Norbert Fröhndrich 

Prolog - Die Last der drei Kreuze

Die Büdnerwitwe Dorothee Krause zögerte kaum merkbar mit ihrer Unterschrift, denn das Schreiben war ihr nicht geläufig. Und so setzte sie anstelle ihres Namens „Krause“ drei Kreuze als „Hand +++ zeichen“ unter den Vertrag. Mit diesem Kaufvertrag vom 19. Februar 1845 wurde ihr Büdnerhaus in Oberjünne verkauft und gleichzeitig hatte sie sich ihr Altenteil gesichert. (Abb. 1)

Jedoch war sie im „Amtslocale“ der gelehrten Herren in Brandenburg/Havel nicht die einzige des Schreibens unkundige Person.

Zwei weitere Beteiligte, der ihr zur Seite gestellte Beistand Friedrich Burwig und ihre verheiratete Tochter Marie Dorothee Thiede, beherrschten das Schreiben nicht, sie waren sozusagen Analphabeten.

Wie konnte es sein, dass Einwohner der Büdnerkolonie Oberjünne 130 Jahre nach der angeblichen Einführung der allgemeinen Schulpflicht nicht mal ihren Namen schreiben konnten? Waren Dorothee Krause, ihre Tochter Marie Thiede und Friedrich Burwig zufälligerweise Ausnahmen?

Nein - das waren sie nicht! Noch knapp 30 Jahre nach diesem Vertragsabschluss betrug im Jahr 1871 die Analphabetenrate in der Provinz Ostpreußen 23,06%, in Schlesien 14,05%, in Westpreußen 36,4% und in der Provinz Brandenburg 7% (Anderson 1981, S. 1381).

Es waren zweifellos mehrere Umstände, die in ihrem Zusammenwirken dazu führten, dass nicht nur Einwohner des Ortes Oberjünne trotz einer über einhundertjährigen Schulpflicht noch im Jahre 1845 das Schreiben nicht beherrschten.

Im Folgenden soll überblicksmäßig und beispielhaft dargestellt werden, wie sich das Dorfschulwesen in einem Gutsherrendorf in Brandenburg-Preußen von einem durch lokale Obrigkeiten stark geprägten, religiös bestimmten und einfach strukturierten Bildungs- und Erziehungsangebot zu einem systematisch und einheitlich ausgebauten, obrigkeitsstaatlich gelenkten und wissensbasierten Schulsystem entwickelte.

Die geographische Lage

Der Ort Oberjünne war zur damaligen Zeit eine vom Gutsherrn von Brösigke angelegte Büdnerkolonie. Diese Kolonie, bis 1780 ein Vorwerk, gehörte zum Gutsherrendorf Cammer. Das Dorf Cammer befindet sich am südlichen Rande der Zauche, an der Grenze zum Hohen Fläming. Die Entfernungen zu den Städten Brandenburg, Werder, Belzig und Beelitz betragen ca. 20 Kilometer; bis nach Potsdam sind es 35 Kilometer. (Abb. 2)

In dem Hauptort Cammer befand sich neben dem Herrenhaus und der Dorfkirche auch das Schulhaus. Für die Kinder aus dem 3,6 km entfernten Vorwerk Oberjünne bedeutete dies, dass sie den täglichen Schulweg zu Fuß zurückzulegen hatten.

Die Schulmeister im zauchischen Gutsdorf Cammer und die Entwicklung des Elementarschulwesens auf dem Lande

Nur wenige Jahre nach dem Ende des verheerenden Dreißigjährigen Krieges wird im Kirchenbuch von Cammer ein Schulmeister aufgeführt. Es war Matthias Gise, mit dem nachweislich die Schulgeschichte in Cammer im Jahr 1664 ihren Anfang nahm. (Abb. 3)

Seine Ersterwähnung erfolgte im Kirchenbuch bei der Geburt seines Sohnes Thomas. Letztmalig tauchen sein Name und seine Tätigkeit bei der Geburt seines dritten Sohnes Andreas am 22. 6. 1675 auf. In diesen 11 Jahren, zwischen 1664 und 1675 wird er im Kirchenbuch zwölfmal mit verschiedenen Bezeichnungen erwähnt: als Schulmeister, als Küster oder als Custos. Daraus kann sehr sicher geschlossen werden, dass Matthias Gise in diesem Zeitraum zugleich die Tätigkeit des Schulmeisters und des Küsters ausübte.

Er begann seine Tätigkeit als Schulmeister in einer Zeit, in der das Schulwesen auf dem Land nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder langsam in den Blickwinkel der lokalen und zentralen Obrigkeiten rückte.

Das brandenburgische Schulwesen auf dem „platten Lande“ (in den Dörfern) erhielt seinen ersten kräftigen Impuls durch die Reformation (von Fewing 1766; Beckedorff 1825; Rittershausen 1865; Keller 1873; Fischer 1892; Wienecke 1903; Wienecke 1913). Nach Beckedorff galt für die Zeit vor der Reformation der Grundsatz, „dass die Erziehung der Kinder den Eltern gebühre und daß diese zu allernächst für die ihnen von Gott anvertrauten Pfänder im Leiblichen wie im Geistigen zu sorgen verpflichtet seyen.“ (Beckedorff 1825, 5).

Ein ländliches Dorfschulwesen bildete sich in Brandenburg beginnend mit der Reformation sukzessive über einen Zeitraum von 100 Jahren heraus. Für Luther und seine Mitstreiter war es offensichtlich, dass die Schulbildung für alle Kinder des Volkes eine entscheidende Voraussetzung für die Aneignung, Sicherung und Festigung des neuen Glaubens sein würde. Da sich die brandenburgischen Kurfürsten Joachim II. und Johann Georg zur Lehre Luthers bekannten, waren sie dessen Ideen zur Schulbildung sehr aufgeschlossen. Dietrich Rittershausen bemerkte hierzu in seinem 1865 erschienenen Aufsatz: „Wir sehen dann auch, daß dem rühmlichen Vorgange der Verbesserung des Schulwesens in Sachsen, alsbald in Brandenburg Folge gegeben wird, und die im Jahre 1540 und 1574 erlassenen Visitations-Abschiede, so wie die betreffenden Titel der Kirchenordnung von 1573 geben uns die wichtigsten Aufschlüsse sowohl über den damaligen Zustand des Schulwesens, als auch über die Ziele, denen man, durch die Reformation angeregt, nachstrebte.“ (Rittershausen 1865, 190)

Zwar wurden mit der „Visitations- und Konsistorialordnung“ von 1573 des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg (1571-1598) nur wenige und vage Regelungen für die Bildung der Kinder auf dem Lande erlassen. Diese Verordnung hob vor allem die Verpflichtung zur katechetischen Unterweisung der Jugend hervor und übertrug diese Aufgabe neben den Pfarrern auch den Küstern.

„Darnach sollen die Küster auf den Dörfern alle Sonntage Nachmittags oder in der Woche einmal mit Rath des Pfarrers den Leuten, sonderlich aber den Kindern und Gesinde den kleinen Katechismum Lutheri […] unverändert vorlesen und beten lehren, auch nach Gelegenheit umherfragen, was sie daraus gelernt. Desgleichen sollen sie vor und nach Verlesung und Repetierung des Catechismi ihnen, dem jungen Volke, gute Christliche Deutsche Psalmen vorsingen und lehren […] damit die Jugend in allen Dörfern diesfalls nach Nothdurft unterwiesen und ja nicht versäumet werden möge.“ (Keller 1873, 29f.)

