Die Entwicklung des verarbeitenden Gewerbes in Brandenburg vom Zweiten Weltkrieg bis zum Mauerfall (1945-1989)

Wolf-Rüdiger Knoll

Kriegsfolgen und Demontagen

Der Zweite Weltkrieg war für die Provinz Brandenburg verheerend. Die Angriffe auf Städte durch die alliierten Bomberverbände sowie die heftigen Bodenkämpfe der letzten Kriegswochen sorgten für die massiven Zerstörungen von Wohnhäusern, der Verkehrsinfrastruktur und den im Verlaufe des Krieges ganz auf die Rüstungswirtschaft ausgerichteten Industriebetrieben der Provinz. Rund 45 Prozent der industriellen Kapazitäten gingen so schätzungsweise verloren, wobei die Zahl einer genaueren Prüfung bedarf (vgl. Bienert / Schreckenbach 2010, 99). Gravierender als die Industrie war die Infrastruktur von Kriegsschäden betroffen. Mehr als ein Drittel der Wasserstraßen zwischen Elbe und Oder war noch Ende 1945 nicht befahrbar. 70 Brücken sowie 200 Kilometer Deiche an Elbe, Oder und Havel waren beschädigt oder zerstört. Wichtige Eisenbahnknotenpunkte waren durch Bombenangriffe schwer getroffen. Von den 1.440 Kilometern Schienennetz der landeseigenen Bahn waren nach Kriegsende lediglich 216 Kilometer in Betrieb (vgl. Provinzialregierung 1947, 153).

Die unmittelbar nach Kriegsende beginnenden Demontagen von Rüstungs- und Industriebetrieben durch die sowjetische Besatzungsmacht wirkten sich auf die Kapazitäten des verarbeitenden Gewerbes ähnlich gravierend wie der Krieg selbst aus. Besonders betroffen war die Stadt Brandenburg an der Havel, welche als Zentrum der Rüstungsindustrie über 50 Betriebe aufwies, die auf Anordnung der sowjetischen Militäradministration entweder demontiert oder sequestriert – also von privatem und NS-vorbelastetem Eigentum in die öffentliche Hand überführt – wurden (vgl. Ribbe 1995, 711). Die Auswirkungen der Demontagen verdeutlicht eine Zustandsbeschreibung des Stahlwerkes Brandenburg aus dem Jahr 1948. Die dortige Totaldemontage bedeutete laut einem Zustandsbericht, dass „Gebäude und Werkshallen größtenteils gesprengt“ wurden: „Das Gelände gleicht einem Trümmerfeld, einige Nebengebäude sind als Ruinen vorhanden.“ (BLHA, Rep. 204 A, Nr. 2945, Bl. 27).

Durch die Demontagen büßte Brandenburg seine Schwerindustrie fast vollständig ein. Dies betraf insbesondere die Stahlwerke in Brandenburg, Hennigsdorf und Oranienburg sowie den Lokomotivbau in Babelsberg, Wildau und Hennigsdorf. Insgesamt wurden bis Juni 1946 nach Angaben des Sonderkomitees für Demontagen beim Staatlichen Verteidigungskomitee der Sowjetunion 459 Objekte in Brandenburg demontiert (vgl. Laufer 2002, 51). Laut Provinzialverwaltung wurden dabei 45 Prozent der Industriebetriebe restlos zerstört. Das Gesamtgewicht der demontierten Anlagen belief sich auf knapp eine Million Tonnen, womit die Provinz Brandenburg im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil von allen Ländern der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) am stärksten betroffen war. Auf den enormen Industrialisierungsschub, den Brandenburg durch die nationalsozialistische Aufrüstungspolitik erfahren hatte, war also eine umfassende Deindustrialisierung gefolgt und die Provinz wurde auf eine „agrarisch-kleinindustrielle Wirtschaftsstruktur“ zurückgeworfen (Sattler 2002a, 345).

Wiederaufbau

Ab 1947 begann zunächst der Wiederaufbau der altindustriellen Standorte, freilich ohne die ehemaligen Rüstungsbetriebe. Insbesondere die Rekonstruktion der Stahlstandorte sollte dazu beitragen, die hoffnungslos unterversorgte SBZ mit dringend benötigten Ausgangsmaterialien zu beliefern. Zu diesem Zeitpunkt lag der Anteil der Metallurgie an der industriellen Produktionsleistung in Brandenburg bei unter einem Prozent (vgl. Sattler 2002b, 308). Die Beschlüsse zum Wiederaufbau der Stahlindustrie lassen sich aber auch vor dem Hintergrund des Umdenkens in der Wirtschaftspolitik der Besatzungsmacht verstehen. Hatte die Sowjetunion zunächst nach dem Motto „Alles auf die Räder“ gehandelt, veränderte sich deren Haltung aufgrund des sich abzeichnenden Systemkonflikts (vgl. Karlsch 1993, 102-109). Ab Sommer 1946 entschied sich die Sowjetische Militäradministration zusehends von weiteren umfangreichen Demontagen abzusehen, um die industrielle Überlebensfähigkeit der SBZ zu gewährleisten. Denn nur durch den Erhalt der noch vorhandenen industriellen Kapazitäten konnten die von der Sowjetunion angestrebten Reparationsgüter – vor allem in Form der Sowjetischen Aktiengesellschaften – produziert werden. Abgesehen davon ging der Wiederaufbau der Industrie mit der Einführung planwirtschaftlicher Strukturen nach sowjetischem Vorbild einher. Für Brandenburg bedeutete dies, dass wirtschaftspolitische Entscheidungen zunehmend in Ost-Berlin zentralisiert und Betriebe verstaatlicht wurden. Traditionelle Industriestandorte wurden in der Folge durch die Sowjetische Militäradministration enteignet. Hierzu zählten unter anderem die Schwermaschinenfabrik in Wildau (ehemals Schwartzkopff-Werke), der VEB Kranbau in den früheren Ardelt-Werken in Eberswalde (Abb. 1), die Lokomotiv- und Elektrotechnischen Werke, die aus den AEG-Werken in Hennigsdorf hervorgingen, sowie die chemische Industrie mit ihren Standorten in Premnitz, Schwarzheide und Oranienburg.

SED-Strukturpolitik und neue Industrieansiedlungen

Mit einem strukturpolitischen Neuansatz begann sich ab 1950 das industrielle Gefüge Brandenburgs nachhaltig und umfassend zu ändern. In diesem Jahr entschied sich die SED ein Werk zur Roheisengewinnung in der Nähe von Fürstenberg an der Oder zu errichten, um die wiederaufgebauten Stahlwerke mit dem entsprechenden Ausgangsmaterial zu beliefern, nachdem diese in den ersten Nachkriegsjahren noch auf die großen Mengen vorhandenen Stahlschrotts zurückgegriffen hatten. Die Entstehung des Eisenhüttenkombinates Ost (EKO) (Abb. 2) und seiner dazugehörigen Wohnsiedlung Stalinstadt (ab 1961 Eisenhüttenstadt) markierte den Auftakt für die Ansiedlung einer Reihe von Großbetrieben des verarbeitenden Gewerbes in Brandenburg, insbesondere entlang der Oder-Neiße Linie (vgl. Gayko 2000, 130-138). Die Entscheidung für den Aufbau des EKO auf der „grünen Wiese“ beziehungsweise auf märkischem Sand in einer bis dahin industriell unterentwickelten Region entsprach dabei (neben militärstrategischen Erwägungen) auch der Intention der SED-Führung, die räumlichen Disparitäten so weit wie möglich zu überwinden, das heißt, das Süd-Nord-Gefälle der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der DDR zu reduzieren. Traditionell hatte sich das verarbeitende Gewerbe auf den südlichen Raum Mitteldeutschlands (Sachsen und Thüringen) konzentriert. Anfang der 1950er Jahre umfasste dieser 45 Prozent der Gesamtfläche der DDR, stellte aber 78 Prozent der Industrieproduktion (vgl. Roesler 2017, 70f.).

Mitte der 1950er Jahre beschloss die Staats- und Parteiführung der DDR den zweiten Fünfjahrplan, der unter anderem umfangreiche Investitionen zur Erweiterung der Energiekapazitäten vorsah und erstmals die neu entstandene Verwaltungsstruktur mit den seit 1952 existierenden Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam berücksichtigte. Ein erster Schritt war der 1956 beschlossene Aufbau eines Kernkraftwerkes in Rheinsberg (Abb. 3). Vor dem Hintergrund der weltweiten Expansion der Erdölchemie sah das 1958 aufgelegte Chemieprogramm die Konzentration von Investitionsmitteln auf die Errichtung von Ölverarbeitungswerken vor. Einen Schwerpunkt bildete der Bau des Petrolchemischen Kombinats in Schwedt (PCK), in welchem unmittelbar an der deutsch-polnischen Grenze das durch die neugebaute Erdölpipeline „Freundschaft“ angelieferte sowjetische Öl verarbeitet werden sollte (Abb. 4). Mit der Grundsteinlegung der Papierfabrik erfolgte ein Jahr später der Aufbau eines zweiten Großbetriebes in Schwedt, dessen Einwohnerzahl von 6.000 im Jahr 1956 innerhalb von nur 15 Jahren auf 38.000 anstieg. Aus der „Ackerbürgerstadt“ wurde so in kurzer Zeit eine sozialistische Industriestadt. 1959 begann der Bau des Halbleiterwerks für Mikroelektronik in Frankfurt (Oder). Das Halbleiterwerk wurde in der Folge zum größten Arbeitgeber der Bezirksstadt. Da die Herstellung synthetischer Fasern für die Textilindustrie ebenfalls als vorrangig betrachtet wurde, beschloss man zudem, in Guben ein neues Chemiefaserwerk auf- und das bereits in Premnitz bestehende Werk auszubauen.

Ende der 1960er Jahre war die strukturelle Neuausrichtung der Industrie in den Brandenburger Bezirken durch Neubauprojekte weitgehend abgeschlossen. Ein letztes großes Innovationsprojekt bildete die Errichtung der industriellen Tierzucht und -verarbeitung im Bezirk Frankfurt. Diese umfasste die Neugründung von drei Betrieben in unmittelbarer Umgebung der Stadt Eberswalde. Der Bau eines Futterwerks, einer Zuchtanlage mit bis zu 200.000 Schweinen sowie ein mit Hilfe westdeutscher Technologie errichtetes Schlachtkombinat schufen bis Mitte der Siebziger Jahre 4.000 neue Arbeitsplätze (vgl. Knoll 2019, 218). Mit der Realisierung der industriellen Tier- und Fleischgroßproduktion endete Mitte der 1970er Jahre die Phase der industriellen Neuansiedlungen in den Brandenburger Bezirken. Die regionale und sektorale Strukturpolitik der SED fokussierte sich nun auf den Ausbau der bestehenden Standorte, deren Beschäftigtenzahlen auch bedingt durch planwirtschaftliche Fehlanreize, den steigenden Reparaturbedarf alter sowie den Bau neuer Anlagen immer weiter anstiegen.

