VEB Schleuderbetonrohrwerk – VEB Baustoffwerke – Hume Beton GmbH, Doberlug-Kirchhain

Andreas Hanslok

Die 1923 gegründete „Humerohr GmbH“ wurde nach dem Zweiten Krieg im Jahr 1953 in Volkseigentum überführt und erhielt den Namen „VEB Schleuderbetonrohrwerk Doberlug-Kirchhain“ (Abb. 1). Obwohl die Produktion durch Lieferengpässe bei Zement und Kohle im Jahr 1954 immer wieder unterbrochen werden musste, gelang es, den Plan über zu erfüllen und so erhielt der Betrieb im Jahr 1955 als Wettbewerbssieger die Wanderfahne des Ministeriums für Aufbau sowie eine Geldprämie.

Durch den Bau einer neuen Kiesaufbereitungsanlage, der Verstärkung der Produktionshalle, der Umrüstung eines Zehn-Tonnen-Kranes, der Anschaffung einer elektrischen Schiebebühne sowie einer weiteren Rollbank, der Installation eines neuen Dampfkammersystems und der Erweiterung des Lagerplatzes, konnte die Produktion im Jahr 1957 erheblich gesteigert werden. Stahlbeton-Druckrohre mit bis zu 2000 mm lichter Weite für die Wasserversorgung wurden von nun an in Serie hergestellt. Verwendung fanden diese damals vor allem beim Bau von Trinkwasserstollen der Rappbodetalsperre.

Um der „sozialistischen Arbeitsethik“ im Werk zum Sieg zu verhelfen, mussten ab 1958 alle Beschäftigten des technischen und kaufmännischen Personals zweimal monatlich in der Produktion arbeiten. In diesem Jahr leistete der „VEB Schleuderbetonrohrwerk“ auch sozialistische Aufbauhilfe und schloss Patenschaftsverträge mit der LPG „7. Oktober“ in Lichtena und der LPG „Leuchtturm des Sozialismus“ in Lindena ab.

Durch eine einseitige Wirtschaftspolitik in der DDR, welche die Schwer- gegenüber der Leichtindustrie bevorzugte, fehlten immer wieder Massenbedarfsgüter, die nun zusätzlich in den Betrieben erzeugt werden sollten. Daher musste auch der „VEB Schleuderbetonrohrwerk“ ab 1960 neben seinen Rohren zusätzlich Zaunsäulen, Zementhohldielen, Pilzfundamente für Hochspannungsleitungsmasten und Wellbeton-Dachelemente herstellen.

Mit der Inbetriebnahme einer pneumatischen Zemententladeeinrichtung im Jahr 1961 kam es zu weiteren Rohstoff- und Personaleinsparungen, die der Produktion zu Gute kamen.

Im Zuge einer staatlich verordneten Zentralisierung von Industriebetrieben schloss man im Jahr 1963 den „VEB Schleuderbetonrohrwerk“ mit dem „VEB Märkische Kies- und Kalksandsteinwerke“, dem „VEB Betonwerk Hennersdorf“ und dem „Kieswerk Klingmühl“ zum „VEB Baustoffwerke Doberlug-Kirchhain“ zusammen.

Zwar wurde versucht, dass Weltniveau in der Stahlbetondruckrohrproduktion zu erreichen, doch fehlte dem Betrieb ab 1964 der hierfür dringend benötigte hochwertige Portlandzement. Dennoch fand man immer wieder neue Abnehmer für die im „VEB Baustoffwerke“ hergestellten Produkte. So lieferte der Betrieb z.B. der Deutschen Reichsbahn Rohre mit einem Durchmesser von 2 Metern für Bahndurchlässe und dem „VEB Energieversorgung Cottbus“ Stahlbetonrohre in einer Länge von 3,55 Meter, die als Röhrenhülsenfundamente für Stahlgittermasten Verwendung fanden.

Im Jahr 1965 errichtete der „VEB Baustoffwerke“ eine große Prüfhalle sowie ein Labor, um eine bessere Gütekontrolle durchführen zu können. Im Jahr 1968 schuf man auf dem Betriebsgelände durch Umbau einer ehemaligen Lagerhalle einen Kindergarten für 80 Mädchen und Jungen.