In einem behördlichen Gutachten vom 22. Juni 1766 wurde auf die Bedeutung der „Visitations- und Konsistorialordnung“ von 1573 für die Entwicklung des dörflichen Schulwesens verwiesen: „In der Chur-Mark Brandenburg ist dieses Recht (die Küster und Schulmeister zu bestellen) nach der Consistorial=Ordnung entschieden […] Hierbei ist zuvörderst zu merken, daß in den ersten Zeiten nach der Reformation und selbst noch zur Zeit, da im Jahr 1573 die Consistorial=Ordnung verfertigt worden, in der Mark Brandenburg an keinem Orte als nur in Städten ordentliche Schulen anzutreffen gewesen […] (man) findet […] keine Spur, daß […] auf den Dörfern besondere Schulmeister gewesen wären, sondern es haben die Küster […] den Unterricht der gesamten Jugend allein auf sich gehabt. Als man aber nachher angefangen, auf die Verbesserung des Unterrichts auf dem Lande mehr zu denken, sind in einigen Filial-Dörfern auch besondere Schulmeister bestellt worden, denen zugleich einige Küster-Verrichtungen aufgetragen worden“ (BLHA Pr. Br. Rep 2A II Gen 686 Gutachten 2. Juni 1766, unfol.).

In der Entstehungszeit der schulischen Unterrichtung der Kinder in den Dörfern wurden vor allem religiöse Inhalte (Katechismus, christliche Lieder, die Lehre Jesu, christliche Werte) in den Kirchen vermittelt. War ein Küsterhaus vorhanden, so bezeichnete man diese Schulen in der Kurmark als Küsterschulen (Wienecke 1913, 19). Schullehrer und Küster galten als eine Einheit. Der märkische Dorfschulmeister wurde in der damaligen Zeit von den Bewohnern der Dörfer vor allem als Küster wahrgenommen.

Mit Recht kann die These aufgestellt werden: Der märkische Dorfschulmeister ging aus dem Küsterstande hervor.

Die weitere Entwicklung des brandenburgischen Dorfschulwesens wurde durch die Zeit des Dreißigjährigen Krieges arg beeinträchtigt oder unterbrochen. „Zum Gedeihen der geistigen Arbeit gehören […] friedliche Zeiten. Das 17. Jahrhundert dagegen mit seinem verwüstenden Kriege konnte die ihm überkommende Aufgabe der Fortentwicklung des Schulwesens nicht lösen. Die wenigen Keime, welche gelegt waren […] erstarben unter dem Lärmen des Feldlagers und dem dröhnenden Hufschlag der Rosse. […] Denn wie im ganzen Lande mit der Zerstörung von Städten und Dörfern auch die Schulen vernichtet worden, Lehrer und Schüler theils zerstreut, theils umgekommen waren, so zwar, daß schwer Jemand zu finden war, der Schreiben und Lesen konnte, so auch hatte die lange Noth eine Rohheit und Barbarei erzeugt, die in den Ueberlebenden nicht nur kein Bedürfnis nach Bildung aufkommen ließ, sondern jeder hierauf gerichteten Anordnung sogar Trotz und Widerstand entgegensetzte.“ (Rittershausen 1865, 203 und 209)

Die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg bot somit nicht die besten Voraussetzungen für den Ausbau eines Landschulwesens. Und doch gingen die lokalen Obrigkeiten in den brandenburgischen Dörfern und auch in dem Gutsdorf Cammer daran, sich dem Schulwesen zuzuwenden.

„Obwohl aber von dem Staat das Schulwesen der Kurmark keine einheitliche Regelung erfuhr, ist doch ohne Befehl viel geschehen: es sind in den Dörfern mit Mutterkirchen die infolge des Krieges eingegangenen Schulen wiedererrichtet worden. Mit der Kirche, mit dem Pfarrgebäude wurde auch das Küster- und Schulhaus wieder erbaut und mit Besetzung der Pfarre auch die des Küsteramtes vollzogen. […] Es hat wohl am Ende der Regierungszeit des Großen Kurfürsten kein Mutterdorf in der Kurmark gegeben, das ohne Pfarre und Küsterei gewesen wäre und in dem nicht der Küster Schule gehalten hätte. Auch in den Filialdörfern findet man Schulmeister.“ (Wienecke 1913, 40)

Matthias Gise war als Küster und Schulmeister in Cammer ein typischer Repräsentant des sich entwickelnden Schulwesens in der Kurmark.

Sein Nachfolger wurde Michael Schütze. Dieser wird am 15. Juli 1676 erstmals als Küster erwähnt. Er übte die Doppelfunktion des Küsters und Dorfschulmeisters neben seiner Tätigkeit als Schneider siebzehn Jahre bis zum Dezember 1693 aus. Er wäre dieser Aufgabe sicherlich noch weitere Jahre nachgegangen, wenn sich nicht ein Schicksalsschlag ereignet hätte, der dies unmöglich machte.

Am 30. Dezember 1693 geschah ein Unglück, das schon für die damaligen Dorfbewohner und den Pfarrer Petrus Weitzke so schockierend und außergewöhnlich gewesen sein muss, dass es in das Kirchenbuch aufgenommen wurde:

Die Zeit zwischen den Weihnachtstagen und dem Beginn des neuen Jahres 1694 nutzte Michael Schütze gewöhnlich für das Holzmachen. Denn als zuständiger „Schulmeister“ in dem Dorf Cammer bot sich die unterrichtsfreie Zeit für diese typische Winterarbeit an. Schließlich sollte und musste es seine zahlreiche Familie in dem kleinen Haus in Cammer ordentlich warm haben. Hatte doch seine Frau Anna erst im September die kleine Sophia als achtes Kind zur Welt gebracht.

Mit der Gewissheit, am Abend sein Tagwerk verrichtet zu haben, verabschiedete er sich von seinen Liebsten und machte sich am 30. Dezember 1693 in der Frühe auf, im Cammerschen Busch das „Zakken- und Zopfholz“ zu schlagen. Als Zopfholz wird dasjenige Holz bezeichnet, das aus den Wipfeln der Bäume geschlagen wird. Diese Arbeit war nicht ganz ungefährlich, musste er doch dazu die Bäume besteigen. Dabei geschah ein großes Unglück. Er stürzte vom Baum und verstarb. (Abb. 4)

Dem Dorfschulmeister Michael Schütze folgte Matthias Wilde. Es muss den Verantwortlichen in Cammer, dem Gutsherrn von Brösigke, dem Prediger Petrus Weitzke und der Gemeinde abermals sowohl an einer schnellen Neubesetzung der vakanten Stelle eines Küsters und Schulmeisters als auch an Kontinuität gelegen gewesen sein. Denn zwischen dem plötzlichen Tod von Michael Schütze am 30. Dezember 1693 und dem Beginn der Tätigkeit von Matthias Wilde als Schulmeister lagen nur wenige Monate. Bereits am 31. Mai 1694 wird er anläßlich seiner Hochzeit mit Anna Marie, der Tochter seines Vorgängers, als Schulmeister genannt. Die Tätigkeit des Schullehrers blieb in der Familie, denn sie wurde nun vom Schwiegersohn weitergeführt.

In die Zeit der Tätigkeit des Schulmeisters Matthias Wilde fällt ein wichtiges Ereignis. Das alte Küster- und Schulhaus wurde durch ein vollkommen neues Gebäude in Cammer ersetzt. Zu Pfingsten des Jahres 1707 konnte der Pfarrer Petrus Weitzke mit den Bewohnern von Cammer und Oberjünne und dem Küster und Schulmeister das Richtfest feiern. Dieses Haus verfügte neben der Küche, dem Flur und einer Kammer über einen größeren Raum von 30 m2. Dieser diente zugleich als Wohnraum für den Küster, als Lehrzimmer für den Schulmeister und als Arbeitsstätte für den Handwerker (Schneider) Wilde. Der Schulmeister Matthias Wilde unterrichtete die Kinder (10 bis maximal 20) jedoch nicht öfter als an zwei Wochentagen im Sommer und an fünf Wochentagen im Winter.

Matthias Wilde übte die Funktion des Küsters und Schulmeisters in Cammer 41 Jahre aus. Am 25. Dezember 1735 verstarb er im Alter von 62 Jahren.