Energiebezirk Cottbus

Nach Kriegsende von größter Bedeutung war die Braunkohleförderung und Brikettproduktion in der Lausitz, deren Kapazitäten rasch ausgebaut wurden. Da die Braunkohle der einzige in ausreichender Menge zur Verfügung stehende Rohstoff zur Energieerzeugung in der DDR war, wurde ihre Erschließung und Verarbeitung forciert. Mit dem Energiebezirk Cottbus wurde dazu 1952 eine Verwaltungseinheit geschaffen, dessen Territorium vorrangig unter wirtschaftsgeographischen Erwägungen definiert worden war. Durch die Einbeziehung sämtlicher ostelbischer Braunkohlegebiete, die zuvor auf die Länder Brandenburg und Sachsen aufgeteilt waren, sollte die Stellung des Bezirkes als „Kohle- und Energiezentrum der DDR“ betont werden (Kotsch 2001, 279). 1951 begann der Bau der Braunkohlekokerei Lauchhammer, welche durch ein neu entwickeltes Herstellungsverfahren den für die Roheisenherstellung wichtigen Koks als Ersatz für die ausbleibenden Lieferungen westdeutscher Steinkohle bereitstellen sollte. Bereits 1952/1953 wurden in der Lausitz die Vorkriegsproduktionsleistungen mit 42 Millionen Tonnen Rohbraunkohle und 12 Millionen Tonnen Braunkohlebriketts erreicht. Das Energie- und Kohleprogamm der SED von 1957 schuf die Grundlage für die Neuaufschlüsse von Tagebauen, die Erweiterung der Kraftwerksleistungen sowie insbesondere die Errichtung eines neuen Braunkohleveredelungskombinats. Mit einem Investitionsaufwand von acht Milliarden Mark entstand daraufhin bis 1961 das Kombinat Schwarze Pumpe (Abb. 5). Auf einem fast 20 Quadratkilometer großen Gebiet zwischen Hoyerswerda und Spremberg verarbeiteten Brikettfabriken, Aufbereitungsanlagen und Kraftwerke den Rohstoff zu Koks, Gas, Teer und Briketts. In der Folge verlagerte sich das Schwergewicht der Braunkohlenförderung und Elektroenergiegewinnung zunehmend vom mitteldeutschen Raum um Halle und Leipzig in das Lausitzer Revier. Während 1950 nur etwas mehr als ein Viertel der gesamten Braunkohleförderung der DDR auf den Bezirk Cottbus entfallen waren, steigerte sich dieser Anteil bis 1971 auf 53 Prozent. Die Bedeutungszunahme der Lausitzer Braunkohlegewinnung und -verarbeitung verstärkte sich noch infolge der Substitution von Öl durch Braunkohle nach den sowjetischen Rohstoffpreiserhöhungen Ende der 1970er Jahre. Mitte der 1980er Jahre war die DDR der größte Braunkohleproduzent der Welt und in der Lausitz wurden etwa zwei Drittel der knapp 300 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. Die Entwicklung des Bezirkes stellte damit eine der bemerkenswertesten Standortverlagerungen der DDR dar (vgl. Kehrer 2000, 58). Zugleich entstand dadurch in Kreisen wie Calau, Senftenberg oder Spremberg eine ausgeprägte industrielle Monostruktur.

Die Braunkohleförderung in der Lausitz diente einerseits der direkten Verfeuerung der Rohbraunkohle zur Erzeugung von Elektrizität, andererseits der Weiterverarbeitung zu Veredelungsprodukten und Fernwärme. Diesen Zwecken wurde die Struktur der Braunkohlebetriebe angepasst. Die Bildung der Kombinatsstrukturen führte zur Vereinigung von insgesamt 14 Tagebauen im Braunkohlekombinat Senftenberg mit etwa 55.000 Beschäftigten, die für die Förderung der Braunkohle zuständig waren. Mit sechs Kraftwerken in der Lausitz war das Kombinat Braunkohlenkraftwerke für die Verarbeitung der Kohle zur Stromgewinnung verantwortlich. Die mit Abstand größten Braunkohlekraftwerke waren die in den 1960er bis 1980er Jahren auf- und ausgebauten Kraftwerke Boxberg und Jänschwalde mit zusammen etwa 4.500 Beschäftigten. Insgesamt arbeiteten 1989 rund 75.000 Menschen in den 24 Brikettfabriken, 14 Tagebauen und sechs Großkraftwerken des Bezirkes Cottbus. Acht Prozent der Gesamtfläche des Bezirks wurden durch den Bergbau in Anspruch genommen (vgl. Lotzmann 1990, 262). Die Braunkohleindustrie sorgte einerseits für Arbeit und die Errichtung der neuen Wohnstadt Hoyerswerda mit bis zu 70.000 Bewohnern, versursachte andererseits aber erhebliche ökologische Folgeschäden sowie landschaftsverändernde Eingriffe von besonderer Tiefe und Intensität (vgl. Bayerl 2001, 78f). Nur die Hälfte der im Zeitraum von 1949 bis 1989 devastierten Flächen wurde bis zum Ende der DDR wieder nutzbar gemacht. Von der Erschließung neuer Tagebaue und deren Auskohlung waren zudem angrenzende Gemeinden in erheblichem Ausmaß unmittelbar betroffen. Bis 1989 wurden über 100 Ortschaften komplett devastiert, also durch den Tagebau zerstört, beziehungsweise Ortsteile verlegt. Allein zwischen 1981 und 1989 waren 23.000 Menschen von Ortsverlagerungen betroffen. Die psychosozialen Folgen dieser Entwurzelung zeigten sich an einem Sprichwort der sorbischen Minderheit aus dieser Zeit: „Gott hat die Lausitz geschaffen, aber der Teufel die Kohle darunter“.

Ergebnisse und Folgen der sozialistischen Industrialisierungspolitik

Nach einer Phase der Rekonstruktion an bestehenden Standorten entstanden in den Brandenburger Bezirken seit den 1950er Jahren jene Industrien und Branchen, die der DDR als Folge der Teilung fehlten. Hinzu kamen die Autarkiebestrebungen der SED, die den Aufbau neuer Industriezweige aufgrund von Lieferproblemen innerhalb des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe sowie westlicher Wirtschaftsembargos und zur Devisenbeschaffung forcierte. So entstanden bis in die 1970er Jahre in Brandenburg Großbetriebe in der Energieindustrie, der Metallurgie, der Petrochemie oder der Mikroelektronik. Hier waren die Brandenburger Betriebe bisweilen DDR-weit Alleinproduzenten. 100 Prozent der gesamten Polyesterseideproduktion stammte 1989 aus Premnitz und Guben. Sämtliche Haushaltsnähmaschinen wurden in Wittenberge gefertigt (Abb. 6). Zudem kamen 99 Prozent der integrierten Schaltkreise aus dem Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) (Abb. 7); das Energiekombinat Schwarze Pumpe produzierte 83 Prozent des Stadtgases. Das Eisenhüttenkombinat Ost war für 79 Prozent der Roheisenproduktion verantwortlich und zwei Drittel des DDR-Zeitungspapiers wurden in der Papierfabrik in Schwedt produziert (vgl. Institut für angewandte Wirtschaftsforschung 1992, 48). Mit dem Aufbau neuer und dem Ausbau bestehender Standorte veränderte sich auch die betriebliche Struktur. Der sozialistische Großbetrieb mit seinen sozialen wie kulturellen Leistungen prägte mehr und mehr die industrielle Arbeitswelt der DDR. Die drei Brandenburger Bezirke zählten 1989 allein 17 Großbetriebe mit je über 5.000 Beschäftigten. Diese Betriebe unterhielten eigene Polikliniken, Betriebsschulen und Kindergärten, Kulturhäuser, Betriebssportgemeinschaften oder Ferienheime. Die Brigaden und Arbeiterkollektive wurden zu einem Sozialisationsort, der von ehemaligen Angestellten keineswegs nur aufgrund marktwirtschaftlicher Erfahrungen aus der Retrospektive positiv bewertet, sondern trotz planwirtschaftlich bedingter Mängel als biografisch prägend empfunden und nach 1990 mit Verlusterfahrungen verknüpft wurde.

Die industriellen Neuansiedlungs- und Ausbauanstrengungen der Staats- und Parteiführung der DDR sorgten für eine erhebliche Veränderung im wirtschaftlichen Gefüge Brandenburgs. Zwischen 1955 und 1975 hatte sich der Anteil der brandenburgischen Bezirke an der gesamten DDR-Industrieproduktion von 8,9 Prozent auf 16,1 Prozent erhöht. Potsdam, Cottbus und Frankfurt (Oder) überholten damit sogar die traditionell stärker industrialisierten thüringischen Bezirke (1975: 15,2 Prozent). Von Mitte der 1950er Jahre bis zum Ende der DDR stieg die Zahl der in den brandenburgischen Bezirken arbeitenden Industriebeschäftigten um 81 Prozent an, während die Gesamtbeschäftigtenzahl aller Branchen mit 17 Prozent vergleichsweise moderat zulegte.

Den stärksten industriellen Zuwachs verzeichnete dabei Frankfurt (Oder), wo die umfangreichen Investitionen in das Petrolchemische Kombinat, den Mikroelektronikstandort sowie in das Eisenhüttenkombinat und die industrielle Tierproduktion in Eberswalde Wirkung zeigten. War Frankfurt 1955 noch der am schwächsten industrialisierte Bezirk Brandenburgs, so trug er Ende der 1980er Jahre am stärksten zur industriellen Bruttoproduktion der Region bei. Ganz im Sinne der von der SED intendierten Wirtschaftspolitik schlussfolgerte eine 1974 veröffentlichte Broschüre über die Bezirke der DDR dementsprechend: „So wurde der Bezirk Frankfurt planmäßig von einem rückständigen preußisch-junkerlich bewirtschafteten Gebiet zu einem sozialistischen Industriebezirk“ umgestaltet (Kohl u.a. 1974, 111).

Allerdings führte die Schaffung sozialistischer Industriebezirke zu einer Reihe von Problemen, die den Übergang von der Plan- in die Marktwirtschaft erheblich erschweren sollten. Zwar gelang es der SED auf nationaler Ebene räumliche Disparitäten im Süd-Nord-Gefälle zu mindern, errichtet wurden in Brandenburg aber zumeist „Großbetriebe in Insellage“, die den monostrukturellen Charakter der jeweiligen Standorte prägten (Kehrer 2000, 59). Anstatt einen durch interne Verflechtungsprozesse verbundenen Wirtschaftsraum zu schaffen, entstand viel eher ein Nebeneinander mehrerer Industriegebiete, das durch die Bildung der Kombinatsstrukturen noch verstärkt wurde (Mieck 2009, 177). In periphere Regionen ausgelagerte Kombinatsteile entwickelten sich so zu monostrukturellen Gebieten kleineren Maßstabs in ländlichen Räumen. Dadurch wurden Ungleichgewichte in der regionalen Wirtschaftsstruktur wie sie schon vor dem Zweiten Weltkrieg existierten nicht etwa verringert, sondern durch die Neuansiedlungen noch verfestigt und ausgeweitet. Letztere führten zur Bildung von „single-factory towns“, also dem Entstehen von Städten, deren Bewohner wie zum Beispiel in Eisenhüttenstadt, Premnitz oder Schwedt größtenteils im nahegelegenen Großbetrieb beziehungsweise dessen Infrastruktur tätig waren (Klaphake 2000, 17).

Letztlich war die Entwicklung des verarbeitenden Gewerbes in Brandenburg bis 1989 durch die Notwendigkeiten eines abgetrennten Wirtschaftsraumes sowie politische Grundsatzentscheidungen bedingt. Verbunden war der industrielle Wiederauf- oder Neubau mit großen Anstrengungen, die vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der SBZ/DDR enorme Leistungen darstellten. Mit der Veränderung der ökonomischen Rahmenbedingungen ergaben sich durch die Wiedervereinigung allerdings fundamentale Fragen nach den unternehmerischen Perspektiven dieser vielfach monostrukturierten Standorte, die in privatwirtschaftliche Strukturen überführt werden sollten.

