Bodo Knaak

Für die 1836 begründete Papierfabrik in Hohenofen begann mit der Enteignung des Werkes als Folge der Ereignisse nach 1945 eine neue Ära. In den Jahren nach dem Kriegsende zeichnete sich eine Entwicklung ab, die Deutschland in einen westlichen (demokratischen) Teil und einen östlichen (kommunistischen) Teil spaltete. Das Werk Hohenofen in der sowjetischen Besatzungszone und damit in der späteren DDR gelegen, ging Anfang der 1950er Jahre in Volkseigentum über und wurde in den Volkseigenen Betrieb (VEB) Feinpapierfabrik Hohenofen umgewandelt (Abb. 1-4). Produziert wurden in Hohenofen Transparent-Zeichenpapier, Transparent-Lichtpauspapier, Extrafein-Büttenschreibpapier, Registerkarton, Spezialmanilakrepp, Rändelpapier und Packpapier. Die Jahresproduktion betrug 1953 820 Tonnen. Ab 1967 wurde die Produktion umgestellt und nur noch Transparent-Zeichenpapier hergestellt (Abb. 5-8). Dies entsprach dem hohen Bedarf an diesem Papier in der DDR und dem gesamten damaligen sogenannten Ostblock. Die Papierfabrik Hohenofen spezialisierte sich und wurde zum alleinigen Hersteller von Transparentpapier aller Sorten.

Für ein hochqualitatives Papier war ein hochwertiger Ausgangsstoff wichtig. Zellstoff kam meist aus inländischen Zellstoffwerken, mitunter auch als Import aus skandinavischen Ländern. Im Gegenzug wurde transparentes Zeichenpapier und Lichtpauspapier auch in den „Westen“ exportiert.

Mit dem Ende der DDR brach der Absatz rapide ein und die Produktion kam zum Erliegen. Ein wirtschaftliches Arbeiten war unter den neuen Bedingungen nicht mehr möglich. Die Maschinentechnik hätte total überholt werden müssen. Investitionen waren zu DDR-Zeiten über Jahrzehnte unterblieben und die technische Ausstattung nicht auf einem zeitgemäßen Stand.

Hier kam nun wieder ein Name aus der Vorgeschichte ins Spiel. Den Nachfahren der ehemaligen Eigentümerfamilie Bausch, die noch immer in der Bundesrepublik in der Papierbranche tätig waren, wurde angeboten, das Werk in Hohenofen rückzuübertragen. Eine Bestandsaufnahme und Analyse der vorgefundenen Produktionsanlagen ließen sie aber zum Schluss kommen, dass eine Modernisierung und Ertüchtigung der Papierfabrik am Standort Hohenofen in keinem Verhältnis von Aufwand und Leistung stünde. Sie lehnten ab. So musste das Werk 1992 schließen. Alle 120 Beschäftigten, die zuletzt hier arbeiteten, wurden entlassen.

1994 pachtete ein Kieler Fabrikant das Werk von der Treuhand, in dessen Verwaltung es nun stand. Er wollte Papiere zweiter Wahl aufbereiten und ein Papiermuseum einrichten. Das sollte Lohn und Brot für 15 ehemalige Beschäftigte der Papierfabrik bringen. Leider konnte dieses Vorhaben nicht umgesetzt werden. Im Jahre 2003 wurde die Papierfabrik Hohenofen versteigert und ging von der Treuhand in Privateigentum über.

Das Gelände der ehemaligen Papierfabrik stand nun für die Entwicklung und Ansiedlung innovativer, ökologischer Projekte zur Verfügung. Vorrangiges Interesse war dabei auch der Erhalt des Gebäudekomplexes mit der gesamten Papierlinie. Sie sollte einem musealen Nutzungskonzept zugeführt werden. So kam es, dass die Papierfabrik schon bald in die Denkmalliste des Landkreises Ostprignitz-Ruppin als technisches Denkmal eingetragen wurde. Der Verein Patent-Papierfabrik Hohenofen gründete sich und übernahm die Trägerschaft.