Die Wirkungszeiten von Michael Schütze und Matthias Wilde (1676-1735) waren durch eine kontinuierliche Zuwendung der bestehenden landesherrlichen Verwaltung zum Dorfschulwesens geprägt.

In der Regierungszeit des ersten preußischen Königs wurden die „Verordnung wegen der zu haltenden Kirchenvisitation und einige deshalb zu beobachtende Puncte“ vom 8. Februar 1710 (CCM, 1 Theil, 1. Abtheilung, 1737, 434f) und das „Edikt wegen der Generalvisitation derer Kirchen, Schulen und Hospitalien und dabey zu beobachtenden Fragen“ vom 16. April 1710 (CCM, 1 Theil, 1. Abtheilung, 1737, 434f.) erlassen.

Sein Sohn, der preußische König Friedrich Wilhelm I., knüpfte gleich zu Beginn seiner Regierungszeit an das Edikt und an den erreichten Entwicklungsstand des Volksschulwesens auf dem Lande an. Bereits am 24. Oktober 1713 erließ er die „Inspections-, Presbyterial-, Classical-, Gymnasien- und Schul-Ordnung“ (CCM, 1 Theil, 1. Abtheilung, 1737, 448f.). Mit dieser Verordnung wurden die Inspektoren als eine mittlere Verwaltungsebene zwischen dem Kirchendirektorium und den Pfarrern vor Ort geschaffen. Diese Inspektoren oder Superintendenten standen einem größeren kirchlichen Verwaltungsbezirk vor. Durch die Verordnung wurden sie mit bestimmten Pflichten und Rechten ausgestattet. Sie waren Aufsichtsbehörden über die Pfarrer und verantwortlich für die „reformierten Gymnasien und deutsche Schulen“. Die Verordnung von 1713 hatte eine nicht unwesentliche Bedeutung für eine einheitliche Entwicklung des Volksschulwesens in Brandenburg.

Nur einige Jahre darauf, am 28. September 1717 wurde der „allergnädigste Special-Befehl“ zur Einhaltung der Schulpflicht an den Orten, wo Schulen existieren, erlassen. In der Literatur wird diese „Verordnung, daß die Eltern ihre Kinder zur Schule, und die Prediger die Catechisationes halten sollen“ (CCM, 1 Theil, 1. Abtheilung, 1737, 528f.) vom 28. September 1717 fälschlicherweise als das entscheidende Edikt zur Einführung der Schulpflicht in Brandenburg-Preußen bezeichnet. Tatsächlich war dieses Edikt eine von mehreren Verordnungen auf dem Weg zu einem systematischen Aufbau des Landschulwesens in Brandenburg-Preußen, die insbesondere in der Regierungszeit von Friedrich Wilhelm I. und seines Vaters erlassen wurden.

Fünf Jahre darauf, mit dem Patent vom 10. November 1722, verordnete der König, wer auf „dem platten Land“ als Küster und Schulmeister eingesetzt werden soll.

Darin heißt es, dass „zu Küstern und Schulmeistern auf dem platten Lande, ausser Schneidern, Leinwebern, Schmieden, Rademachern und Zimmerleuten, sonst keine andere Handwercker angenommen werden sollen.“ (CCM, 1 Theil, 1. Abtheilung, 1737, 548)

Am 30. Juli 1736 wurde die „Principia regulativa oder General-Schulen-Plan“ verkündet. Obwohl diese Verordnung vor allem für das Königreich Preußen eingeführt wurde, enthielt sie entscheidende Bestimmungen für die Dorfschulen, die im gesamten Kurfürstentum Brandenburg gelten sollten. In nur 19 Punkten wurden die wesentlichen Regelungen für den Bau und die Unterhaltung der Schulhäuser, für die Unterhaltung der Schulmeister, für die Zahlung des Schulgeldes und für die Verpflichtungen des Adels aufgeführt.

Die Verbindung des Küster- mit dem Schullehreramt war dabei so selbstverständlich, dass es hierzu keiner besonderen Erwähnung bedurfte. Siebzig Jahre später, in einem Circular des Königlich-Preußischen Ober-Consistorium vom 20. Juli 1809 an „sämtliche Superintendenten der Churmark“ wird diese Verbindung ausdrücklich bestätigt. Es heißt darin, dass „[…] dem Schullehrer in dem Filial auch die Küster-Funktion seines Orts beizulegen“ sei, weil dadurch die Einnahmen der Schullehrer „durch Beilegung der an ihrem Wohnorte fälligen Küstereinkünfte, oft ansehnlich verbessert werden könnten“ (BLHA Pr. Br. Rep 2A II Gen 663 fol. 190r.)

Nach dem Tod von Matthias Wilde am 25. Dezember 1735 wurde die freie Stelle umgehend neu besetzt. Schon am 22. Januar 1736 erhielt Matthias Friedrich Schütze seine Berufung als Schulmeister und Küster. (Abb. 5)

Er wurde vom Gutsherrn, von der Gemeinde und vom Pfarrer berufen, weil er der Enkel des Cammerschen Schulmeisters Michael Schütze und der Neffe seines Vorgängers Matthias Wilde war. Er wurde am 6. Mai 1706 in Lehnin geboren und war wie seine drei Vorgänger kein ausgebildeter Schulmeister. Diese hatten sich ihr Wissen im Lesen und Schreiben, zu den biblischen Geschichten sowie zum Katechismus im Haushalt der Eltern selbst angeeignet.

Es war in Brandenburg-Preußen nicht üblich und noch nicht gefordert, dass die Schulmeister über eine spezifische Bildung als Schulmeister verfügen sollten.

Dieses Versäumnis wurde mit dem Erlass des „General-Land-Schul-Reglements“ im Jahre 1763 nicht beseitigt. In diesem Gesetz wird nur gefordert: „Es müssen aber überhaupt auf dem Lande keine Küster und Schulmeister in’s Amt eingewiesen und angesetzt werden, ehe und bevor sie von den Inspectoribus examiniret, im Examine tüchtig befunden und ihnen ein Zeugniß der Tüchtigkeit mitgegeben worden“ (Keller 1872, 92). Nur für die Landschulen in den Amtsstädten und Amtsdörfern forderte das Gesetz mehr als eine Prüfung der Tüchtigkeit. Dort sollten ausschließlich Schullehrer eingesetzt werden, die „eine zeitlang […] auf dem Chur-Märkischen Küster- und Schul-Seminario zu Berlin“ (Keller 1872, 92) ausgebildet wurden.

Da die Dorfschule in Cammer keinem königlichen Amt zugehörig war, sondern dem Gutsherrn von Brösigke unterstand, wurde eine seminaristische Vorbildung der angehenden Schullehrer nicht gefordert.

Friedrich II. setzte unterschiedliche Prioritäten. Für die Schullehrer in seinen Amtsdörfern forderte er eine Ausbildung, für die Schullehrer in anderen Dörfern nicht unbedingt. Doch auch für die Schulen in den Amtsdörfern wurde diese Forderung nur schleppend umgesetzt.

Matthias Friedrich Schütze bekleidete neben seiner Tätigkeit als Schneider die Stelle des Dorfschulmeisters und Küsters von 1736 bis zu seinem Tod am 14. Dezember 1772. Er wurde 66 Jahre alt. Den Kindern von Cammer und Oberjünne erteilte er über einen Zeitraum von 36 Jahren Unterricht im Cammerschen Schul- und Küsterhaus.

Als Nachfolger des verstorbenen Schulmeisters berief der Gutsherr von Brösigke dessen Sohn, Georg Christian Schütze. Dieser Sohn erschien dem Gutsherrn besonders geeignet, da ihn jene Eigenschaften auszeichneten, über die seiner Meinung nach ein märkischer Dorfschulmeister im Jahr 1773 verfügen sollte. „Er ist in der Religion, im Singen, Lähsen, Rechnen und Schreyben fundirt; hat darüber eine gute Methode Kindern was bey zu bringen.“ (BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 503 Brief vom 10. April 1773, unfol.).