Quellen

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BLHA, Rep. 204A, Ministerium für Finanzen 1927-1961, Nr. 2945.

BLHA, Rep. 330, Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) - Bezirksleitung Provinz Mark Brandenburg 1945-1946, Nr. 97.

BLHA, Rep. 601 Bezirkstag und Rat des Bezirkes Frankfurt (Oder) - Bezirksverwaltungsbehörde Frankfurt (Oder), Nr. 26603.

BLHA, Rep. 1700, Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie 1989-2012, Nr. 267.

Statistisches Jahrbuch der DDR 1956.

Statistisches Jahrbuch der DDR 1989.

Literatur

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Gayko, Axel: Investitions- und Standortpolitik der DDR an der Oder-Neiße-Grenze 1950-1970. Frankfurt a. M. 2000.

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Karlsch, Rainer: Allein bezahlt? Die Reparationsleistungen der SBZ/DDR 1945-1953. Berlin 1993.

Karlsch, Rainer / Laufer, Jochen (Hg.): Sowjetische Demontagen 1944-1949. Hintergründe, Ziele und Wirkungen. Berlin 2002.

Kehrer, Gerhard: Industriestandort Ostdeutschland. Eine raumstrukturelle Analyse der Industrie in der DDR und in den neuen Bundesländern. Berlin 2000.

Klaphake, Axel: Europäische und nationale Regionalpolitik für Ostdeutschland. Neuere regionalökonomische Theorien und praktische Erfahrungen. Wiesbaden 2000.

Knoll, Wolf-Rüdiger: Das verarbeitende Gewerbe und die strukturpolitischen Entwicklungspfade in Brandenburg zwischen 1945 und 1989. In: Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte 70 (2019), S. 205-231.

Kohl, Horst u.a. (Hg.): Die Bezirke der Deutschen Demokratischen Republik. Gotha 1974.

Kotsch, Detlef: Das Land Brandenburg zwischen Auflösung und Wiederbegründung. Politik, Wirtschaft und soziale Verhältnisse in den Bezirken Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus in der DDR (1952-1990). Berlin 2001.

Mieck, Ilja: Kleine Wirtschaftsgeschichte der neuen Bundesländer. Stuttgart 2009.

Lotzmann, Edith: Territoriale Auswirkungen des großflächigen Braunkohlenbergbaus im Bezirk Cottbus bei besondere Beachtung der Siedlungsstruktur. In: Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung, Informationen zur Raumentwicklung 4 (1990), S. 255-272.

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Roesler, Jörg: Strukturpolitik und Wirtschaftsplanung in der Industrie der DDR. In: Grüner, Stefan / Mecking, Sabine (Hg.): Wahrnehmung und Steuerung von sozialökonomischem Wandel in Deutschland 1945-2000. Berlin 2017.

Ribbe, Wolfgang: Das Land Brandenburg in der SBZ/DDR (1945-1952). In: Materna, Ingo / Ribbe, Wolfgang (Hg.): Brandenburgische Geschichte. Berlin 1995, S. 677-726.

Sattler, Friederike (a): Demontagen und Reparationsentnahmen als Problem der beginnenden Wirtschaftsplanung in der SBZ: Das Beispiel der Provinz Brandenburg (1945-1947). In: Karlsch, Rainer / Laufer, Jochen (Hg.): Sowjetische Demontagen 1944-1949. Hintergründe, Ziele und Wirkungen. Berlin 2002, S. 329-370.

Sattler, Friederike (b): Wirtschaftsordnung im Übergang. Politik, Organisation und Funktion der KPD/SED im Land Brandenburg bei der Etablierung der zentralen Planwirtschaft in der SBZ/DDR 1945-52. 2 Bände. Münster 2002.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fotothek_df_roe-neg_0006508_007_Kran_des_VEB_Kranbau_Eberswalde,_Technische_Messe_1953.jpg (Foto: Roger Rössing - CC BY-SA 3.0).

Abb. 2 https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e8/Bundesarchiv_Bild_183-17138-0003%2C_Eisenh%C3%BCttenkombinat_Ost.jpg (Foto: Horst Sturm - CC BY-SA 3.0).

Abb. 3 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-E0506-0004-007,_Rheinsberg,_Kernkraftwerk.jpg (Foto: Ulrich Kohls - CC BY-SA 3.0).

Abb. 4 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-Z0413-010,_Schwedt,_petrochemisches_Kombinat.jpg (Foto: Müller - CC BY-SA 3.0).

Abb. 5 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fotothek_df_n-22_0000588_Produkte.jpg (Foto: Eugen Nosko - CC BY-SA 3.0).

Abb. 6 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-63843-002,_N%C3%A4hmaschinenwerk_Wittenberge.jpg (Foto: Weiß - CC BY-SA 3.0).

Abb. 7 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:HFO_C574C.jpg (Foto: Drahtlos - CC BY-SA 4.0.

Empfohlene Zitierweise

Knoll, Wolf-Rüdiger: Sozialistische Industrialisierung – Die Entwicklung des verarbeitenden Gewerbes in Brandenburg vom Zweiten Weltkrieg bis zum Mauerfall (1945-1989), publiziert am 14.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)

 

Brandenburgs Industrie von 1914 bis 1945

Wolf-Rüdiger Knoll

Erster Weltkrieg und Folgen

Die industrielle Entwicklung Brandenburgs zwischen den beiden Weltkriegen ist maßgeblich durch die jeweiligen (Auf-)Rüstungsprojekte, die Bildung von Groß-Berlin im Jahr 1920 sowie die 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise geprägt worden. Noch in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg hatte sich das verarbeitende Gewerbe in Brandenburg zum dominierenden Wirtschaftszweig entwickelt. Stellvertretend für diese Entwicklung kann die Entscheidung des westfälischen Industriellen Rudolf Weber angesehen werden, mit dem Bau eines Stahlwerks in Brandenburg an der Havel nicht nur Berlin versorgen zu wollen, sondern zugleich den in der Großstadt anfallenden Metallschrott als Rohstoff für die Öfen zur Stahlerzeugung zu nutzen. Drei Jahre nach dem ersten Abstich im Mai 1914 hatte der Betrieb bereits 500 Mitarbeiter und profitierte dabei von der rüstungsbedingten Nachfrage nach Stahl- und Walzprodukten (vgl. Sponholz / von Treskow 1998, 419-421). Während des Ersten Weltkrieges entstand auch in Hennigsdorf ein Stahl- und Walzwerk, um die dort ansässigen Unternehmen mit den entsprechenden Vorprodukten zu versorgen. Mit den Stahlwerken in Brandenburg an der Havel und Hennigsdorf gewann die Schwerindustrie massiv an Bedeutung, war sie bis dahin doch nur in sehr begrenztem Umfang überhaupt in Brandenburg vertreten. Die einseitige Orientierung auf die Rüstungsproduktion führte im Havelland 1914 darüber hinaus zur Gründung der Brandenburgischen Flugzeugwerke sowie 1915 zur Errichtung einer Sprengstofffabrik durch die Köln-Rottweiler-Pulverfabriken, aus der nach dem Krieg das Kunstseidewerk in Premnitz hervorging.

Zahlreiche Standorte stellten während des Krieges ihre Produktion auf die Bedürfnisse des kaiserlichen Heeres um. So nahmen das Stahlwerk Brandenburg und die Ardelt-Werke in Eberswalde die Herstellung von Granaten und Geschossen auf. Im Schwartzkopff-Werk Wildau erfuhr die Produktion von Dampflokomotiven für das Heer einen enormen Anstieg. Der Krieg beschleunigte gleichzeitig einen fortlaufenden Konzentrations- und Zentralisierungsprozess der Brandenburger Industrie und damit den Trend zu größer werdenden Produktionseinheiten. Nach Kriegsende mussten viele dieser Betriebe ihre Produktion auf die Friedenswirtschaft umstellen. Durch das abrupte Ende der Kriegsproduktion waren Massenentlassungen in den aufgeblähten Werken vielfach unvermeidlich. So sank die Beschäftigtenzahl in den Werkstätten des Artilleriedepots in Brandenburg an der Havel von 2.000 im Jahr 1918 innerhalb von zwei Jahren auf nurmehr 34. Besonders von Entlassungen betroffen waren dabei Frauen, die in den Kriegsjahren anstelle der an der Front kämpfenden Männer in den Fabriken gearbeitet hatten. Insbesondere in der Niederlausitzer Textilindustrie war zudem ein Rückgang der Anzahl der Betriebe zu beobachten. Produzierten 1890 noch 506 Betriebe, waren es 1920 nur noch 381. Der Mangel an Baumwollimporten führte dazu, dass in den Zentren der Lausitzer Textilindustrie wie in Forst, Cottbus oder Guben nur noch 50 Prozent aller Betriebe arbeiteten. Dies bedeutete allerdings keine dauerhafte Deindustrialisierung. An die Stelle alter Textilfabriken traten in den 1920er Jahren vielfach Maschinenbau-, Holzindustrie und Kunststoffbetriebe (vgl. Materna 1999, 99).

Im Hinblick auf die verwaltungsrechtliche Struktur von Zentrum und Peripherie wirkte der Erste Weltkrieg als Katalysator für die Debatten um die Bildung eines Zweckverbandes Groß-Berlin. Die kommunale Zersplitterung um Berlin herum hatte zuvor zu einer Reihe von organisatorisch-technischen, finanzpolitischen und wirtschaftlichen Nachteilen geführt, die durch die Kriegsfolgen im Hinblick auf soziale Fragen und Versorgungprobleme noch verstärkt wurden (vgl. Splanemann 1992, 765). Zwar hatte Brandenburg kaum Interesse, die ertragreichsten und mit günstigeren Steuersätzen ausgestatteten Berliner Vororte an die Hauptstadt abzugeben, doch konnte sich die Provinz dem wachsenden Druck der Hauptstadtverantwortlichen und den Debatten um eine Verwaltungsreform, die schon vor Ausbruch des Krieges geführt worden waren, nicht länger entziehen. Mit dem Groß-Berlin-Gesetz vom 27. April 1920 wuchs das Berliner Stadtgebiet – auf Kosten Brandenburgs – von 61 auf etwa 880 Quadratkilometer an. Berlin hatte sich damit „seinen Speckgürtel administrativ umgeschnallt“ (Materna 1999, 100). Die größten Städte Brandenburgs waren somit nicht länger Charlottenburg (1905: ca. 255.000 Einwohner) oder Rixdorf (1905: 153.513 Einwohner), sondern Frankfurt/Oder (1925: 71.000 Einwohner) und Potsdam (64.000). Was für Berlin durchaus sinnvoll war, brachte der Provinz Brandenburgs erhebliche Probleme, denn mit der Bildung von Groß-Berlin verlor Brandenburg zwar nur etwa zwei Prozent seiner Fläche, allerdings mit 1,9 Millionen Einwohner knapp 44 Prozent seiner Bevölkerung.  Dadurch musste die Provinz fortan auf zwei Drittel seines Steueraufkommens verzichten und war in der Folge ökonomisch auf Transferleistungen des Reichshaushaltes angewiesen. Die Steuern und Abgaben der großen elektrotechnischen Industrieunternehmen wie Siemens oder AEG flossen nun nicht mehr in die Kassen der Provinzialverwaltung, sondern an die Hauptstadt

Goldene Zwanziger Jahre? Die Brandenburger Industrie in der Weimarer Republik

Zwar hatte die Konstituierung der Stadtgemeinde Berlin 1920 unmittelbar politisch-administrative und finanzielle Folgen für Brandenburg. Dennoch blieb der wirtschaftliche Verflechtungsraum erhalten. Etwa 42 Prozent der Berliner Gütereinfuhren stammten 1925 aus Brandenburg, während etwa 48 Prozent der Ausfuhren in die Provinz gingen (vgl. Ribbe 2010, 75). So profitierte die Eisen- und Metallindustrie, die sich während des Krieges ausgedehnt hatte, anschließend davon, dass große Mengen Schrott verarbeitet werden mussten. Die Stahlwerke, welche seit Mitte der 1920er dem Flick-Unternehmen Mitteldeutsche Stahlwerk- und Walzwerke angehörten, vergrößerten sich stetig. Die chemische Industrie wurde ebenfalls ausgebaut, allerdings zählte die Provinz in diesem Sektor 1933 gerade einmal 4.000 Beschäftigte in 167 Betrieben, während in Berlin 17.000 Menschen in 844 chemischen Betrieben waren (vgl. Schmieder 1968, 401).