Die Bedeutung dessen, was wir heute hier vorfinden, kann nach über 30 Jahren des unwiderruflichen Abschaltens der Papiermaschine und 200 Jahre nach Beginn der Papierfabrikation nicht hoch genug eingeordnet werden. Die unter Denkmalschutz stehende Linie zur Papierherstellung ist komplett erhalten, von der Stoffaufbereitung über die Stoffverarbeitung bis hin zur Herstellung des Papiers auf der Papiermaschine. Dies alles in einer Ursprünglichkeit, die erkennen lässt, wie industrielle Papierherstellung abläuft. Der Standort zählt zu den ersten Orten industrieller Papierproduktion in ganz Deutschland. Dies gilt es der Nachwelt zu vermitteln und für sie zu erhalten. Dazu trugen bereits alle bisherigen Akteure in den zurückliegenden Jahren enorm bei. Weitere Anstrengungen sind aber noch von Nöten, insbesondere bei der Instandsetzung der baulichen Hülle und der Rekonstruktion technologischer Anlagenteile. Land und Bund werden mehr und mehr aufmerksam auf dieses historische Industrieobjekt und wollen deren Erhalt fördern.

Obwohl museale Voraussetzungen für einen Besucherverkehr noch nicht gegeben sind, kann schon jetzt das interessierte Publikum einen Blick auf dieses einzigartig technische Denkmal werfen. Gern wird der Verein Patent-Papierfabrik Hohenofen e.V. dies auf Anfrage ermöglichen.

Literatur

Bartels, Klaus B.: Papierherstellung in Deutschland. Von der Gründung der ersten Papierfabriken in Berlin und Brandenburg. Berlin 2011.

Leist, Heino: 1663 – 1988 Hohenofen Eisen und Papier. Zur Geschichte der Gemeinde und Papierfabrik Hohenofen. Festschrift 1988 zum 150-jährigen Bestehen der Papierfabrik Hohenofen, hrsg. vom VEB Feinpapierfabrik Neu Kaliß Werk Hohenofen. 1988.

Knaak, Bodo: Denkmal von nationalem Rang – Die Wiege industrieller Papierherstellung in Hohenofen. In: Ostprignitz-Ruppin Jahrbuch Jg. 30 (2020), S. 8-15.

Abbildungsnachweis

Abb. 1-8 Autor

Empfohlene Zitierweise

Knaak, Bodo: VEB Feinpapierfabrik Hohenofen, publiziert am 12.12.2023; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)

Katrin Verch (ergänzt und bearbeitet von Vinzenz Czech)

Das Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf (SWH) bei Berlin bestand, ursprünglich durch die AEG errichtet, bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte dessen Demontage und Enteignung. Mit dem Befehl Nr. 175 der SMA Brandenburg vom 25. Oktober 1947 wurde der sequestrierte Betrieb in Besitz und Nutzung des Landes Brandenburg übergeben und die Produktionsaufnahme, wie bereits im Befehl Nr. 170 vom 18. Oktober 1947 vorgegeben, angewiesen. Mit dem Wiederaufbau floss am 12. März 1948 der erste Stahl (Abb. 1-3). Den Namen „Wilhelm Florin“ erhielt das in einen VEB umgewandelte Werk 1951.

In den 1980er Jahren gehörten zum Sortiment Rohstahl, Halbzeug, Formstahl, Stabstahl (warmgewalzt, gezogen, geschält oder geschliffen), Stahlformguss, Grauguss und gezogene Sonderprofile. Das Werk produzierte über 160 Stahlmarken. Es war Alleinhersteller von Spannbetonstahl nach dem Verfahren der hochtemperatur-thermomechanischen Behandlung, erzeugte 80 Prozent der Blankstahlproduktion der DDR und war Hauptproduzent von Stahlwerksverschleißmaterial (Grauguss). Schiffsschrauben aus der Stahlformgießerei wurden in den Werften eingesetzt.