Als Georg Christian Schütze seine Tätigkeit als Dorfschulmeister begann, unterrichtete er durchschnittlich 35 Kinder. Zum Ende seiner Schulmeistertätigkeit im Jahr 1811 hatte sich die Anzahl der schulpflichtigen Kinder auf 98 erhöht. Davon besuchten tatsächlich 60 bis 70 Kinder regelmäßig die Schule. Ihre Anzahl hatte sich somit seit Beginn (35 Kinder) bis zum Ende seiner Zeit als Dorfschulmeister (max. 70 Kinder) verdoppelt. Das war typisch für die Mehrheit der Schulen in den brandenburgischen Dörfern, führte doch die Ansiedlung von Kolonisten (insbesondere Büdner) zu einer erheblichen Bevölkerungszunahme.

In den ersten drei Jahrzehnten übte er neben seiner Tätigkeit als Dorfschulmeister und Küster noch das Schneiderhandwerk aus.

Über eine besondere Ausbildung oder seminaristische Schulung für seine Tätigkeit als Schullehrer verfügte er ebenso wenig wie seine Vorgänger. Dies erwähnte der für Cammer zuständige Pfarrer Friedrich Eberhard Christian Martus in einem Bericht des Jahres 1810. „Er ist nirgends zum Schulamte vorbereitet worden […] und ist nach dem Tode seines Vaters […] von dem Vater des jetzigen Patron zum Küster- und Schullehreramte berufen“ (BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 503 Schulbericht von Cammer 1810, unfol.).

Georg Christian Schütze war in der damaligen Zeit ein typischer Repräsentant der märkischen Dorfschulmeister. Er verfügte über keine besondere Ausbildung als Schullehrer, ihm oblag das Küsteramt und er übte gleichzeitig noch ein Handwerk (hier Schneiderhandwerk) aus. Diese dreifache Belastung ließ für den Schulmeister kaum Zeit und Raum für eine Qualifizierung seiner schulmeisterischen Fähigkeiten. In dem erwähnten Bericht des Jahres 1810 des Pfarrers Martus heißt es dazu „Da er […] mit vielem Fleiße, und von religioesen Gesinnungen belebt, mit Sanftmuth und Freundlichkeit unterrichtet, so ist es zu bedauern, daß dieser Mann von guten natürlichen Anlagen in jüngeren Jahren nicht besser ausgebildet wurde. Es hat mir einige Mahl Freude gemacht, ihn, die Kinder zur Frömmigkeit, zum Gehorsam gegen ihre Eltern, zum Fleisse mit wahrer Herzlichkeit ermahnen zu hören. […] Wenn aber Bekanntschaft mit den mannigfaltigen Lehrgegenständen und den Grundregeln der Lehrkunst, Fertigkeit, nicht nur den Verstand der Kinder zu bilden, sondern auch auf ihr Gemüth zu wirken, die Aufmerksamkeit derselben zu erregen und zu erhalten, ihnen den Unterricht angenehm zu machen, nothwendige Eigenschaften eines Schullehrers sind, so mangelt es ihm sehr an diesen Erfordernissen. Mit der Literatur seines Faches und den Fortschritten, welche die Pädagogic in neuen Zeiten gemacht hat, ist er durchaus unbekannt, beschränkt sich der ganze Unterricht auf Erlernung biblischer Sprüche mit den 5 Hauptstücken des kleinen Catechismus, auf Lesen in der Bibel und im Evangelienbuch, Schreiben und etwas weniger Rechnen. […] Ihr Nachdenken zu erwecken und Begriffe zu entwickeln versteht der Lehrer nicht.“ (BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 503 Schulbericht von Cammer 1810, unfol.). Martus, der ein Anhänger der in der Reckahner Musterschule angewandten Lehrmethode war und den Lehrer Bruns persönlich kannte, wusste um die Schwächen der märkischen Dorfschulmeister in der damaligen Zeit. Mit seinen kritischen Bemerkungen beabsichtigte er nicht, die Lebensleistung des Dorfschulmeisters Georg Christian Schütze zu schmälern. Denn er wusste um die vielen Hindernisse, die es den Dorfschulmeistern schwermachten, reformpädagogische Ideen aufzugreifen und anzuwenden. Diese Hindernisse waren in der Regel eine dreifache Arbeitsbelastung durch Küster- und Schulmeisterdienst und Tätigkeit als Handwerker, die Überlagerung staatlicher Regelungen durch lokale Abhängigkeiten vom jeweiligen Gutsherrn und der Gemeinde, ungenügende Lern- und Lehrmittel, schlecht ausgestattete Schulhäuser oder der tägliche Kampf um ein auskömmliches Einkommen.

Obwohl in der Regierungszeit von Friedrich dem Großen (1740-1786) 1763 das „Königlich-Preußische General-Land-Schul-Reglement“ erlassen wurde, kam es in diesem Zeitabschnitt zu keinen wesentlichen Veränderungen - und schon gar nicht zu qualitativen Weiterentwicklungen (ausgenommen die Musterschule in Reckahn) - für die Elementarschulen auf dem Lande. Das traf ebenso auf die Regierungszeit seines Nachfolgers, Friedrich Wilhelm II. zu. In dessen Wirkphase (1786-1797) wurde zwar das „Allgemeine Preußische Landrecht“ verabschiedet und ein „Oberschulkollegium“ als selbstständige Verwaltungseinheit eingerichtet. Zur Gründung eines eigenen Ministeriums kam es jedoch erst im Jahr 1817 mit dem „Ministerium der Geistlichen, Unterrichts und Medizinal-Angelegenheiten“. Damit ging „das bildungsgeschichtliche Zeitalter lokal bestimmter und dominierter Schulwirklichkeit […] zu Ende, die Zeit der Schul-Systeme und damit auch der Schul-Reformen begann und mit ihr die der Prüfungsordnungen, Rahmenpläne, und Lernzielvorgaben - auch dies in einem über Jahrzehnte sich erstreckenden Prozeß.“ (Neugebauer 1988, XXV)

Dieses Zeitalter der neuen Schulwirklichkeit gestaltete in der Dorfschule in Cammer ein Schullehrer, der nicht nur die fachliche Kompetenz, sondern auch die mentale Stärke und besonders das Rechtsempfinden besaß, um die neuen Herausforderungen schultern zu können.

Johann Gottlieb Kraatz war derjenige, der in dieser epochalen Übergangszeit - von der beschaulichen Romantik zum Industriezeitalter mit der Auflösung der alten Dorfgemeinschaft - als Dorfschullehrer in Cammer wirkte.

Seine Tätigkeit als Dorfschullehrer für die Schulkinder von Oberjünne und Cammer zeichnete sich im Vergleich zu seinen Vorgängern durch mehrere Besonderheiten aus:

  • Während seiner Lehrertätigkeit stieg die Anzahl der Schüler aus Oberjünne und Cammer, die zudem in einem viel zu kleinen Raum (30m2) Unterricht erhielten, immer wieder auf beeindruckende Höchststände. Als er 1811 seine Tätigkeit begann, hatte er 70 Schüler zu unterrichten. Sechs Jahre später, 1817, waren es bereits 116 Kinder in einem Raum! Im Jahr 1830 besuchten bis zu 140 Schulkinder in zwei Abteilungen vor- und nachmittags die Cammersche Dorfschule. Im Jahr 1850 waren es sogar 165 Schüler.
  • Die Entwicklung der Schülerzahlen führte dazu, dass während seiner Dorfschullehrerzeit die einklassige Schule in Cammer im Jahr 1818 in eine zweiklassige Dorfschule umgewandelt werden musste. Diese Umwandlung geschah durch die Aufteilung der Schüler in zwei Gruppen. Die Schüler vom 6. bis zum 9. Lebensjahr wurden am Nachmittag und diejenigen vom 10. bis zum 14. Lebensjahr am Vormittag unterrichtet. Das verlangte von ihm eine Umstellung seiner Unterrichtsmethodik, eine neue Stoffverteilung und das Ableisten von zusätzlichen Stunden, um den Unterrichtsstoff an die Schüler beider Abteilungen vermitteln zu können.
  • Die Doppelnutzung eines Zimmers im Küsterhaus als Schul- und Wohnzimmer wurde 1818 beseitigt. Dadurch lernten die Kinder von Oberjünne und Cammer erstmalig in einem Raum, der nur für den Unterricht zur Verfügung stand. Allmählich vollzog sich dadurch die Wandlung vom Küsterhaus zum Schulhaus.
  • Die bisherige soziale Zusammensetzung der Schulkinder änderte sich. Die Kinder aus den Büdnerhaushalten bildeten eine neue soziale Gruppe. Auf der dörflichen Rangstufe rangierten die Büdner hinter den Bauern und Kossäthen.
  • Johann Gottlieb Kraatz war der erste Dorfschullehrer in Cammer, der im Unterschied zu seinen Vorgängern über eine spezifische Lehrerbildung verfügte. Diese erhielt er am Lehrerseminar in Berlin in den Jahren 1806/1807.
  • Und schließlich war er derjenige Dorfschullehrer, der mit seinen 44 Dienstjahren, von Johannis 1811 bis zum 31. Dezember 1854, am längsten an der Dorfschule in Cammer wirkte. Auch die Lehrer, die nach ihm kamen, erreichten diese Dienstzeit nicht.

Drei Aspekte oder Dimensionen beeinflussten die Schullehrertätigkeit von Johann Gottlieb Kraatz besonders. Das waren zum einen die gesellschaftlichen Umbrüche (1815, 1848), zum anderen die deutlichen Veränderungen auf den Dörfern (Auflösung der alten Dorfgemeinschaft, Separation, Anstieg der Einwohnerzahl) und die spezifischen individuellen Voraussetzungen des Lehrers Kraatz (seminaristische Vorbildung, starkes Rechtsbewusstsein, Begleitung durch den aufklärerisch beeinflussten Pfarrer Friedrich Eberhard Christian Martus aus dem Rochowschen Hause in Reckahn). Das führte dazu, dass er sich und seiner Schule den Weg in die neue Zeit aktiv bahnen musste. Dies geschah nicht widerstandslos, sondern er hatte in einigen Bereichen eine heftige Gegenwehr zu überwinden. Doch Johann Gottlieb Kraatz nutzte die ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, sein Recht durchzusetzen.

Der erste Hader bahnte sich bereits unmittelbar nach Beginn seiner Tätigkeit im Jahre 1814 an. Er beklagte, dass er „mit dem Herrn von Brösigke im beständigen Streit lebte, indem derselbe mir das nöthige Brennholz versagen, und wenn mir derselbe noch etwas zukommen ließe, dasselbe zur Feuerung völlig unbrauchbar sei.“ (BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 506 Brief vom 29. Oktober 1814, unfol.).

Weitere Auseinandersetzungen sollten folgen. Diese fanden abermals mit dem Kirchen- und Schulpatron sowie Gutsherrn von Brösigke, also mit seinem direkten Vorgesetzten statt. Bei der Zahlung des Schul- und Brotgeldes musste er sich sein Recht von den Büdnern aus Oberjünne und Cammer in einem langwierigen gerichtlichen Verfahren erkämpfen. Bezüglich seiner Einkünfte als Schullehrer entbrannte eine ziemlich heftige Auseinandersetzung mit der „Königlichen Hochlöblichen Regierung“.

Und schließlich stritt er mit dem Schulvorstand von Cammer und dem Gutsherrn um vernünftige räumliche Bedingungen für seine Schullehrertätigkeit. Das Unterrichtszimmer war schon zu Beginn seiner Tätigkeit für die Schüler und für ihn nicht mehr zumutbar. Trotzdem musste der Lehrer Kraatz die Schulkinder in dem alten Schulhaus aus dem Jahr 1707 in einem Raum von 30 m2 bis zum Jahr 1847 unterrichten. Dann endlich entschieden sich die Gemeinde Cammer und der Gutsherr von Brösigke, dass bestehende Gebäude giebelseitig zu erweitern. Denn sie waren in den Gutsdörfern diejenigen, die in Preußen die Kosten und Bauleistungen für ein Schulhaus aufzubringen hatten. Endlich, im Jahr 1847, hatten die Schulkinder einen Schulraum in der Größe von 53 m2. (Abb. 6)

Das Schullehrerdasein von Johann Gottlieb Kraatz in Cammer war in den vier Jahrzehnten von einer Vielzahl von Auseinandersetzungen geprägt. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb blickte er am Tag seiner Emeritierung am 31. Dezember 1854 mit Stolz und Zufriedenheit auf seine Zeit als Schullehrer für die Kinder aus Oberjünne und Cammer zurück. Schließlich war er eine „Instanz“ für die Bauern, Kossäten, Büdner und Handwerker von Oberjünne und Cammer. In seinen letzten Schullehrerjahren war es nun bereits die dritte Generation der Einwohner beider Ortschaften, die sich mit ihren ersten schulischen Schritten an seiner Schule in das Leben hineintastete.

Drei Monate vor Beginn seines Ruhestandes offenbarte er seinen innigsten Wunsch, „meine noch wenigen Lebenstage in der Mitte meiner Schüler an dem Orte, wo ich so lange gearbeitet, zu erleben, um einst von ihnen zum Grabe getragen werden zu können“ (BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 503  Brief vom 9. Oktober 1854, unfol.) Leider blieb dieser Wunsch, in der Mitte seiner Schüler zu leben, nur auf eine sehr kurze Zeitspanne beschränkt. Nur 29 Tage nach seiner Emeritierung verstarb er in Cammer am 29. Januar 1855 und wurde auf dem dortigen Friedhof begraben.

Dem Lehrer Kraatz folgte sein Schwiegersohn Johann Ferdinand Strempel. Bei der Berufung hatte sich der Schulpatron von Brösigke von folgenden Eigenschaften des Lehrers Strempel leiten lassen:

„Bei der Wahl des Strempel hat mich vorzugsweise seine ganze freundliche Persönlichkeit, seine Bescheidenheit, sein patriotischer Sinn, so wie seine practische Tüchtigkeit, die er bereits seit dem Jahre 1835 an drei verschiedenen Orten bewährt hat, geleitet, Eigenschaften auf die man in unsern Zeiten nicht genug Werth legen kann.“ (BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 503  Brief vom 17 Mai 1850, unfol.).

Wie seine Vorgänger war Johann Ferdinand Strempel ein sehr angesehener Lehrer. Dies geht aus verschiedenen Schulvisitationsberichten hervor. Der Superintendent Hertzer lobte in einem Bericht des Jahres 1857 dessen besondere Art des Unterrichts: „mit wohlthuender Ruhe und Sicherheit, ohne viele Worte, die Schüler mit dem Blicke lenkend, steht er vor seiner Klasse, ich möchte sagen: man fühlt’s ihm an, wie er ohne Sorge ist, seine Schüler müßten in der Prüfung bestehen. In der Zucht ernst und streng, hat er doch Liebe zu den Kindern; und an dem frischen Wesen, den munteren Antworten, der Regsamkeit, dem Eifer der Schüler zeigt sich’s, daß kein deprimirender Geist das Regiment führt.“ (BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 503  Schulvisitationsbericht vom 16.11.1857, unfol.).

Im Jahr 1872 stellten sich bei Ferdinand Strempel ernsthafte gesundheitliche Beeinträchtigungen ein. Ein Hilfslehrer wurde ihm zur Seite gestellt. Doch der Lehrer Strempel erholte sich nicht mehr von seinen Erkrankungen. Es war ihm nicht vergönnt, seine Tätigkeit als Dorfschullehrer in Cammer weiterzuführen. Er verstarb am 27. Januar 1873 in seinem 59. Lebensjahr.