Auch nach der Bildung Groß-Berlins und bis Mitte der 1930er Jahre richtete sich die Wirtschaftsstruktur nach der Hauptstadt Berlin aus, die eine starke Ausstrahlung auf die umliegenden Städte entwickelte. Mit wachsender Entfernung verringerte sich zwar diese Wirkung, dennoch war das Land geprägt von einer Reihe von Mittelzentren mit den dazugehörigen Industrieregionen. Städte wie Brandenburg an der Havel (Textil, Automobil, Metall), Rathenow (8.000 Beschäftigte in der optischen Industrie), Eberswalde (Maschinen- und Metallbau) sowie Oranienburg (chemische Industrie) bildeten die Kerne der industriellen Produktion. Diese wurden ergänzt durch die Berlin-nahen, seit Ende des 19. Jahrhunderts ausgelagerten Produktionsstandorte des Maschinen- und Gerätebaus in Wildau, Fürstenwalde, Hennigsdorf oder Oranienburg. Darüber hinaus waren und blieben die meisten größeren Gemeinden in Brandenburg Ackerbürgerstädte, in deren Umfeld die Land- und Nahrungsmittelwirtschaft die bestimmenden ökonomischen Ressourcen darstellten. Als Ausnahme trat lediglich die Lausitz in Erscheinung, wo sich um das Textilwesen, die Braunkohleförderung und auch die Glasindustrie eine ganze Industrieregion herausbildete. Träger dieser Industrialisierung blieben die mittelgroßen Städte mit ihren etablierten Branchen. An der Spitze standen Städte wie Forst mit 68 Prozent aller Beschäftigten im industriellen Sektor (vgl. Splanemann 1992, 777-780). Erhalten blieb auch die bedeutende Rolle der Textilwirtschaft mit etwa 90.000 Beschäftigten im Jahr 1925, die 17,4 Prozent der Wollwebwaren und 20 Prozent der Bekleidungsstoffe Deutschlands produzierten. Luckenwalde und insbesondere Guben waren weiterhin Zentren der Hutindustrie (Abb. 1, 2). In Guben fertigten 1927 etwa 7.000 Beschäftigte 10 Millionen Hüte, wobei sich der Trend zu weniger und dafür größeren Betriebseinheiten fortsetzte (Materna 1995, 598).

Zugleich gewann die Lausitzer Energiewirtschaft weiter an Bedeutung. Der Bau der Großkraftwerke Trattendorf (1917) (Abb. 3) bei Spremberg und Finkenheerd (1923) (Abb. 4) bei Frankfurt/Oder garantierte die dauerhafte Nutzung der Braunkohle. Von 1907 bis 1925 stieg die Zahl der Beschäftigten in dieser Branche von 11.000 auf 20.000. Die Stromerzeugung wuchs zwischen 1919 und 1927 von 74 Millionen auf 428 Millionen Kilowattstunden. Zum wichtigsten Akteur der Erzeugung und Verteilung des wachsenden Strombedarfs hatte sich im Verlauf der 1920er Jahre die Aktiengesellschaft Märkisches Electrizitätswerk (MEW) entwickelt. Dieses Unternehmen war 1909 gegründet worden und befand sich seit 1920 im alleinigen Besitz der Brandenburger Provinzialverwaltung sowie der Stadt- und Landkreise in ihrem Einzugsgebiet. Letzteres wurde im Verlauf der 1920er Jahre immer weiter ausgedehnt und umfasste schließlich nicht nur das Gebiet der Provinz Brandenburg, sondern ab 1933 auch den gesamten Freistaat Mecklenburg sowie Teile der Nachbarprovinzen Pommern und Grenzmark. Aus einem lokalen Stromerzeuger mit der Keimzelle des 1911 errichten Kraftwerks Heegermühle bei Eberswalde hatte sich das MEW innerhalb von 20 Jahren damit zu einem überregionalen Unternehmen entwickelt, das als Instrument der öffentlichen Infrastrukturentwicklung sein Versorgungsgebiet bis 1945 noch weiter ausdehnen konnte und auf dem Höhepunkt seines Einflusses etwa 6400 Städte und Gemeinden in Nordostdeutschland mit Strom versorgte (vgl. Scheffczyk 2008, 119-145).

In den 1920er Jahren profitierte die Industrie Brandenburgs insgesamt von der Verlagerung vieler Berliner Industriebetriebe in die Provinz. Insbesondere in der Metallwarenbranche entstanden neue Fabriken an traditionellen Standorten der Textilindustrie wie in Luckenwalde und Finsterwalde. Ebenso entschieden sich Unternehmen der chemischen Industrie aufgrund der niedrigen Bodenpreise und günstigen Verkehrsanbindungen zum Auf- bzw. Ausbau neuer Standorte in Brandenburg. So erreichte das ab 1913 in Erkner errichtete Bakelit-Werk zur Herstellung von Kunstharzen 1921 seine volle Kapazität. Im selben Jahr siedelte sich Schering in Eberswalde an und in Teltow wurde die Parfüm- und Toilettenseifenfabrik der Gustav Lohse AG ausgebaut. Zwar wurde die Industrie in der Provinz damit im Hinblick auf die Beschäftigtenzahlen immer wichtiger, allerdings dominierte der ländliche Charakter nach der Bildung Groß-Berlins das wirtschaftliche Gefüge Brandenburgs in der Weimarer Republik. Von 2,6 Millionen Einwohnern arbeiteten 1925 486.000 in Industrie und Handwerk, während in der Land- und Forstwirtschaft 654.000 Menschen tätig waren. Zweifellos folgerichtig ist damit die Feststellung von Ingo Materna, dass es sich bei Brandenburg in den Jahren nach 1920 folgerichtig um eine „Agrar-Industrieprovinz“ handelte (Materna 1999, 100).

Weltwirtschaftskrise und NS-Aufrüstung

Die ab Herbst 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise hatte auch für die Provinz Brandenburg gravierende Auswirkungen. Der Rückgang der Produktion zog Entlassungswellen nach sich. In Frankfurt (Oder) sank die Zahl der Beschäftigten im Maschinen- und Fahrzeugbau zwischen 1929 und 1933 um 68 und in der Bekleidungsindustrie um 40 Prozent (vgl. Mohs 1962, 41f.). Zwischen 1925 und 1933 sank die Zahl der Werktätigen in Industrie und Handwerk um ein Viertel. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Arbeitslosenzahlen: Im Dezember 1929 zählte die Provinz Brandenburg noch 99.000 Arbeitslose, Anfang 1933 waren es 237.000. Im Schnitt waren 1932 34,2 Prozent aller Personen im erwerbsfähigen Alter arbeitslos (vgl. Petzina 1987, 245). Am stärksten davon betroffen waren die traditionellen Standorte der Textil- und Hutmacherindustrie wie Spremberg. Diejenigen, die Arbeit behielten, mussten dort Lohneinbußen von bis zu 15 Prozent verkraften. (vgl. Materna 1995, 606).

Gleichzeitig blieb in den letzten Jahren vor der nationalsozialistischen Herrschaft der traditionelle Grundsatz für Brandenburg bestehen: „Die traditionelle, von Berlin ausgehende und von hoher Innovationskraft getragene Profilierung moderner Industrien beeinflusste die wirtschaftliche Entwicklung der Region“ (Demps 1995, 642). Dies betraf Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre den Aufbau neuer Wirtschaftszweige wie der Unterhaltungsindustrie (Babelsberg), elektroakustischer Geräte und der modernen Mess- und Reglertechnik (Stahnsdorf und Teltow) im Großraum Potsdam.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten führte jedoch zu deutlichen Veränderungen in der Wirtschafts- und Industrialisierungspolitik, von der Brandenburg aufgrund seiner Lage im Besonderen betroffen war. Einerseits sollte die wehrgeographische Ordnung des „Dritten Reichs“ nun auf eine effektive Konzentration kriegswichtiger Produktionsanlagen ausgerichtet werden. Andererseits sollten diese Anlagen möglichst außerhalb der Reichweite feindlicher Bomberverbände liegen, da der Bedeutung der Luftstreitkräfte und ihrer Kapazitäten in einem zukünftigen Krieg eine zentrale Rolle zugeschrieben wurde. Da der Raum östlich einer Linie Hamburg – München Mitte der 1930er Jahre als vor feindlichen Luftangriffen sicher betrachtet wurde, konzentrierte sich der staatlich geförderte Rüstungsauf- und -ausbau auf die entsprechenden Gebiete (vgl. Demps 1995, 643). In der Provinz begann somit gewissermaßen eine artifizielle Industrialisierung, deren Zweck hauptsächlich in der Befriedigung von Rüstungsbedürfnissen für die zukünftigen Kriegsplanungen bestand. Schon 1934 begann in Brandenburg an der Havel der Aufbau der Arado-Flugzeugwerke. Henschel entschied sich im selben Jahr zum Aufbau eines Stammwerkes für die Flugzeugproduktion in Schönefeld. 1935 entschloss sich die Adam Opel AG ebenfalls in Brandenburg an der Havel für den Aufbau eines neuen Werkes zur LKW-Produktion (Abb. 5, 6), da die Stadt ausreichend Transportmöglichkeiten zu Wasser und zu Lande sowie gut ausgebildete Industriearbeiter bot (auch in den bekannten Brennabor-Werken wurden seit 1919 Fahrzeuge produziert). In Oranienburg entstanden zwischen 1936 und 1938 die Heinkel-Flugzeugwerke, in denen Kampfflugzeuge hergestellt wurden. Ebenfalls 1936 entschied sich die Daimler-Benz AG, dem Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums folgend, zum Aufbau eines Großserienwerkes für die Flugzeugmotorenproduktion in Ludwigsfelde/Genshagen südlich von Berlin. In der chemischen Industrie erfolgte im selben Jahr der Beschluss zum Aufbau des Synthesewerks Schwarzheide in der Lausitz durch die Braunkohle-Benzin-Aktiengesellschaft (Brabag). Dort sollte aus Braunkohle Benzin gewonnen werden. Schwarzheide war mit einer monatlichen Produktionskapazität von 14.170 Tonnen schließlich das größte Synthesewerk des Reiches auf der Basis des Fischer-Tropsch-Verfahrens (vgl. Eichholtz 1999, 136). 1937 wurde in Wittenberge mit der Kurmärkischen Zellstoff- und Zellwollefabrik ein Unternehmen gegründet, das sich auf die Herstellung von Cellulose, Viskose- und Chemiefasern spezialisierte. Die Zellwolle diente als Ersatzstoff z.B. für Uniformbekleidung. Die Kapazitäten des Kunstseidewerkes Premnitz wurden durch die IG-Farben ebenfalls erheblich erweitert.