Die Basis hierfür bildeten folgende Produktionsabteilungen: das Siemens-Martin-Stahlwerk mit fünf Hochleistungsöfen, der Gießbetrieb im Wagengussverfahren, das Elektrostahlwerk I mit zwei Elektro-Lichtbogen-Öfen, das Elektrostahlwerk II mit drei Hochleistungs-Elektroöfen und zwei Stranggussanlagen à 4 Strängen, das Walzwerk I mit 850er-Blockstraße, 630er-Grobstahlstraße, 450er-Mittelstahlstraße, 300er-Feinstahlstraße und 280er-Drahtstraße, das Walzwerk II mit kontinuierlichem Feinstahlwalzwerk, Stahlformgießerei und Graugießerei sowie die metallurgische Weiterverarbeitung mit Zieherei, Schälerei, Schleiferei und dem Zweigbetrieb Ziehwerk Delitzsch. In den 1980er Jahren beschäftigte das Werk über 8.500 Arbeiter und Angestellte. Hinzu kamen etwa 700 Auszubildende (Abb. 4, 5).

Wie überall in der DDR musste auch das Hennigsdorfer Werk ab den 1970er Jahren eine „Konsumgüterproduktion“ zur Versorgung der Bevölkerung aufnehmen. Neben Schubkarren, Gartentoren, Rasenmähern oder Türverrieglungen wurden in einem dafür neu aufgebauten Hallenkomplex auch Fahrgestelle für den Campingwohnwagen „QEK-Junior“ und für kombinierte PKW-Boots- und Lastenanhänger produziert. Der begehrte „QEK-Junior“

war durch eine Arbeitsgruppe im Stammwerk Hennigsdorf des „VEB Qualitäts- und Edelstahlkombinates (Abkürzung „QEK“) entwickelt worden, die Endmontage erfolgte jedoch im „VEB Maxhütte Unterwellenborn, Betriebsteil Schmiedefeld“ (Pflüger 2012, 79f.) (Abb. 6).

Der „VEB Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf“ gehörte ab 1948 zur VVB (Z) Vesta Leipzig, einer VVB zur Produktion und Verarbeitung von Roheisen, Stahl und Walzwerkerzeugnissen. Ab 1951 unterstand er dem Ministerium für Schwerindustrie, dem Ministerium für Hüttenwesen und Erzbergbau bzw. direkt dem Ministerium für Berg- und Hüttenwesen. 1958 wurde er der VVB Stahl- und Walzwerke Berlin zugeordnet. Zum 1. Januar 1969 wurde der „VEB Qualitäts- und Edelstahlkombinat“ gebildet, dem das SWH nun angehörte. Zunächst war das SWH Stammbetrieb, zum 1. Januar 1979 wurde das Stahl- und Walzwerk Brandenburg Stammbetrieb. 1990 erfolgte die Umwandlung zur Hennigsdorfer Stahl GmbH. Einen Teil des Werkes kaufte 1992 der italienische Riva-Konzern.

VVB (Z) – Vereinigung Volkseigener Betriebe

Quellen

Arbeit und Aufbau: Zeitung der VE Betriebe LEW und Hüttenwerk Hennigsdorf.

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 502 VEB Stahl- und Walzwerk „Wilhelm Florin“ Hennigsdorf. [Siehe: Hier]

Literatur

100 Jahre Stahlwerk in Hennigsdorf, hrsg. vom Stadtarchiv Hennigsdorf. 2017.

Lauck, Hans-Joachim: Edel sei der Stahl, stolz der Mensch. Erinnerungen eines Kombinatsdirektors und Ministers. Berlin 2017.

Pflüger, Rosemarie: Seit über 90Jahren fließt Stahl in Hennigsdorf – gelesen, nachgefragt, aufgeschrieben. Hennigsdorf 2012.