Der Nachfolger von Johann Ferdinand Strempel wurde Franz Albert Fricke. Er war nun von 1873 bis 1892 der neue Schullehrer, Küster und Organist (Orgel seit 1872 in der Cammerschen Kirche) für die Gemeinde Cammer und für die Kolonie Oberjünne.

In die Zeit seiner Cammerschen Schullehrertätigkeit fiel das Anlegen der Schulchronik. (Abb. 7) Bereits 1863 hatte das zuständige Schulministerium für alle Volksschulen empfohlen, Schulchroniken durch die Lehrer anfertigen zu lassen. Diese nicht rechtlich verpflichtende Aufforderung wurde von den märkischen Dorfschullehrern auch als eine solche verstanden - nicht verpflichtend. Deshalb legte das „Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten“ in den Allgemeinen Bestimmungen vom 15. Oktober 1872 fest:

„Der Lehrer hat eine Schulchronik, ein Schülerverzeichnis, einen Lehrbericht und eine Absentenliste regelmäßig zu führen“ (Centralblatt 1872, 588) Es dauerte noch knapp drei Jahre, bis diese rechtliche Festlegung in Cammer durch den Lehrer Fricke umgesetzt wurde. Damit war Albert Fricke anscheinend einer der wenigen Lehrer, die der Umsetzung von rechtlichen Vorschriften in angemessener Weise nachkamen. Denn noch im Juni 1876 wurde im „Centralblatt“ festgestellt, „daß die Anlegung von Schulchroniken nach Vorschrift der Allgemeinen Bestimmungen vom 15. October 1872 noch in sehr wenigen Fällen stattgefunden hat, und daß verhältnißmäßig selten sich bei den Lehrern das rechte Verständnis für diesen Gegenstand findet.“ (Centralblatt 1876, 502)

Ein weiteres besonderes Vorhaben von ihm war die Einrichtung einer Schulbibliothek. Am 21. Januar 1875 wandte er sich mit diesem Anliegen an das zuständige Ministerium. „Im Interesse der hiesigen Schule erlaubt sich der gehorsamst Unterzeichnete der Hohen Behörde folgende Bitte vorzutragen. Mit Freuden habe ich gesehen, mit welchem Interesse die hiesige Schuljugend die von mir aus der Buchhandlung geliehenen Jugendschriften gelesen und erlaube mir deshalb die Bitte: Eine Königliche Hochlöbliche Regierung wolle hochgeneigtest genehmigen, zur Gründung einer Schulbibliothek 5 Thaler aus der hiesigen Schulkasse entnehmen zu dürfen.“ (BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 504 Brief vom 21. Januar 1875, unfol.).

Seinem Antrag an die Schulbehörde, dafür 5 Taler aus der Schulkasse einsetzen zu dürfen, wurde am 8. Februar 1875 stattgegeben.

In die Zeit seiner Tätigkeit als Lehrer fällt ein ganz besonderes Ereignis - der Neubau der Schule in Cammer. Wie schon 40 Jahre zuvor (1847) waren die von der Gemeinde und dem Gutsherrn zu tragenden Kosten der Grund, warum dieser Bau immer wieder verzögert wurde. Doch als der Schulbehörde im Juni 1885 ein Bericht zum katastrophalen Zustand des Schulhauses in Cammer zuging, sollte es mit dem Taktieren, Verhandeln und Zögern endgültig vorbei sein.

„Das Schulhaus in Cammer ist ein sehr altes in Lehmfachwerk mit Rohrdach erbautes und gegenwärtig recht baufälliges Gebäude. […] Ein kleiner Theil desselben ist unterkellert und mit einer Balkendecke versehen. Die vollkommen dunkle, in der Mitte des Gebäudes liegende Küche ist noch mit einem hölzernen Schornstein überbaut, wie dies im vorigen Jahrhundert bei den ländlichen Gebäuden hiesigen Baukreises noch allgemein üblich war. Das Holzwerk im Gebäude ist in hohem Grade wurmstichig, die Schwellen der Fachwerkswände sind zum größten Theil verfault und die Balken […] so schadhaft, daß sie abgesteift werden mußten. Auch sind bedeutende Absenkungen der Deckenbalkenlage eingetreten.“ (BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 509 Schreiben vom 2. Juni 1885, unfol.).

Die Schulbehörde setzte der Gemeinde und dem Gutsherrn am 16. Dezember 1888 eine letzte Frist. Sie erwartete, „nachdem alle Streitfragen wegen Vertheilung der Kosten erledigt sind […] zum 1. October 1889 die Anzeige, daß der Bau anschlagmäßig ausgeführt ist“ (BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 509 Schreiben vom 16. Dezember 1888, unfol.).

Und so geschah es! Das neue Schulhaus, das noch heute (2024) als Mietswohnhaus genutzt wird, konnte sich sehen lassen. Es verfügte über zwei gleich große Klassenzimmer mit je einer Größe von 9,2 x 5,7 m (52,44 m2), über eine unterkellerte Lehrerwohnung und anstelle des Rohrdaches aus dem 18. Jahrhundert wurde es mit Dachziegeln eingedeckt. Mit dem Neubau des Schulgebäudes waren endlich die räumlichen Voraussetzungen für die Anstellung eines Zweitlehrers und die Einführung der dreiklassigen Volksschule geschaffen. (Abb. 8)

Auf den Lehrer Albert Fricke folgte der 27-jährige Lehrer Franz Hönow. (Abb. 9) Er war der erste Lehrer in Cammer, der in seiner gesamten Lehrertätigkeit (1892-1930) mit einem Zweitlehrer die Schulkinder in der dreiklassigen Volksschule unterrichtete.

Doch mit den Zweitlehrern hatten der Schulvorstand der Gemeinde Cammer, die preußische Behörde, der Erstlehrer Franz Hönow und letztendlich die Schulkinder in den kommenden Jahren wenig Glück. In 20 Jahren (1890 bis 1912) lernten die Schulkinder von Oberjünne und Cammer acht verschiedene Zweitlehrer kennen. Erst mit dem Zweitlehrer Gerhard Keiner trat für die kommenden 20 Jahre Kontinuität und Verlässlichkeit ein. Dieser begann seine Tätigkeit am 1. April 1912 und blieb auf dieser Stelle, bis Franz Hönow im Jahr 1930 in den Ruhestand versetzt wurde. Dann folgte er diesem auf der Erstlehrerstelle.

Epilog - Der Schullehrer - eine prägende Gestalt in den märkischen Dörfern

Fast 300 Jahre - von 1664 bis 1945 - haben zehn Schullehrer in Cammer, zunächst allein und ab 1890 mit einem Zweitlehrer, die Kinder an der Cammerschen Schule unterrichtet.

 

Name / Lebensspanne

Lehrer an der Cammerschen Schule

Matthias Giese (keine Angaben)

1664 - 1675

Michael Schütze (1649 - 1693)

1676 - 1693

Matthias Wilde (1673 - 1735)

1694 - 1735

Mathias Friedrich Schütze (1706 - 1872)

1736 - 1772

Georg Christian Schütze (1744 - 1815)

1773 - 1812

Johann Gottlieb Kraatz (1789 - 1855)

1811 - 1854

Johann Ferdinand Strempel (1814 - 1873)

1855 - 1873

Franz Albert Fricke (1844 - 1903)

1873 - 1891

Franz Hönow (1865 - 1946)

1892 - 1930

Gerhard Keiner (1885 - 1945)

1930 - 1945

In diesem Zeitraum hat sich die preußische Volksschule auf den Dörfern gegründet, etabliert und durchgesetzt. Für den langen Prozess der Herausbildung der preußischen Volksschule lassen sich mehrere zeitliche Phasen identifizieren:

Gründungsphase - 1520 bis 1710

Die schulische Unterrichtung der Dorfkinder geschah vor allem in den Familien, in der Kirche und in Küsterhäusern durch Küster, Handwerker oder andere Dorfbewohner; der Unterrichtsstoff war vor allem durch christliche Inhalte geprägt.