Um die Selbstkosten zu senken und durch Rationalisierung die Produktion zu erhöhen, wurden im gleichen Jahr acht Arbeitsgruppen gebildet, die sich u.a. mit der Optimierung des betrieblichen Perspektivplanes, der wirtschaftlichen Rechnungsführung, der Schaffung neuer Produkte sowie der innerbetrieblichen Mitbestimmung beschäftigten. Da die Verbesserungsvorschläge dieser Arbeitsgruppen erfolgreich umgesetzt werden konnten, zeichnete man den „VEB Baustoffwerke“ 1969 mit dem Ehrentitel „Schrittmacherbetrieb der VVB Beton“ aus. Er wurde im Jahr 1970 Teil des VEB Betonleichtbaukombinats Dresden.

Im Ergebnis des 1971 beschlossenen Rationalisierungsprogramms, das durch die Tätigkeit von 13 sozialistischen Arbeitsgemeinschaften im Betrieb verwirklicht werden sollte, produzierte der „VEB Baustoffwerke“ ab 1973 noch mehr Konsumgüter für die Bevölkerung, u.a. Gehwegplatten, Rasenbordsteine, Zaunsäulen, Rohre für Klärgruben, Frischbeton, Baukies und Sand.

Im Jahr 1975 schufen sich die Baustoffwerker durch Eigenleistung ein modernes Sozialgebäude mit Belegschaftsraum und Küchentrakt (Abb. 2), in dem in den folgenden Jahren auch zahlreiche Kulturveranstaltungen durchgeführt wurden.

Nach der 1975 erfolgten umfassenden Rekonstruktion der Produktionshalle für Schleuderbetonrohre, konnte im Jahr 1976 die Serienproduktion von Glockenmuffenrohren aufgenommen werden (Abb. 3). Um diese noch besser verhärten, umsetzen und lagern zu können, erfolgte im Jahr 1978 der Bau einer 1550 m² großen Halle. Im gleichen Jahr erhielt der „VEB Baustoffwerke“ als erster Baubetrieb des Kreises Finsterwalde den Titel „Betrieb der sozialistischen Arbeit“ verliehen.

In den 1980er Jahren versorgte der „VEB Baustoffwerke Doberlug-Kirchhain“, nachdem er 1981 auch noch ein Gasbetonwerk in Hennersdorf in Betrieb genommen hatte, u.a. so wichtige Bauprojekte wie Berlin-Marzahn, Halle-Neustadt, die Erdgastrasse, den Fährhafen Mukran sowie die Wohnungsbaukomplexe in den Bezirksstädten mit Rohren und Baumaterialien (Abb. 4).

Nach der politischen Wende in der DDR wurde der wieder in „Hume Rohr GmbH“ umbenannte Betrieb zu einer Tochtergesellschaft der Berliner Wasserbetriebe. Durch die Modernisierung mit einem Investitionsvolumen von 45 Millionen DM konnte die nunmehr weitestgehend automatisierte Produktion von bewehrten und unbewehrten Betonrohren, von Vortriebsrohren, Schachtringen und Straßenabläufen wieder aufgenommen werden (Abb. 5, 6). Im Jahr 2005 musste das Unternehmen jedoch Insolvenz anmelden, da sich durch den Rückgang der kommunalen Bauwirtschaft die Absatzmengen immer weiter verringert hatten. Kunststoffrohre, die billiger und leichter waren, ersetzten zunehmend die in Doberlug-Kirchhain produzierten Betonrohre.

Im Jahr 2015 endete die Geschichte des nach erneutem Besitzwechsel im Jahr 2008 in „Hume Beton GmbH“ umbenannten Unternehmens für immer. Einer der ältesten Betriebe der Betonrohrbranche in Deutschland hörte auf zu existieren.

Quellen

Archiv des Weißgerbermuseums Doberlug-Kirchhain.

Abbildungsnachweis

Abb. 1-6 Weißgerbermuseum Doberlug-Kirchhain

Empfohlene Zitierweise

Hanslok, Andreas: VEB Schleuderbetonrohrwerk – VEB Baustoffwerke – Hume Beton GmbH, Doberlug-Kirchhain, publiziert am 14.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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