Verch, Katrin: VEB Stahl- und Walzwerk „Wilhelm Florin“ Hennigsdorf. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 333-335.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 Bundesarchiv, Bild 183-S80220

Abb. 2 Bundesarchiv, Bild 183-S87473

Abb. 3 Bundesarchiv, Bild 183-70782-0002

Abb. 4 https://www.hennigsdorf.de

Abb. 5 Bundesarchiv, Bild 183-S1027-0030

Abb. 6 https://ddr-reklame.tumblr.com/search/qek

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Stahl- und Walzwerk „Wilhelm Florin“ Hennigsdorf, publiziert am 17.05.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)

Katrin Verch (ergänzt und bearbeitet von Vinzenz Czech)

Das Neuruppiner Werk der „Mimimax Apparatebau AG“ blieb von den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges verschont und so waren Ende 1945 bereits ca. 350 Beschäftigte wieder in dem Werk tätig. Produziert wurden zunächst jedoch Kochtöpfe, Eimer, Bratpfannen und andere Haushaltsgeräte, die in der Nachkriegszeit dringend gebraucht wurden. Von einer Demontage der Anlagen im Zuge der zu erbringenden Reparationsleistungen wurde abgesehen, da der Betrieb nun die Produktion von Feuerlöschern für die Rote Armee übernahm.

Nach der Enteignung der Firma im September 1946 unterstand das Werk den „Provinzialbetrieben Mark Brandenburg“ und firmierte ab 1948 als „VEB Feuerlöschgerätewerk Minimax Neuruppin“, ab 1956 als „VEB Feuerlöschgerätewerk Neuruppin“. Die Tradition der Minimax-Feuerlöscher wurde mit einer Belegschaft weitergeführt, die zum Teil über jahrelange Produktionserfahrungen verfügte. 1949 betrug die Jahresproduktion bereits wieder 116.000 Löscher (Schreiber 1997, 67.)

Als größter Feuerlöschgeräte-Hersteller der DDR produzierte der „VEB Feuerlöschgerätewerk“ Feuerlöscher, Ersatzfüllungen und Stahlflaschen, aber auch Löschanlagen, Kübelspritzen, Schaumgeneratoren, Löschpulver, sowie Ersatzteile und führte Reparaturen aus. Das Hauptprodukt waren Handfeuerlöscher und deren Ersatzfüllungen (Abb. 1-3).

Ab dem 1. Juli 1948 gehörte das Werk zur VVB (Z) Polygraph Radebeul, einer VVB für den Bau von Druckerei- und Papierverarbeitungsmaschinen, Feuerlöschgeräten und Waagen, unterstand ab 1953 dem Ministerium für Maschinenbau bzw. Allgemeinen Maschinenbau, Hauptverwaltung Leichtmaschinenbau, und war ab 1958 bezirksgeleitet. Von 1960 bis 1961 gehörte es zur VVB (B) Maschinenbau Potsdam. Mindestens seit 1963 gab es Überlegungen, die Feuerlöschgeräteindustrie der DDR in einem übergeordneten Kombinat zu konzentrieren. Dazu kam es jedoch nicht. 1981 wurde das bezirksgeleitete Kombinat Feuerlöschgeräte Neuruppin gegründet. Dem Kombinat gehörten 1981 neben dem Feuerlöschgerätewerk Neuruppin folgende VEB an: Maschinenbau Neuruppin, Aluminium-Präzisions-Armaturen-Guss Potsdam-Babelsberg, Behälterbau Neuruppin, Propangeräte Potsdam-Babelsberg, Standard Neuruppin, Plastimat Oranienburg und Dachbeschläge Ludwigsfelde. 1986 kam der VEB Kunstschmiede Neuruppin hinzu.

Die Beschränkungen der DDR-Planwirtschaft brachten es u.a. mit sich, dass in Neuruppin nur noch Feuerlöscher von 1-12 kg hergestellt wurden, alle Großgeräte produzierte dagegen der Betrieb in Apolda. Aufgrund der Monopolstellung in diesem Bereich für die gesamte DDR stiegen die Produktionszahlen von 252.000 (1958) auf etwa 1,3 Millionen (1988) (Schreiber 1997, 68). Der Aufbau neuer Werk- und Lagerhallen ermöglichte diese Ausweitung der Produktion. Die Belegschaft betrug in den 1980er Jahren etwa 800 Beschäftigte.