Neben der Rüstungsproduktion konzentrierten sich in Brandenburg auch zahlreiche Militärflugplätze (Cottbus, Wittstock, Sperenberg) sowie die militärischen Kommandospitzen der Wehrmacht, die in Wünsdorf und Zossen südlich von Berlin ihr Hauptquartier errichteten. Bedeutend wirkte sich zudem die Umstellung von bestehenden Industriebetrieben auf die Rüstungsproduktion aus. Das Werk der Julius Pintsch KG Fürstenwalde beendete den Bau von Reichsbahnsignalanlagen und Stellwerken. Stattdessen begann dort bereits 1934 der Ausbau der Waffenproduktion durch die Aufnahme einer Kartuschenfertigung. Mit Kriegsbeginn wurden zunehmend Seeminen, Torpedos und Fliegerbomben hergestellt, deren Produktion 1944 mit etwa 12.000 Beschäftigten ihren Höhepunkt erreichte. Im Singer-Nähmaschinenwerk in Wittenberge war bereits 1938 ein Rückgang in der Herstellung von Haushaltsnähmaschinen um 21 Prozent zu verzeichnen. Gleichzeitig stieg der Absatz von Industrienähmaschinen für den Bedarf an Uniformschneidereien und Fallschirmproduktion um 32 Prozent. Im dritten Quartal 1941 produzierte das Werk bereits 700.000 Stück 15mm-Hülsen für Sprenggranaten. 1944 wurden innerhalb eines Quartals 1,5 Millionen Hülsen für Panzergranaten in den Hallen des Nähmaschinenwerkes gefertigt (Muchow 1999, 28-30). Die Ardelt-Werke in Eberswalde, die schon 1934 mit dem Aufbau eines Werks zur Herstellung von Artilleriegeschossen begann, spezialisierten sich auf den Bau von Panzerabwehr-Kanonen. Hinzu kamen Kettenglieder für Panzerfahrzeuge, Granatkörper und Minen (Kliche/Berus/Stendel 2006, 14) (Abb. 7).

Kriegsproduktion, Zwangsarbeit und alliierte Bombenangriffe auf die Rüstungsindustrie

Die massive Ausweitung der Rüstungsproduktion bis zum Sommer 1944, als sie ihren Höhepunkt erreichte, war überhaupt nur möglich durch den Einsatz ausländischer Arbeitskräfte. Neben angeworbenen Mitarbeitern etwa aus Italien oder Dänemark sowie Kriegsgefangenen wie aus Frankreich, erfolge ab 1942 der massive Einsatz von Zwangsarbeitern und -arbeiterinnen aus den besetzten Gebieten in Osteuropa sowie von Häftlingen der Konzentrationslager. Im März verzeichnete der Landesarbeitsamtbezirk 262.000 ausländische Arbeitskräfte, wovon 87.000 sogenannte Ostarbeiter und damit hauptsächlich unter Zwang nach Deutschland verschleppte Menschen waren, deren Unterbringung, Behandlung und Verpflegung erheblich schlechter war als die der übrigen ausländischen Arbeiter in der Rüstungsproduktion (vgl. Demps 1995, 659f.). In den Ardelt-Werken Eberswalde 1944 waren etwa 3.000 der 7.000 Beschäftigten Zwangsarbeiter, unter denen sich auch permanent einige Hundert Häftlinge befanden, die im Außenlager Eberswalde des KZ Ravensbrück untergebracht waren. Im Flugzeugmotorenwerk in Genshagen arbeiteten 1944 bis zu 17.500 Menschen, davon 11.000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge.

An zahlreichen Brandenburger Standorten wurden Panzergehäuse, Geschosse und Geschütze hergestellt. Brandenburg erfuhr damit eine gravierende Veränderung der Wirtschaftsstruktur und der industriellen Standortverteilung. Schon vor Ausbruch des Krieges wurde der rüstungswirtschaftliche Anteil der Region Berlin-Brandenburg auf etwa 40 Prozent an der Gesamtproduktion des Dritten Reiches geschätzt. Als Konsequenz der neugegründeten Produktionsstandorte, der Umstellung des verarbeitenden Gewerbes sowie der Verlagerung von Unternehmen, bildete der Raum Berlin-Brandenburg „ein Rüstungszentrum, das – mit Ausnahme des Ruhrgebiets – seinesgleichen in Deutschland nicht hatte“. 1944 war Brandenburg dadurch „geradezu vollgestopft“ mit Rüstungsindustrie (Eichholtz 1993, 63).

Dies lag nicht zuletzt auch am Verlauf des Krieges und an dem alliierten Bombenkrieg. 1943 begann die britische Royal Air Force mit der systematischen Bombardierung Berlins. Die Luftangriffe erreichten Ende 1943 in der „Schlacht um Berlin“ einen ersten Höhepunkt und wurden seit März 1944 durch die Beteiligung der US-Air Force noch verstärkt. Seit August/September 1943 drängte daher die Berliner Industrie verstärkt darauf, ihre Anlagen vor der Zerstörung zu retten. Es begann eine Industrieverlagerung großen Stils und damit setzte innerhalb kürzester Zeit – und unter gänzlich anderen Vorzeichen – erneut eine Randwanderung der Berliner Industrie nach Brandenburg ein, das sich durch seine geographische Nähe zu Berlin und der zentralen Lage in Deutschland als Ausweichstandort für die Berliner Betriebe geradezu anbot. Ähnliches galt auch für Betriebe aus dem sächsischen und anhaltinischen Raum. Albert Speer, seit 1942 als Reichsminister für Bewaffnung und Munition für die Rüstungsproduktion des Dritten Reiches verantwortlich, setzte für diesen Prozess eigens einen „Generalbeauftragten für Betriebsumsetzungen“ ein. Die Verlagerung der in den Berliner Industriegebieten und Großbetrieben konzentrierten Rüstungsproduktion in die weniger bombengefährdeten Gebiete der umliegenden Regionen, führte zu erheblichen Stilllegungsaktionen in der Brandenburger Konsumgüterindustrie. Für den Monat August 1943 dokumentierte das Rüstungskommando Frankfurt/Oder allein 34 Fälle von Unternehmensverlagerungen im Bereich der Luftwaffenrüstung aus Berlin in den Regierungsbezirk Brandenburg. Betroffen von Stilllegungsbeschlüssen war etwa die Textil- und Glasindustrie in der Lausitz. Berliner Betriebe, die Rüstungsgüter wie Motoren, Präzisionsoptiken oder Luftbildgeräte herstellten, besetzten vielfach Tuchfabriken, Textilwerke und Glashüttenwerke. Diese Umsetzungen hatten auch Auseinandersetzungen um Fabrikräume, Arbeitskräfte und Unterkunftsmöglichkeiten zur Folge (vgl. Eichholtz 1999, 268-271).

Durch die alliierten Bomberangriffe auf den Großraum Berlin erlitt die Brandenburger Industrie zunächst vor allem Schäden im Berliner Randgebiet. Auf dem Gelände der auf Messtechnik spezialisierten Firma Heinrich List in Teltow führte ein Luftangriff Anfang Dezember 1943 zu 100 Toten und dem vorübergehenden Stillstand der Produktion. Am 8. März 1944 erfolgte ein Angriff auf den Industriestandort Erkner mit etwa 4.000 Sprengbomben und bis zu 10.000 Stabbomben (vgl. Demps 1995, 663). Die Betriebsleitung der dort ansässigen und zu etwa 60 Prozent zerstörten Vereinigten Kugellagerwerke plante in der Folge die Produktion von Schwenklagern für Panzerkuppeln in die unterirdischen Stollen der Rüdersdorfer Kalkbergwerke zu verlegen. Mit Beginn des Jahres 1944 waren auch zunehmend Städte und Gemeinden Brandenburgs, die in der Nähe von Industrieanlagen und militärischen Objekten lagen, von Luftangriffen betroffen. Am 18. April griffen etwa 200 Flugzeuge die Heinkel-Werke in Oranienburg und die Arado-Flugzeugwerke in Brandenburg an der Havel an. Etwa 500 Bomben fielen am 28. Mai 1944 auf das Brabag-Synthesewerk Schwarzheide. Dieser Angriff führte zu einem vierwöchigen kompletten Produktionsausfall. Die anschließende Fertigungsaufnahme begann nur noch mit zehnprozentiger Kapazität. Einen Tag später erfolgte ein Angriff auf den Flugplatz in Cottbus, wo die Firma Focke-Wulf Jagdflugzeuge produzierte. Dieser wurde so stark beschädigt, dass eine Montage zunächst nicht mehr möglich war. Besonders betroffen war das Flugzeugmotorenwerk der Mercedes-Benz AG in Genshagen südlich von Berlin, auf das am 6. März, 21. Juni und 6. August Angriffe geflogen wurden. Hatte das Werk mit dem Einsatz von 17.500 Menschen (davon 11.000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge) den Höhepunkt seiner Produktion im ersten Halbjahr 1944 erreicht, führte der schwerwiegende Angriff vom 6. August 1944 zu einem Einbruch der Fertigungszahlen (vgl. Demps 1999, 276; 295-298). Ebenfalls am 6. August 1944 flogen amerikanische Bomber einen Präzisionsangriff auf das Opel-Werk in Brandenburg. Durch die Zerstörung von 20 Prozent des Maschinenparks und 50 Prozent der Werksanlagen konnte eine geordnete Fließbandproduktion bis Kriegsende nicht mehr aufgenommen werden (vgl. Krause 1998, 448f.).

Die Bombardierungen durch alliierte Luftflotten führten letztlich seit Mitte 1944 zu einem starken Rückgang der im Verlauf des Krieges fast ausschließlich auf Rüstungsproduktion umgestellten Kapazitäten der Brandenburger Industrie. In den letzten Kriegstagen wurde zudem insbesondere der östliche Teil der Provinz Schauplatz der Kampfhandlungen in der Schlacht um Berlin. Städte wie Prenzlau (zu 86 Prozent), Schwedt (84 Prozent) und Rathenow (60 Prozent), sowie insbesondere Frankfurt/Oder erlitten durch Bodenkämpfe schwere Beschädigungen der innerstätischen Bausubstanz. Frankfurt/Oder lag weitestgehend in Trümmern. Darüber hinaus waren auch nördlich, südlich und westlich von Berlin gelegene Städte und Gemeinde betroffen, die in die Kampfhandlungen verwickelt wurden. So war Potsdam nach heftigen Kämpfen in den letzten Kriegstagen zu 47 Prozent zerstört (vgl. Arlt/Stang 1995, 190).