Etablierungsphase - 1710 bis 1815

Das Dorfschulwesen wurde auf ein festes und einheitliches Fundament gestellt; staatliche Regelungen führten zu einer Vereinheitlichung des Ablaufs und der Inhalte; die Dorfschule setzte sich in allen Provinzen und Dörfern durch.

Professionalisierungsphase - 1810 bis 1918

Ausgebildete Lehrer vermittelten einer stetig wachsenden Anzahl von Schulkindern wissensbasierten Unterrichtsstoff; langsame Zurückdrängung des christlich geprägten Unterrichts; Entstehung der zwei- und dreiklassigen Dorfschulen; Erbauung der typischen Schulhäuser in Ziegelmauerwerk.

Was Wolfgang Neugebauer vor allem für das 19. Jahrhundert formulierte, das trifft auf den gesamten Zeitraum der Entwicklung der Volksschule zu.

„Nicht also in einer Reformzäsur ist der umstürzende Impuls zu einer Basismodernisierung insbesondere des Massenschulwesens im Preußen des 19. Jahrhunderts auszumachen, sondern in einem langsamen, stillen und unwiderstehlichen Prozeß, in dem das traditionell von lokalen Gewalten, von städtischen Magistraten und adlig-gutsherrlichen Patronatsherren dominierte Bildungswesen für die preußischen Untertanen gleichsam verwaltungstechnisch durchdrungen wurde.“ (Neugebauer 1988, XXIII)

Die Cammerschen Lehrer waren typische Repräsentanten ihrer jeweiligen Zeit, die sehr konkret den rechtlichen und gesellschaftlichen Bedingungen unterlagen. Sie mussten sich in das Gefüge der lokalen Gegebenheiten im Dorf Cammer einpassen, hatten sich mit dem jeweiligen Pfarrer, Gutsherrn und der Gemeinde zu arrangieren und waren gefordert, die Lehrertätigkeit, den Küsterdienst und die Ausübung eines Handwerks (bis 1800 das Schneiderhandwerk) in angemessener Qualität in Einklang zu bringen.

Es ist insofern erklärbar, dass es den Dorfschulmeistern nicht immer gelingen konnte, die Schüler mit der Befähigung zum Schreiben aus der Schule zu entlassen.

Der Abschluss des Überlassungs- und Altenteilsvertrages vom 19. Februar 1845 ist dafür ein Beispiel. Drei Beteiligte waren nicht in der Lage, mit ihrer Unterschrift zu unterzeichnen. Anstelle ihres Namens setzten sie jeweils drei Kreuze als „Hand +++ zeichen“ unter den Vertrag. Die drei beteiligten Verhandlungspartner eigneten sich ihre Bildung in den Dorfschulen in Cammer und den umliegenden Orten Pernitz und Nahmitz an. Die Altenteilsinhaberin Dorothee Krause besuchte die Pernitzer Schule von 1794 bis 1808. Über ihren damaligen namentlich nicht bekannten Schullehrer schrieb der Pfarrer Martus 1810, dass dieser ein Tagelöhner war und im Sommer keine Schule abhielt, da der Lehrer seinen Unterhalt bei den Bauern verdienen musste (BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 1876 Schulbericht von Pernitz 1810, unfol.). Der Beistand Friedrich Burwig wurde in der Schule in Nahmitz von 1817 bis 1831 und die Tochter Marie Thiede (geborene Krause) in der Cammerschen Schule vom Schullehrer Johann Gottlieb Kraatz von 1824 bis 1838 unterrichtet.

Wenn es den Dorfschullehrern auch nicht gelang, allen Kindern das Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen, so hatten sie doch einen erheblichen Anteil daran, dass aus den Schulkindern der Oberjünner Büdner, der Cammerschen Bauern, Kossäthen und Büdner keine preußischen Untertanen wurden, die nur ihre Kühe auf die Weide treiben und ihren Acker bestellen konnten. Sie schufen die Grundlagen dafür, dass diese Dorfbewohner selbstbewusst ihre und die Interessen der Gemeinde vertraten, eigene Rechtsgeschäfte erledigten, sich ihre Wege im Leben bahnten und ihnen selbstständiges Denken nicht fremd war.

Schullehrer, Küster und (später) Organist - in dieser Einheit war der märkische Dorfschulmeister eine prägende Gestalt nicht nur in Cammer, sondern in vielen brandenburgischen Dörfern.

Die folgende Hausinschrift könnte für einen märkischen Schullehrer formuliert worden sein:

„Ich bin, der ich bin,

Klein ist mein Gewinn,

Groß ist mein Muth,

Klein ist mein Gut,

Frisch ist mein Sinn,

Wer mich veracht’,

Den hol der Teufel hin.“

Quellen

Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA)

BLHA Pr. Br. Rep 2A II Gen 663, Besetzung der Küster- und Lehrerstellen 1722-1851.

BLHA Pr. Br. Rep 2A II Gen 686 Fewing, C. T. von: Von Bestellung der Schullehrer, Küster und Schulmeister, wie auch Erbauung und Unterhaltung dererselben Gebäude in den Städten und auf dem Lande in der Chur-Mark, 1766.

BLHA Pr. Br. Rep 2A II Gen 693 Spezielle Instruktionen für die Küster und Schullehrer auf dem platten Lande, Bd. 1, 1768-1902 (Darin: Instruction für die Lehrer an Elementarschulen. Berlin 16.2.1827. Königliches Consistorium und Schul-Collegium der Provinz Brandenburg, fol. 84-95.)

BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 503 Einrichtung der Schule und Anstellung und Besoldung der Lehrer in Cammer, Bd. 1, 1773-1875.

BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 506 Brennholz für die Schule in Cammer, 1814-1888.

BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 504 Einrichtung der Schule und Anstellung und Besoldung der Lehrer in Cammer, Bd. 2, 1875-1922.

BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 509 Bau und Unterhaltung des Schulhauses und die Schulverwaltung in Cammer, 1846-1931.

BLHA Pr. Br. Rep 2A II Z 1876 Einrichtung der Schule und Anstellung und Besoldung der Lehrer in Pernitz, Bd. 1, 1810-1897.

Centralblatt für die gesamte Unterrichts-Verwaltung in Preußen. Berlin 1859-1934.

Corpus Constitutionum Marchicarum, Oder Königl. Preußis. und Churfürstl. Brandenburgische in der Chur- und Marck Brandenburg, auch incorporirten Landen publicirte und ergangene Ordnungen, Edicta, Mandata, Rescripta [et]c. Von Zeiten Friedrichs I. Churfürstens zu Brandenburg, [et]c. biß ietzo unter der Regierung Friderich Wilhelms, Königs in Preußen [et]c. ad annum 1736. inclusivè / ... colligiret und ans Licht gegeben von Christian Otto Mylius. Berlin und Halle, Zu finden im Buchladen des Waysenhauses, 1737-1755. [Siehe: Hier]

Dumdey: Führer durch die Gesetze und Verordnungen für das Volksschulwesen im Regierungsbezirk Potsdam. Breslau 1915.

Dumdey: Nachtrag zum Führer durch die Gesetze und Verordnungen für das Volksschulwesen in Preußen mit besonderer Berücksichtigung des Regierungsbezirkes Potsdam. Breslau 1924.

Hähn, Johann Friedrich: Von der Einrichtung nützlicher Schulen für die zarteste Jugend. In: Biedermann, M. J. G. (Hrsg.): Altes und Neues von Schulsachen. o.O. 1753, S. 218-260.

Müller, C. F.: Handbuch der gesammten Preußischen Schul-Gesetzgebung. Berlin 1854.

Neugebauer, Wolfgang: Schule und Absolutismus in Preussen. Akten zum preußischen Elementarschulwesen. Berlin-New York 1992.