Die Qualität der Löscher im internationalen Vergleich ermöglichte einen Export in die BRD, nach Österreich, Belgien, Griechenland oder die arabischen Staaten (Schreiber 1997, 69). Hintergrund war vor allem der Kauf und die Einführung einer Anlage zur Herstellung von Feuerlöschpulver aus Dänemark, mit der Löschpulver für 750.000 6 Kg-Pulverlöscher hergestellt werden konnte (Krüger 2006, 14).

Auch die in der DDR übliche Produktion von Konsumgütern musste im Betrieb übernommen werden. Hergestellt wurden Biergarten-Sets, PKW-Sprühgeräte für die Konservierung von Kraftfahrzeugen, Spritz- und Sprühgeräte für den Garten (Krüger 2006, 15).

Mit der Wende brachen die jahrzehntelangen Hauptabnehmer weg (Industrie, Armee, Schifffahrt, Landwirtschaft). Eine Absatzkrise und der Entlassung von Mitarbeitern waren die Folge. Die veralteten Anlagen führten schließlich auch zu einer Stilllegung des Werkes am Ruppiner See (Abb. 4, 5). 1990 erfolgte die Privatisierung zur „Feuerlöschgeräte GmbH“. Seit 1992 führte die Münchener „Trust Holding GmbH“ die Feuerlöschproduktion mit etwa 150 Beschäftigten weiter.

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 509 VEB Feuerlöschgeräte Neuruppin. [Siehe: Hier]

Literatur

Krüger, Ursula: MINIMAX. Feuerlöschgerätewerk Neuruppin 1905-2005. In: Mitteilungsblatt des Historischen Vereins der Grafschaft Ruppin e.V. 16 (2006), S. 10-15.

Schreiber, Hans-Martin: „Feuer breitet sich nicht aus…“. In: Ostprignitz-Ruppin Jahrbuch 6 (1997), S. 64-69.

Verch, Katrin: VEB Kombinat Feuerlöschgeräte Neuruppin. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 408-409.

Abbildungsnachweis

Abb. 1-3 Gemeinfrei

Abb. 4 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Neuruppin_An_der_Seepromenade_24_Minimax-Feuerl%C3%B6schger%C3%A4tewerk_01.JPG (Foto: Florian Schäffer - CC BY-SA 3.0)

Abb. 5 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Neuruppin_Feuerloeschgeraetewerk.jpg?uselang=de (Foto: Doris Antony - CC BY-SA 4.0)

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Feuerlöschgerätewerk Neuruppin, publiziert am 12.04.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)

Katrin Verch (bearbeitet und ergänzt von Vinzenz Czech)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgten Enteignung und Demontagearbeiten des Teltower „Dralowid“-Werkes der „Steatit-Magnesia-AG Berlin-Nürnberg“ (Stemag).

1948 wurde das Werk in Volkseigentum überführt und der „VEB Dralowid“ entstand.

Ab 1. Juli 1948 gehörte der Betrieb zur VVB (Z) RFT Leipzig, einer VVB der Radio- und Fernmeldetechnik, unterstand Mitte der 1950er Jahre direkt dem zuständigen Ministerium und wurde 1958 der VVB RFT Bauelemente und Vakuumtechnik Berlin zugeordnet. 1953 erhielt er den Namen „VEB Werk für Bauelemente der Nachrichtentechnik Carl von Ossietzky“ Teltow (Abb. 1).

Mit der Umbenennung 1970 in „VEB Elektronische Bauelemente Carl von Ossietzky“ wurde das Werk Stammbetrieb des Kombinates VEB Elektronische Bauelemente Teltow. Gleichzeitig wurde der bisher selbstständige „VEB Zähler- und Apparatebau Teltow“ dem Teltower Betrieb eingegliedert. Zum Teltower Werk gehörten des weiteren Betriebsteile in Dömitz und Klötze sowie Außenstellen in Potsdam, Werder und später auch in Caputh.