Die industrielle Produktion in Brandenburg war während des Krieges immer stärker auf die Fertigung von Rüstungsgütern ausgerichtet worden, während die Konsumgüterproduktion stark vernachlässigt wurde. Das Ende des Krieges bedeutete für Brandenburg zugleich auch das Ende der innerhalb weniger Jahre entstandenen starken Industrialisierungswelle, die einen künstlichen, da rüstungs- und kriegsbedingten Ursprung hatte. Die Folgen dieser Entwicklung spürten die Menschen in Brandenburg umso mehr nach dem Kriegsende.

Quellen

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Bundearchiv Koblenz, R 3102 Statistisches Reichsamt, Nr. 10978.

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Literatur

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Abbildungsnachweis

Abb. 1 https://www.urbipedia.org/hoja/Archivo:Mendelsohn.Fabrica_de_sombreros.4.jpg:Mendelsohn.Fabrica_de_sombreros.4.jpg (CC-BY-NC-SA)

Abb. 2 https://brandenburg.museum-digital.de/object/4698 (Stadt- und Industriemuseum Guben - CC-BY-NC-SA)

Abb. 3 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kraftwerk-Trattendorf.jpg (CC-BY-NA 1.0)

Abb. 4 Archiv brandenburgikon

Abb. 5 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bundesarchiv_Bild_183-2007-0910-500,_Brandenburg,_Lkw-Produktion.jpg (CC-BY-NA 3.0)

Abb. 6 https://brandenburg.museum-digital.de/object/3287 (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel - Frey-Haus - CC-BY-NC-SA 4.0)

Abb. 7 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-L04352,_Deutschland,_R%C3%BCstungsproduktion,_Panzer.jpg (CC-BY-NA 3.0)

Empfohlene Zitierweise

Knoll, Wolf-Rüdiger: Zwischen den Kriegen. Brandenburgs Industrie von 1914 bis 1945, publiziert am 14.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)

Wolf-Rüdiger Knoll

Voraussetzungen und Ressourcen

Ausgangspunkt der Industrialisierung Brandenburgs war Berlin, das mit der Provinz einen sozio-ökonomischen Verflechtungsraum bildete und bis 1881 auch faktisch ein Bestandteil der damaligen Provinz Brandenburg war. Neben der Regierung saßen in Berlin auch die obersten Behörden von Staat und Armee. Die Stadt entwickelte sich zu einem Verkehrsknotenpunkt. Zahlreiche Lehranstalten und naturwissenschaftlich-technische Einrichtungen brachten Techniker und Ingenieure hervor, deren Erfindungen und Patente den Grundstein für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie legten. Von dieser Entwicklung profitierte Brandenburg, denn sie legte auch den Grundstein für die Expansion der gewerblichen Unternehmen, indem das Berliner Umland ausreichend Grund und Boden sowie die benötigten Arbeitskräfte für die Ausweitung der Produktionskapazitäten bereitstellen konnte.

Der Zeitpunkt der einsetzenden Industrialisierungsprozesse in Europa war zunächst maßgeblich durch regionalen Gegebenheiten, also die geographische Lage, das Klima, die Bodenfruchtbarkeit und insbesondere die Rohstoffvorkommen geprägt. Die „märkische Streusandbüchse“ erschien dafür mit ihren wenigen Bodenschätzen nicht gerade als bevorzugte Wirtschaftsregion (Materna 1999, 94). Als Brennmaterial für die gewerblich-industrielle Nutzung bot sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts neben Holz in erster Linie der in größeren Mengen vorhandene Torf an. Insbesondere in der Region des Finowtals sowie bei Storkow wurde Torf für die brenntechnische Versorgung der frühen Metallverarbeitung um Eberswalde sowie der Kalköfen in Rüdersdorf gestochen. Durch die Erweiterung der gewerblichen Produktion, welche insbesondere auf das rasante Wachstum Berlins zurückzuführen war, wurden für den zunehmenden Einsatz von Dampfmaschinen ertragreichere Brennstoffe als Holz und den aufwendig zu transportierenden Torf benötigt. Hier konnte die ergiebigere, in weiten Teilen der Mark praktisch unbegrenzt vorhandene Braunkohle Abhilfe schaffen. Der Schwerpunkt des beginnenden Braunkohletagebaus, der innerhalb weniger Jahre immens an Bedeutung gewann, lag zunächst im Raum Frankfurt (Oder). Mit Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konzentrierte sich die Braunkohleförderung zunehmend auf die Niederlausitz, da hier größere Flözmächtigkeiten sowie ein geringeres Deckgebirge bessere Abbaumöglichkeiten boten. Die Erfindung der Brikettpresse 1856 verbesserte die Transportfähigkeit der Braunkohle erheblich und deren Abbau sowie die Brikettproduktion expandierten in der Region um Senftenberg innerhalb der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damit errang die Braunkohle eine überregional-ökonomische Bedeutung für die Lausitz. Um 1890 existierten bereits 60 Brikettpressen. Die Fördermengen schnellten von 1,4 Millionen Tonnen im Jahr 1878 auf 24 Millionen Tonnen Braunkohle im Jahr 1912 hoch. Anfang des 20. Jahrhunderts arbeiteten bereits 15.000 Menschen in den Lausitzer Tagebauen und Braunkohlewerken. Die Braunkohle hatte sich zur „industriellen Destination der Lausitz entwickelt“ (Bayerl 2012, 269) (Abb. 1).

Bedarf für die Nutzung der Braunkohle als Brennstoff bestand unter anderem in der Bauwirtschaft. Rüdersdorf entwickelte sich aufgrund der dort vorhandenen Kalkvorkommen zu einem Zentrum der Kalksteinverarbeitung mit Steinbruch und Kalkbrennereien, welche von Berlins wachsendem Bedarf an Baumaterialien profitierte. Neben dem Einsatz in Berlin fanden Rüdersdorfer Kalksteine auch ihre Verwendung im Bau von Festungsanlagen in Stettin, Küstrin und Posen. Die Produktion von rohem und bearbeitetem Kalkstein stieg bis Mitte des 19. Jahrhunderts auf etwa 50.000 Tonnen und steigerte sich bedingt durch die wachsende Nachfrage nach Baumaterialien in Berlin erheblich (Büsch 1971, 63) (Abb. 2). Davon profitierte auch die Ziegelindustrie in Zehdenick, welche sich auf die im ganzen Land Brandenburg vorhandenen Tonvorkommen stützte. Mit der Einführung der Strangpresse 1856 konnte die wachsende Nachfrage nach Kalk- und Ziegelsteinproduktion zum Bau von gewerblichen und Wohnräumen in Berlin und den entstehenden kommerziell-gewerblichen Zentren Brandenburgs abgedeckt werden. Dies sorgte in der Folge für eine Vervierfachung der Beschäftigtenzahlen in diesem Sektor zwischen 1800 und 1849.

Im Gegensatz zu den anderen frühen industriellen Zentren Preußens bot der Raum Berlin-Brandenburg für die entstehende Metallindustrie ungünstige Ressourcenvorkommen. Eisenerze kamen im Wesentlichen nur als Raseneisensteine vor. Zwar wurden entlang der Neiße sowie im Fintowtal und in der Niederlausitz mehrere Tausend Zentner Roheisen jährlich verhüttet, doch stellte dies im Verhältnis zu den rheinischen und schlesischen Werken, die zusammen 97 Prozent des gesamten in Preußen gewonnenen Roheisens produzierten, eine sehr bescheidene Ausbeute dar (Büsch 1971, 65). Die Erzeugung von Brandenburger Hüttenroheisen endete daher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Stattdessen setzte man für die Metallverarbeitung auf Vorprodukte aus Schlesien und dem Rheinland, die sich durch die verbesserten Transportkapazitäten – insbesondere durch Eisenbahn und Schifffahrtswege - kostengünstiger importieren ließen.

Bevölkerungswachstum und Ausbau der Infrastruktur

Mit dem Aufstieg Preußens zur dominierenden deutschen Großmacht und der Bedeutungszunahme Berlins als politischem Zentrum vollzog sich in der Hauptstadt ein rasanter Prozess des demographischen und wirtschaftlichen Wachstums. Zwischen 1849 und 1910 vervierfachte sich die Bevölkerungszahl Berlins von 420.000 auf 2.070.000 Einwohner. Dieser rasante Zuwachs basierte vor allem auf Wanderungsgewinnen, die sich in erster Linie aus dem näheren Umfeld der entstehenden Metropole – und damit aus Brandenburg – speisten. Die Sogwirkung Berlins verhinderte jedoch nicht, dass auch die die beiden Brandenburger Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt (Oder) im gleichen Zeitraum eine Verdopplung der Einwohnerzahlen von 2.035.000 auf 4.090.000 Einwohner verzeichneten. Die Zunahme ließ sich maßgeblich auf die Entwicklungen der hauptstadtnahen Gemeinden bzw. Städte zurückführen. Im Regierungsbezirk Potsdam etwa stiegen die Einwohnerzahlen allein in einem Umkreis von 15 Kilometern Entfernung zu Berlin zwischen 1871 und 1905 von 103.000 auf 1.162.000 und damit um das Elffache an (Escher 1993, 738). In Regionen wie der Ostprignitz oder dem Spreewald stagnierte die Bevölkerungszahl hingegen oder ging sogar leicht zurück. Diese landwirtschaftlich dominierten Kreise litten besonders unter den Abwanderungsprozessen Richtung Berlin und Umgebung.

Als wichtige Stütze der industriellen Entwicklung Brandenburgs fungierte der Ausbau der Verkehrs- und Transportwege. Seit dem frühen 19. Jahrhundert erfolgte ein sternförmig von Berlin ausgehender Ausbau des Straßennetzes. Von der Anbindung der Hauptstadt an große Städte wie Hamburg, Stettin, Königsberg, Breslau, Leipzig oder Magdeburg profitierten auch die brandenburgischen Regionen entlang dieser Verkehrswege, die ihre Produkte über die Chausseen schneller zu den Abnahmemärkten transportieren konnten. Daraus ergab sich ein „signifikanter Multiplikatoreffekt“ für die Unternehmen der Provinz (Radke 2016, 576). Ergänzt und ausgeweitet wurde dieser Effekt durch den Ausbau der Wasserwege. Zu den frühesten Kanalbauten gehörten der die Oder mit der Havel verbindende Finowkanal sowie der Oder-Spreekanal. Beide wurden bereits im 18. Jahrhundert angelegt. Die beginnende Dampfschifffahrt ermöglichte größere Transportkapazitäten, erforderte allerdings auch eine Anpassung der natürlichen Flusssysteme. Während im 19. Jahrhundert der Schwerpunkt auf die Ausweitung der bestehenden Kapazitäten gelegt wurde, war das frühe 20. Jahrhundert durch die Fertigstellung einer Reihe von Großkanalbauten geprägt. Hierzu zählte zunächst die Einweihung des Rüdersdorfer Kanals 1903, der die Kalksteinlagerstätten an die Spree band. Bedeutende Effekte auf das Brandenburger Gewerbe hatten zudem die Fertigstellungen des 37 Kilometer langen Teltow-Kanals im Jahr 1906 sowie des großen Oder-Havel-Kanals 1914. Gleichwohl noch größere Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung Brandenburgs hatte der Eisenbahnbau. Auch hier erfolgte die Entwicklung ähnlich den anderen Verkehrswegen von Berlin ausgehend. Die erste Eisenbahn auf Brandenburger Boden verband seit 1838 die Hauptstadt Berlin mit der Residenzstadt Potsdam. Weitere Verbindungen wie die Anhalter Bahn nach Köthen, die Strecken Berlin-Stettin, Berlin-Frankfurt (Oder) und Berlin-Hamburg folgten. Von diesen Bahnstrecken profitierten Standorte wie Eberswalde, Pritzwalk oder Brandenburg an der Havel im Besonderen, da sie entweder direkt an den Hauptlinien lagen oder durch Nebenbahnen an diese angeschlossen wurden.

