahrelange Produktionserfahrungen verfügte. 1949 betrug die Jahresproduktion bereits wieder 116.000 Löscher (Schreiber 1997, 67.)

Als größter Feuerlöschgeräte-Hersteller der DDR produzierte der „VEB Feuerlöschgerätewerk“ Feuerlöscher, Ersatzfüllungen und Stahlflaschen, aber auch Löschanlagen, Kübelspritzen, Schaumgeneratoren, Löschpulver, sowie Ersatzteile und führte Reparaturen aus. Das Hauptprodukt waren Handfeuerlöscher und deren Ersatzfüllungen (Abb. 1-3).

Ab dem 1. Juli 1948 gehörte das Werk zur VVB (Z) Polygraph Radebeul, einer VVB für den Bau von Druckerei- und Papierverarbeitungsmaschinen, Feuerlöschgeräten und Waagen, unterstand ab 1953 dem Ministerium für Maschinenbau bzw. Allgemeinen Maschinenbau, Hauptverwaltung Leichtmaschinenbau, und war ab 1958 bezirksgeleitet. Von 1960 bis 1961 gehörte es zur VVB (B) Maschinenbau Potsdam. Mindestens seit 1963 gab es Überlegungen, die Feuerlöschgeräteindustrie der DDR in einem übergeordneten Kombinat zu konzentrieren. Dazu kam es jedoch nicht. 1981 wurde das bezirksgeleitete Kombinat Feuerlöschgeräte Neuruppin gegründet. Dem Kombinat gehörten 1981 neben dem Feuerlöschgerätewerk Neuruppin folgende VEB an: Maschinenbau Neuruppin, Aluminium-Präzisions-Armaturen-Guss Potsdam-Babelsberg, Behälterbau Neuruppin, Propangeräte Potsdam-Babelsberg, Standard Neuruppin, Plastimat Oranienburg und Dachbeschläge Ludwigsfelde. 1986 kam der VEB Kunstschmiede Neuruppin hinzu.

Die Beschränkungen der DDR-Planwirtschaft brachten es u.a. mit sich, dass in Neuruppin nur noch Feuerlöscher von 1-12 kg hergestellt wurden, alle Großgeräte produzierte dagegen der Betrieb in Apolda. Aufgrund der Monopolstellung in diesem Bereich für die gesamte DDR stiegen die Produktionszahlen von 252.000 (1958) auf etwa 1,3 Millionen (1988) (Schreiber 1997, 68). Der Aufbau neuer Werk- und Lagerhallen ermöglichte diese Ausweitung der Produktion. Die Belegschaft betrug in den 1980er Jahren etwa 800 Beschäftigte.

Die Qualität der Löscher im internationalen Vergleich ermöglichte einen Export in die BRD, nach Österreich, Belgien, Griechenland oder die arabischen Staaten (Schreiber 1997, 69). Hintergrund war vor allem der Kauf und die Einführung einer Anlage zur Herstellung von Feuerlöschpulver aus Dänemark, mit der Löschpulver für 750.000 6 Kg-Pulverlöscher hergestellt werden konnte (Krüger 2006, 14).

Auch die in der DDR übliche Produktion von Konsumgütern musste im Betrieb übernommen werden. Hergestellt wurden Biergarten-Sets, PKW-Sprühgeräte für die Konservierung von Kraftfahrzeugen, Spritz- und Sprühgeräte für den Garten (Krüger 2006, 15).

Mit der Wende brachen die jahrzehntelangen Hauptabnehmer weg (Industrie, Armee, Schifffahrt, Landwirtschaft). Eine Absatzkrise und der Entlassung von Mitarbeitern waren die Folge. Die veralteten Anlagen führten schließlich auch zu einer Stilllegung des Werkes am Ruppiner See (Abb. 4, 5). 1990 erfolgte die Privatisierung zur „Feuerlöschgeräte GmbH“. Seit 1992 führte die Münchener „Trust Holding GmbH“ die Feuerlöschproduktion mit etwa 150 Beschäftigten weiter.

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 509 VEB Feuerlöschgeräte Neuruppin. [Siehe: Hier]

Literatur

Krüger, Ursula: MINIMAX. Feuerlöschgerätewerk Neuruppin 1905-2005. In: Mitteilungsblatt des Historischen Vereins der Grafschaft Ruppin e.V. 16 (2006), S. 10-15.

Schreiber, Hans-Martin: „Feuer breitet sich nicht aus…“. In: Ostprignitz-Ruppin Jahrbuch 6 (1997), S. 64-69.

Verch, Katrin: VEB Kombinat Feuerlöschgeräte Neuruppin. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 408-409.

Abbildungsnachweis

Abb. 1-3 Gemeinfrei

Abb. 4 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Neuruppin_An_der_Seepromenade_24_Minimax-Feuerl%C3%B6schger%C3%A4tewerk_01.JPG (Foto: Florian Schäffer - CC BY-SA 3.0)

Abb. 5 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Neuruppin_Feuerloeschgeraetewerk.jpg?uselang=de (Foto: Doris Antony - CC BY-SA 4.0)

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Feuerlöschgerätewerk Neuruppin, publiziert am 12.04.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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