Hergestellt wurden in Teltow und den Betriebsteilen vor allem Widerstände, Kondensatoren und Kontaktbauelemente, aber auch Filter, Entstörstecker, Graphitschleifringe und Kommutierungsbürsten. Ende der 1980er Jahre verließen täglich 3 Millionen Widerstände, fast 8.000 Oberflächenwellenfilter (OFW-Filter), reichlich 1 Million Metallfilter und 600.000 Chipwiderstände den Betrieb. Hauptabnehmer waren zu 90 % die Kombinate Rundfunk und Fernsehen Staßfurt und Robotron Dresden (Abb. 2-4). 1990 erfolgte die Privatisierung zur Elektronik-eb-GmbH Teltow.

VVB – Vereinigung Volkseigener Betriebe

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 504 VEB Elektronische Bauelemente „Carl von Ossietzky“ Teltow. [Siehe: Hier]

Literatur

Wandschneider, Hermann: Ein Werk im Kreislauf Krise-Krieg (= Betriebsgeschichte des VEB Werk für Bauelemente „Carl von Ossietzky“ Teltow Bd. 1). Kleinmachnow 1968.

Der Kontakt. Organ der SED des VEB-RFT-Werk für Bauelemente der Nachrichtentechnik „Carl von Ossietzky“. Potsdam 1957-1990.

Verch, Katrin: VEB Elektronische Bauelemente „Carl von Ossietzky“ Teltow. Stammbetrieb des Kombinates VEB Elektronische Bauelemente Teltow. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 365-367.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-52988-0010,_Teltow,_VEB_%22Carl_Ossietzky%22,_Feierabend.jpg (Bundesarchiv, Bild 183-52988-0010, Foto: Erich Zühlsdorf - CC-BY-SA 3.0).

Abb. 2, 3 SLUB / Deutsche Fotothek / DDZ.

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Dralowid / Elektronische Bauelemente „Carl von Ossietzky“, Teltow, publiziert am 23.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)

Katrin Verch (ergänzt und bearbeitet von Julian-Dakota Bock)

Die seit 1900 in Wildau ansässige „Berliner Maschinenbau AG (vormals L. Schwartzkopff)“ wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs enteignet und die Anlagen vollständig demontiert (Abb. 1).

Ende 1946 siedelte sich ein im Dienst der Besatzungsmacht stehendes Lokomotiv-Konstruktionsbüro an. Außerdem entstanden zwei kleine Firmen, die Arbeitsgemeinschaft Wildau GmbH (Waggonreparatur) und die Fahrzeug- und Beschaffungs-GmbH (Bau von Musterstücken für Loks). Nach der Aufhebung der Sonderverwaltung des Betriebsgeländes wurde in den Werksanlagen Anfang 1949 der „VEB Lokomotivbau Wildau“ gegründet.

Begonnen wurde u.a. mit der Reparatur von Eisenbahnwagen, der Montage von Lokomotiv-Aschkästen und dem Bau von Haldenpflügen (letztere als Reparationsleistung). Hinzu kamen der Bau von Walzwerkausrüstungen und die Reparatur von Lokomotiven. Außer einigen Versuchsmustern wurden jedoch keine Lokomotiven neu gebaut. Im Laufe des Jahres 1950 wurde das künftige Produktionsprofil näher bestimmt. Wildau sollte zu einem Standort des Schwermaschinenbaus für den Bergbau und die Schwerindustrie werden. Der „VEB Lokomotivbau“ wurde in „VEB Schwermaschinenbau“ umbenannt. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten bereits wieder 2.000 Menschen im Werk.

Am 30. April 1952 konnte eine neue Großschmiede in Betrieb genommen werden. An diesem Tag erhielt das Werk den Namen „Heinrich Rau“ verliehen. 1952 entstanden je eine Abteilung für Walzwerkausrüstungen und Schmiedeausrüstungen, 1953-1954 kam die Kurbelwellenfertigung hinzu, 1959/1960 ein Ringwalzwerk und 1972 wurden die Fundamente für eine neue Gesenkschmiede gelegt. Außerdem erfolgte die Herstellung von Konsumgütern (Abb. 2).