Frühindustrielle Zentren

Als Wiege der brandenburgischen Industrie gilt das etwa 70 Kilometer nordöstlich von Berlin gelegene Gebiet des Finowtals rund um das heutige Eberswalde. Dieses früheste, etwa seit Anfang des 17. Jahrhunderts entstandene, industriell-gewerbliche Zentrum der Mark Brandenburg erwarb sich einen Ruf als „Märkisches Wuppertal“, nachdem dort die industrielle Metallverarbeitung Brandenburgs mit der Gründung einer Eisenspalterei, eines Kupferhammers und eines Messingwerks ihren Ausgang genommen hatte (Seifert / Bodenschatz / Lorenz 1998, 13-22) (Abb. 3). Voraussetzungen für die gewerbliche Entwicklung waren die vorhandenen Ressourcen. Hierzu zählten Rasenerze, Wasserkraft und Holz sowie insbesondere die Anbindung an die Wasserwege. Neben Eberswalde bildete Brandenburg an der Havel mit der Gründung der Gießerei Elisabethhütte einen frühen Schwerpunkt der Metallverarbeitung.

Um 1850 spielte die Industrie in Brandenburg allerdings insgesamt nur eine sehr untergeordnete Rolle: „Bis zur Jahrhundertmitte blieb die Provinz Brandenburg das, was sie schon immer gewesen war, ein Agrarland.“ (Radtke 2008, 194) 1849 arbeiteten 59 Prozent der Beschäftigten der Provinz Brandenburg in der Land- und Forstwirtschaft, während das Gewerbe 29 Prozent zur Gesamtwirtschaftsleistung beitrug (Handel- und Dienstleistungen: 12 Prozent). Der gewerbliche Sektor wurde Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Bekleidungs- und Textilwirtschaft dominiert (44 Prozent der Beschäftigten). Das Textilgewerbe, die Produktion und Veredelung von Tuchen, Stoffen und Geweben diente dabei letztlich als Motor der industriellen Entwicklung Brandenburgs. Hier zeigte sich erstmals eine Form der Abwanderung aus dem Produktionszentrum Berlin in die umliegenden Gebiete. Zwischen 1849-1875 sank die Zahl der im Textilgewerbe Beschäftigten in Berlin von 19.200 auf 14.900 Personen. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Textilarbeiter in Brandenburg von 34.000 auf 46.300. (Büsch 1976, 91). Da die technologische Weiterentwicklung durch den Einsatz von Spinnmaschinen, mechanischen Webstühlen und dampfgetriebenen Arbeitsmaschinen billige Massenproduktionen ermöglichte, entwickelte sich ein starker Wettbewerb zwischen Berliner Textilbetrieben und günstigen englischen Konkurrenzunternehmen. In der Konsequenz führte dies zu einer Abwanderung der beschäftigungsintensiven Betriebe der Textilverarbeitung aus dem Zentrum in die Peripherie. Die im ländlichen Raum Brandenburgs vorhandenen, zahlreichen und billigen Arbeitskräfte sowie niedrigere Lebenshaltungskosten führten zu einer starken Ausweitung der Textilwirtschaft in Orten wie Luckenwalde (welche als Tuchmacherstadt eine überregional wichtige Industriestadt „par excellence“ wurde), Brandenburg an der Havel und in der Prignitz nördlich von Berlin. In Pritzwalk etwa begründete die Familie Quandt mit dem Auf- und Ausbau einer Textilfabrik in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts ihren Aufstieg zu einer der führenden Unternehmerfamilien Deutschlands. Darüber hinaus siedelten sich insbesondere in der Niederlausitz zahlreiche Betriebe an. Orte wie Guben, Spremberg, Forst (aufgrund seiner ausgeprägten Industriestruktur auch als „deutsches Manchester“ bezeichnet) und Cottbus wurden zu Zentren der Textilwirtschaft (Bayerl 2012, 326-339) (Abb. 4, 5). 1907 arbeiteten 70.000 Menschen in der Brandenburger Textilindustrie. Wie in anderen Teilen Deutschlands diente das Textilgewerbe damit als Schrittmacher und Leitgewerbe der industriellen Produktion Brandenburgs.

Früher als die Textilindustrie, aber lokal begrenzt, bildete Rathenow das frühe Zentrum der optischen Industrie in Deutschland. 1801 begann Johann August Heinrich Duncker mit der deutschlandweit erstmaligen, fabrikmäßigen Produktion von geschliffenen Brillengläsern und -fassungen auf der Basis der von ihm entwickelten Vielfschleifmaschine. Die von Duncker begründete „Königlich privilegierte optische Industrie-Anstalt“ begann zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit dem Verkauf von Brillen. 1843 wurden in Rathenow bereits 40.000 Fassungen und mehr als 250.000 Brillengläser hergestellt (Götze 2020, 23) (Abb. 6). Die Nachfolger Dunckers bauten nicht nur eine über die ganze Stadt in vielen Klein- und Kleinstbetrieben verteilte optische Industrie auf, sondern errangen damit eine führende Rolle in der Herstellung von Brillengläsern und -fassungen. 1896 existierten in Rathenow bereits 163 optische Betriebe. Im größten Betrieb der Stadt arbeiteten 1890 500 Menschen. Rathenow entwickelte sich mit der Produktion von Brillen, Ferngläsern und Mikroskopen zur „Stadt der Optik“ und damit zu einem Vorreiter der industriellen Produktion auf diesem Gebiet.

Die Entwicklung der chemischen Industrie nahm ihren Ausgang in Berlin, wo für die Textilindustrie Farbstoffe, Seifen und Chemikalien hergestellt wurden. Nördlich von Berlin entwickelten sich in Oranienburg die ersten chemischen Fabrikationsstätten in Brandenburg. 1814 begann der Apotheker Ferdinand Runge mit der Herstellung von Karbolsäure und Anilin (Teerfarben). Aus diesem Betrieb heraus entwickelte sich die Produktion von Schwefelsäure, Salmiak und dem Steinkohlenteer Phenol. Oranienburg prägte die Entwicklung der chemischen Industrie in Brandenburg und wurde im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einer „industriellen Trabantenstadt“ Berlins (Adamy 1995, 530). In Fürstenwalde wurde 1829 die erste deutsche Kautschukwarenfabrik eröffnet. 1852 siedelte sich in Eberswalde das deutschlandweit erste Werk zur Dachpappenproduktion an. In Erkner eröffnete 1860 ein Unternehmen der Teerdestillation. Darüber hinaus entwickelte sich die chemische Industrie vor allem im „Speckgürtel“ Berlins, wo sich auf die Produktion von Farben und Lacke spezialisierte Unternehmen u. a. in Charlottenburg (seit 1833), Tempelhof (1876), Köpenick (1882) ansiedelten (Schmieder 1968, 370). Letztlich kam der chemischen Industrie in Brandenburg im 19. Jahrhundert jedoch eine im Vergleich nur geringe Bedeutung zu. Der Anteil der Beschäftigten am Gesamtgewerbe lag 1875 bei gerade 1,7 Prozent, während die Textil- und Bekleidungsindustrie (36 Prozent), die Herstellung von Nahrungs- und Genussmitteln (11 Prozent) sowie die Bauindustrie (10 Prozent) die gewerbliche Struktur der Provinz prägten (Büsch 1976, 69).

Zu diesem Zeitpunkt, wenige Jahre nach der Bildung des Deutschen Kaiserreiches und mithin am Ende der als „Take-off“ bezeichneten, ersten Hochphase der industriellen Entwicklung Deutschlands, erreichte das Gewerbe insgesamt (38 Prozent) auch in Brandenburg noch keine dominierende Stellung gegenüber der Land-/ Forstwirtschaft, die mit 51 Prozent mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze in der Provinz stellte (Müller/Müller 1995, 444). Zudem zeigte sich, dass die Phase der Industriellen Revolution bis 1875 zu einer Entleerung bzw. Ausdünnung ländlicher und kleinstädtischer Räume zugunsten der gewerblich-industriellen Konzentration in relativ wenigen großstädtischen Ballungszentren führte. Die gewerbliche Produktion blieb dabei kleinteilig. Von 325.000 Beschäftigten in der Industrie war 1890 nur etwas mehr als ein Drittel in Betrieben mit mehr fünf Mitarbeitern beschäftigt.

Randwanderungen der Berliner Betriebe und Phase der Hochindustrialisierung

Ende des 19. Jahrhunderts wurde Brandenburg von zwei Industrialisierungswellen erfasst, die ihren Ursprung einmal mehr in Berlin hatten. Während sich die Bevölkerung in der Hauptstadt zwischen 1871-1910 mehr als verdoppelte, veränderte sich die Fläche trotz des immensen Bevölkerungswachstums kaum. Den neu gegründeten Berliner Unternehmen des Maschinenbaus und der Elektroindustrie fehlte es im Zuge der Expansion ihrer Produktionsstätten an den nötigen Industrieflächen, sodass neue Standorte außerhalb Berlins erschlossen wurden. Diese Randwanderung erstreckte sich auf stadtnahe Bereiche. Unternehmen wie Siemens & Halske (nach Charlottenburg), AEG (Oberschöneweide) und Borsig (Tegel) verlagerten ihre Industrieanlagen vor die Tore der Stadt, um eine gewinnorientierte Ausdehnung der Produktion dauerhaft garantieren zu können. So entstanden Zweig- bzw. Filialbetriebe der Berliner Großindustrie auf Brandenburger Gebiet (Adamy 1995, 532). Eine ergänzende Randwanderung der Berliner Betriebe konzentrierte sich dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf einen Umkreis von 30-50 Kilometern außerhalb der Stadtgrenzen. Vor dem Hintergrund der verbesserten verkehrsgeographischen Anbindungen des Umlandes errichteten z.B. das Beleuchtungsunternehmen Julius Pintsch AG (in Fürstenwalde), die Berliner Maschinenbau AG (Wildau) (Abb. 7) und die AEG (Hennigsdorf) neue Großstandorte in Brandenburg (Materna 1999, 94).

Eine zweite Industrialisierungswelle ging in der Phase vor dem Ersten Weltkrieg von Unternehmensneuansiedlungen in Brandenburg aus, die sich primär neue Absatzmärkte im rasch expandierenden Berlin erhofften. Diese Produktionsstandorte lagen weiter von Berlin entfernt in der Brandenburger Peripherie, entwickelten sich aber rasch zu industriellen Großbetrieben. Brandenburg an der Havel bildete dabei einen Schwerpunkt. 1871 gründeten hier die Gebrüder Reichstein eine Firma, die sich zunächst auf die Herstellung von Korbwaren und Kinderwagen spezialisierte. Anfang der 1880er Jahre begann das Unternehmen auch die neuartigen englischen Zweiräder zu montieren und schließlich in Eigenregie komplett nachzubauen. Seit 1892 wurden in Brandenburg Fahrräder mit Luftbereifung, Zahnrädern und Ketten unter dem Namen „Brennabor“ gebaut. Das Unternehmen expandierte aufgrund der enorm hohen Nachfrage nach Kinderwagen und Fahrrädern rasant. 1896 arbeiteten im Werk 1.800 Mitarbeiter, die 75.000 Kinderwagen herstellten. Um die Jahrhundertwende wurden im Werk bereits 40.000 Fahrräder jährlich produziert (Krause 1998, 437).