Die produzierten Walzwerkausrüstungen bestanden aus Kaltpilgerwalzwerken, Rohziehmaschinen, Formstangenrichtmaschinen für Profile und Rundmaterial, Knüppel- und Rundputzschleifmaschinen sowie Ofengruppen. Die Schmiedeausrüstungen bestanden aus Schmiede- und Abgratpressen, Freiform- und Gesenkhämmern, Schmiedemaschinen und Schmiedemanipulatoren. Des Weiteren wurden Blechbearbeitungsmaschinen wie Blechbiege- und Anbiegemaschinen, Blechrichtmaschinen, Formstangenrichtmaschinen und Biegestreckrichtmaschinen hergestellt. Hinzu kamen Chemieanlagen, bestehend aus Faserplatten, Etagenpressen, Fördergurtvulkanisier- und Reparaturpressen sowie Druckanlagen, Kurbelwellen und Sonderausrüstungen und –maschinen (Abb. 3). Insgesamt sind 75 verschiedene Maschinenarten in Wildau entwickelt worden, 1980 gingen davon ca. 80 % der Produktion in den Export.

Als „VEB Lokomotivbau“ gehörte das Werk zunächst zur VVB (Z) Lowa Wildau, einer VVB des Lokomotiv- und Waggonbaus, und ab Juli 1950 als „VEB Schwermaschinenbau“ zur VVB (Z) Abus Halle, einer VVB für die Ausrüstung von Bergbau und Schwerindustrie. Ab März 1951 unterstand der Betrieb direkt dem jeweils zuständigen Ministerium und ab 1958 der VVB Ausrüstungen für die Schwerindustrie und Getriebebau Magdeburg (VVB Asug). Am 1. Januar 1969 wurde das Schwermaschinenbaukombinat „Ernst Thälmann“ Magdeburg (SKET) gebildet, dem das Wildauer Werk als zweitgrößter Kombinatsbetrieb angehörte. 1990 erfolgte die Umwandlung zur „Schwermaschinenbau AG Wildau“.

VVB (Z) – Vereinigung Volkseigener Betriebe

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Rep. 505 VEB Schwermaschinenbau „Heinrich Rau“ Wildau. [Siehe: Hier]

Das Schwundgrad. Betriebszeitung für die Belegschaft des VEB Schwermaschinenbau „Heinrich Rau“ Wildau (1950-1989).

SED/BPO des VEB Schwermaschinenbaus Heinrich Rau Wildau (Hrsg.): Wer wir sind, woher wir kommen, wohin wir gehen. Aus der Geschichte des heutigen VEB Schwermaschinenbau „Heinrich Rau“ Wildau, Betrieb der ausgezeichneten Qualitätsarbeit im SKET Magdeburg. Wildau 1989.

Schmidt-Götze, Charlotte: Der Kampf um die Planerfüllung im VEB Schwermaschinenbau "Heinrich Rau" Wildau, Träger der Staatsauszeichnung „Orden Banner der Arbeit“. Potsdam ca. 1960.

Literatur

Ceasar H. J. u.a.: Unser Werk. VEB Schwermaschinenbau „Heinrich Rau“ Wildau. In: o. A.: Wildauer Heimatbuch Teil II. Horb am Neckar 2001, S. 33-35.

Niehus, Klaus-Dieter: Lokomotiv-Geschichte eines Grossbetriebes. In: Heimatkalender Königs Wusterhausen Dahmeland 5 (1999), S. 56-59.

Studieren in Wildau. Ein Hochschul-Porträt in Bildern. Wildau 2013.

Verch, Katrin: VEB Schwermaschinenbau „Heinrich Rau“ Wildau. In: Posselt, Rosemarie u.a. (Hrsg.): Staatliche Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Organisationen in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam 1952-1990 (= Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Teil III/2). Berlin 2005, S. 376-378.

Abbildungsnachweis

Abb. 1-3 Studieren in Wildau. Ein Hochschul-Porträt in Bildern. Wildau 2013.

Empfohlene Zitierweise

Verch, Katrin: VEB Lokomotivbau / Schwermaschinenbau „Heinrich Rau“, Wildau, publiziert am 22.03.2022; in: Industriegeschichte Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)


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