Auch internationale Investoren zog es in der Phase der Hochindustrialisierung nach Brandenburg. 1902 kaufte die US-amerikanische „Singer Manufacturing Co.“, damals weltweit führender Hersteller von Nähmaschinen, ein Gelände in Wittenberge im Nordwesten der Provinz, um dort eine Produktion für industriell gefertigte Nähmaschinen für den deutschen Markt aufzubauen. Wittenberge bot für dieses Vorhaben einen doppelten Standortvorteil, da es einerseits mittig zwischen Hamburg und Berlin und andererseits zugleich direkt an der Elbe lag. 1904 begann die Montage der ersten Nähmaschinen, 1907 hatte das Werk 400 und 1913 etwa 2.000 Beschäftigte (Muchow 1999, 11) (Abb. 8). Das „Singer“-Werk stieg schnell zum wichtigsten Betrieb der Stadt auf – noch vor der Ölmühle, der Tuchfabrik und den Eisenbahnwerkstätten. Der 1928-29 errichtete, 50 Meter hohe Singer Wasser- und Uhrenturm, manifestierte auch im Stadtbild das Verständnis, dass sich Wittenberge seit Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer Stadt der Nähmaschinen entwickelt hatte.

Mit der Gründung der „Ardelt“-Werke entwickelte sich auch im Nordosten Berlins zudem ein wichtiger Standort des Maschinenbaus, der für die Brandenburger Industrie eine überregionale Bedeutung bekommen sollte. Robert Ardelt eröffnete 1902 in Eberswalde ein technisches Ingenieurbüro. Nachdem der Tätigkeitsschwerpunkt zunächst in Umbauten und Reparaturen von Mühlen, Kränen, Motoren und Baggern bestand, spezialisierte sich das Unternehmen nach dem Ankauf neuer Produktionsstätten auf die Herstellung von Gießereimaschinen und verschiedener Krantypen (Wühle / Wühle 2015, 158f.) (Abb. 9).

Vor dem Ersten Weltkrieg hatte sich das verarbeitende Gewerbe in Brandenburg zum dominierenden Wirtschaftszweig entwickelt (siehe Tabelle 1). In einer landeskundlichen Überblicksdarstellung aus dem Jahr 1910 wird dieser Prozess sowohl zeitlich als geografisch eindeutig verortet:

„Die hervorragende Stellung, welche gegenwärtig die Industrie im Wirtschaftsleben der Provinz Brandenburg einnimmt, hatte sie nicht von jeher inne, sondern sie ist das Ergebnis erst der neuesten Entwicklung. […] Die Verschiebung ist wesentlich die Folge des Wachstums der Berliner Vororte, welches der Industrie und dem Handel eine wesentliche Verstärkung, der Landwirtschaft aber Verluste brachte.“ (Meinrich 1910, 90f.)

 

 

1882

1895

1907

Landwirtschaft, Gärtnerei und Forstwirtschaft, Tierzucht und Fischerei

 

1.012.146

(51,2%)

962.789

(41,2%)

885.889

(29,6%)

Industrie einschließlich Bergbau und Baugewerbe

 

747.681

(37,8%)

1.055.392

(45,1%)

1.568.395

(52,4%)

Handel und Verkehr einschl. Gast- und Schankwirtschaft

 

216.775

(11%)

319.401

(13,7%)

541.135

(18%)

Insgesamt

1.976.602

(100%)

2.337.582

(100%)

2.995.419

(100%)

Tabelle 1: Anzahl der Berufstätigen in der Provinz Brandenburg nach Wirtschaftssektoren (Anteil in %)


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sich in der Provinz unterschiedliche regionale industrielle Schwerpunkte herausgebildet. Die Nähe zur Metropole Berlin hatte in den hauptstadtnahen Gebieten wie an der Oberhavel zu Ansiedlungen von AEG in Hennigsdorf und chemischen Betrieben in Oranienburg geführt. An der Oberspree/Dahme entstanden in Fürstenwalde und Rüdersdorf wichtige Betriebe der Elektro- und der Kalksteinindustrie. Eberswalde, die Wiege der Brandenburger Industrie, erhielt mit den Ardelt-Werken sowie dem Aufbau einer Eisengießerei im nahen Britz neue Impulse und in Potsdam-Babelsberg begann 1899 der Lokomotivbau und seit 1911 der Aufbau einer Filmindustrie, die in der Weimarer Republik ihre Blütezeit erlebte. Aber auch die hauptstadtferneren Regionen erhielten wichtige Impulse durch die Industrialisierung, allen voran die Niederlausitz und der östliche Fläming mit seinen Zentren der Textil- und der Braunkohleindustrie. An der Unterhavel wurde in der Stadt Brandenburg an der Havel durch Brennabor die Maschinenbauindustrie auf eigene Beine gestellt, während Rathenow sich zu dem Zentrum der optischen Industrie im Kaiserreich entwickelt hatte. Und während im Oder-Warthegebiet vorwiegend Nahrungs- und Genussmittel (u.a. Tabak) zunächst gewerblich, zunehmend auch industriell produziert und vereinzelt auch spezielle Waren (Jute in Landsberg) hergestellt wurden, erfuhr sogar der traditionell dünn besiedelte Norden der Provinz in der Prignitz mit dem Singer-Nähmaschinenwerk und der Quandt’schen Textilfabrik in Pritzwalk wichtige industrielle Impulse.

Die Randwanderung der Berliner Betriebe in die Brandenburger Städte des Umlands, die Neuansiedlungen von Unternehmen sowie das Wachstum der Industrieregion der Lausitz führten dazu, dass Brandenburg im Hinblick auf die Zahl der Beschäftigten (805.000) im verarbeitenden Gewerbe (ohne Bergbau und Bauwirtschaft) zu Berlin (854.000) aufschloss (Statistisches Jahrbuch für den Preußischen Staat 1913, 175). Auch hinsichtlich Betriebsgrößen holten die Brandenburger Betriebe bis 1907 (4,24 Beschäftigte je Betrieb) im Vergleich zu Berlin (4,7 Beschäftigte je Betrieb) auf. Im Vergleich von Bevölkerung und Industriebeschäftigten zeigte sich vier Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges jedoch auch, dass in Brandenburg zwar in etwa doppelt so viele Menschen wie in Berlin lebten, die Peripherie jedoch nicht einmal halb so stark industrialisiert war wie die Hauptstadt des Deutschen Reiches.

Quellen

Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, Bd. 1880.

Statistisches Jahrbuch für den Preußischen Staat 1913 und 1914.

Literatur

Adamy, Kurt: Die preußische Provinz Brandenburg im Deutschen Kaiserreich (1871 bis 1918). In: Materna, Ingo / Ribbe, Wolfgang (Hrsg.): Brandenburgische Geschichte. Berlin 1995, S. 503–560.

Bayerl, Günter: Peripherie als Schicksal und Chance. Studien zur neueren Geschichte der Niederlausitz. Münster 2012.

Büsch, Otto: Industrialisierung und Gewerbe im Raum Berlin/Brandenburg, 1800–1850, Band 1: Eine empirische Untersuchung zur gewerblichen Wirtschaft einer hauptstadtgebundenen Wirtschaftsregion in frühindustrieller Zeit. Berlin 1971.

Büsch, Otto: Industrialisierung und Gewerbe im Raum Berlin/Brandenburg 1800–1850, Band 2: Die Zeit um 1800 / Die Zeit um 1875. Berlin 1976.

Escher, Felix: Brandenburg und Berlin 1871–1914/18 In: Heinrich Gerd u. a. (Hrsg.): Verwaltungsgeschichte Ostdeutschlands 1815–1945. Organisation – Aufgaben – Leistungen der Verwaltung. Stuttgart u.a. 1993, S. 738–757.

Götze, Bettina: Rathenow – von Johann Heinrich August Duncker bis zur „Stadt der Optik“. In: Götze, Bettina / Mertens, Joachim (Hrsg.): Rathenow. Wiege der optischen Industrie. Berlin 2020, S. 12–49.

Krause, Bernd: Fahrräder, Automobile und Traktoren, in: Heinrich, Gerd u. a. (Hrsg.): Stahl und Brennabor. Potsdam 1998, S. 433–437.

Materna, Ingo: Die Mark als Industriestandort im 19. und 20. Jahrhundert. In: Enders, Liselott / Neitmann, Klaus (Hrsg.): Brandenburgische Landesgeschichte heute. Potsdam 1999, S. 91-102.

Meinrich, Theodor: Die Bevölkerung. In: Friedel, Ernst / Mielke, Robert (Hrsg.): Landeskunde der Provinz Brandenburg, Bd. 2: Die Geschichte. Berlin 1910, S. 53–112.

Muchow, Heinz: Wie Wittenberge einst die Stadt der Nähmaschinen wurde. Wittenberge 1999.

Müller, Hans-Heinrich / Müller, Harald: Brandenburg als preußische Provinz. Das 19. Jahrhundert bis 1871. In: Materna, Ingo / Ribbe, Wolfgang (Hrsg.): Brandenburgische Geschichte. Berlin 1995, S. 395–502.

Radtke, Wolfgang: Gewerbefreiheit, Industrialisierung und neuer Mittelstand in Brandenburg vornehmlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Industrie- und Handelskammer Cottbus (Hrsg.): Brandenburgs Mittelstand. Auf dem langen Weg von der Industrialisierung zur Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts. Münster 2008, S. 183-212.

Ribbe, Wolfgang: Berlin-Brandenburg als historisches Verflechtungsgebiet. In: Piethe, Marcel: Hie gut Brandenburg allewege. Landeskundliche Beiträge. Festschrift auf 20 Jahre „Die Mark Brandenburg“. Berlin 2010, S. 68-76.

Schmieder, Eberhard: Wirtschaft und Bevölkerung. In: Herzfeld, Hans u.a. (Hrsg.): Berlin und die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert. Berlin 1968, S. 309-422.

Seifert Carsten / Bodenschatz, Harald / Lorenz, Werner: Das Finowtal in Barnim. Wiege der brandenburgisch-preußischen Industrie. Berlin 1998, 13-22.

Wühle, Christina / Wühle, Eberhard: Die Ardelt-Werke in Eberswalde. In: Eberswalder Jahrbuch für Heimat-, Kultur- und Naturgeschichte 2015. Eberswalde 2015, S. 158–169.

Abbildungsnachweis

Abb. 1, 2, 4, 8 Gemeinfrei

Abb. 3 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Blechen_WalzwerkEberswalde.JPG

Abb. 5 Forst (Lausitz) und seine Industrie in Wort und Bild. Forst 1907.

Abb. 6 Archiv Optik Industrie Museum/Archiv Kulturzentrum Rathenow.

Abb. 7 Studieren in Wildau. Ein Hochschul-Porträt in Bildern. Wildau 2013

Abb. 9 Schneller, Sabine u.a.: Die Geschichte der Unternehmen der Kranunion. Leipzig 2013.

Empfohlene Zitierweise

Knoll, Wolf-Rüdiger: Industrialisierung in Brandenburg bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges, publiziert am 25.06.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)