Sack, Friedrich Samuel Gottfried: Über die Verbesserung des Landschulwesens vornemlich in der Churmark Brandenburg. Berlin 1799.

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Abbildungsnachweis

Abb. 1, 3, 5, 6 BLHA.

Abb. 2, 7, 8, 9, 10 Autor.

Abb. 4 Gemeinfrei.

Empfohlene Zitierweise

Fröhndrich, Norbert: Cammer (Landkreis Potsdam Mittelmark - Schulgeschichte (17.-20. Jh.), publiziert am 09.012.2024; in: Historisches Lexikon Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)

Kategorien

Epochen: Absolutismus / Aufklärung - Preußische Provinz
Themen: Bildung und Kultur

Thomas Kersting 

Im Jahre 1934 waren auf der Trasse der Reichsautobahn bei Rüdersdorf mehrere dunkel verfüllte Gruben dokumentiert worden, die Steine und Keramik enthielten. Schon eine Notiz aus dem Jahr 1886 weist auf das Vorhandensein von mittelalterlichen Siedlungsresten auf freiem Feld hin; unter anderem soll damals noch ein Brunnen sichtbar gewesen sein. Trotz genauer Kilometerangabe in den Akten war die Stelle jedoch wegen einer zwischenzeitlich erfolgten Änderung der Kilometermarkierung erst nach einer Streckenprospektion im Sommer 1994 erneut zu lokalisieren. Voruntersuchungen im Sommer und Winter 1995 in einem etwa 500 m langen geplanten Parkplatzareal konnten die Fundstelle auf der Ostseite des Berliner Ringes A 10 eingrenzen. Dies führte im Frühling und Sommer 1996 zur abschließenden Flächengrabung (Abb. 1) (Kersting, Wüstung Altena, 2001).

Topographie

Die Autobahn durchquert in diesem Abschnitt den großflächigen Rüdersdorfer Staatsforst und überwindet unmittelbar südlich des geplanten Parkplatzes den Absatz vom Berliner Urstromtal zur Hochfläche des Barnim, einer Grundmoränenplatte im Nordosten Berlins. Diese zeichnet sich - auch im engeren Umkreis des Fundplatzes - durch wellig-flachhügelige Lehm- und Sandplatten mit überwiegend schweren, lehmigen Böden aus. Eine Gliederung erfolgt durch nach Süden ins Urstromtal entwässernde Rinnentäler - wie hier unweit westlich in Form einer Seenkette (Rüdersdorfer Kalksee). Von Bedeutung ist der Umstand, dass sich nur ca. 2 km nordöstlich (Alt-)Rüdersdorf mit seinen Muschelkalk-Steinbrüchen befindet; diese beuten den einzigen an die Oberfläche tretenden Gesteinsrücken im seit der Eiszeit mit Sand und Lehm bedeckten Brandenburg aus (Schultze 1955, 155f.; Krenzlin 1979, 1-41).

Die lokale Topographie ist gekennzeichnet von einer im Süden gelegenen markanten Geländekuppe, welche die Autobahn durchschneidet. Hier konnten bei den archäologischen Untersuchungen Reste von spätbronzezeitlicher bis eisenzeitlicher Besiedlung beziehungsweise von einem Bestattungsplatz nachgewiesen werden. Durch spätere landwirtschaftliche Nutzung des Areals wurden die urgeschichtlichen Befunde hier allerdings weitestgehend zerstört.

Die Grabungsfläche befindet sich am nördlichen Ende des Planungsareals am Hangfuß auf einer terrassenähnlichen Ebene zwischen zwei offenen Entwässerungsgräben. Ein weiterer verfüllter Graben wurde auf der Fläche angetroffen.

Befundlage

Auf der 80 mal 30 Meter großen Grabungsfläche (Abb. 2) konnten zahlreiche Befunde dokumentiert werden: 62 Befundnummern, die zum Teil in mehrere Einzelbefunde zerfallen. Ihre Verteilung lässt vermuten, dass der Bereich ihrer Konzentration im Wesentlichen erfasst werden konnte. Unter der Autobahn selbst wären nach der Dokumentation aus den 1930er Jahren etwa sechs weitere Befunde zu ergänzen.

Aufgrund des überwiegend geringen Durchmessers (0,3 bis maximal 1,0 Meter), auch wegen einiger zum Teil aufwendiger Steinverkeilungen lassen sich die meisten als Pfostengruben ansprechen. Ihre Tiefe reicht von wenigen Zentimetern bis zu 0,8 Meter. Sie lassen sich allerdings nicht zu erkennbaren konstruktiven Einheiten zusammenfassen. Immerhin scheinen sie sich andeutungsweise im zentralen Bereich der Streuung zu konzentrieren, so dass hier mit dem Vorhandensein von überdachten Arealen zu rechnen ist. Typischerweise enthielt diese Befundgruppe nur relativ wenig Fundmaterial.

Mehr oder weniger peripher um diese Zone herum gruppieren sich Grubenbefunde, die in Form und Abmessungen recht einheitlich erscheinen. Es handelt sich um große, runde Gruben von bis zu 2,0 Meter Durchmesser und ca. 1,0 Meter Tiefe, die tief in den anstehenden zähen Lehm reichen. Ihre senkrechten Wände greifen meist im unteren Teil weiter aus, besitzen also den größten Durchmesser kurz oberhalb der - meist ebenen - Sohle. Regelmäßig sind sie dunkelbraungrau bis schwarz verfüllt. Sie werden wegen ihrer Form und des Untergrundes sicherlich als Lehmentnahmegruben gedient haben, die dann später mit Abfall verfüllt wurden. In diesen Gruben fand sich denn auch die Masse der Funde.

Von diesen zu differenzieren sind ähnlich verbreitete, aber im Planum rechteckig gestaltete Gruben, deren ebenfalls steile, mitunter senkrechte Wände im Profil zum Teil abgestuft erscheinen, und in einem Falle auch eine Pfostenspur aufweisen. So lässt sich vermuten, dass sie - trotz ihrer geringen Ausmaße - zeitweise begehbar waren. Eine spezielle Zweckbestimmung ist für Gruben mit dicht benachbarten Pfostenspuren und/oder Steinversturz in der Füllung zu vermuten, zumal wenn gebrannter Lehm hinzutritt. Dieser kann von einer Ofenanlage stammen, ohne dass man die in Frage kommenden beiden Befunde selbst als Öfen ansprechen könnte. Ein schmales, im Bogen verlaufendes Gräbchen, im Profil nur flach U-förmig erhalten, mag wohl als Rest eines eingefriedeten Areals zu interpretieren sein, innerhalb dessen weitere Befunde fehlen. Abgesetzt im Norden finden sich zwei größere Verfärbungen (Durchmesser bis ca. 7,0 Meter, eine davon vom Entwässerungsgraben gestört), die nur wenige Zentimeter stark erhalten waren, und deren starker Holzkohlenanteil auf eine Nutzung im Zusammenhang mit Feuer deutet. Von zwei großflächigen Befunden am Nordostrand der Fläche entpuppte sich der nördliche als eine größere Senke, die mit Kolluvium zugeschwemmt war. Die andere, etwa 12 Meter lange Verfärbung ließ sich bei der Untersuchung in einen mehrphasigen Komplex aus vier aufeinander folgenden Erdeingriffen untergliedern, dessen erster ein durchaus regelmäßiger, rechteckiger Erdkeller mit senkrechten Wänden und ebener Sohle war. Mit 1,0 x 2,0 Meter Fläche und ca. 1,0 Meter Tiefe ist er allerdings als recht klein zu bezeichnen.

Fundmaterial

Zahlreiches Fundmaterial - in erster Linie eine große Menge Keramik - ermöglicht eine Datierung ins „deutsche“ Hoch- bzw. Spätmittelalter. Es handelt sich fast ausschließlich - mit ca. 98 % der insgesamt knapp 3000 Keramikscherben - um Überreste harter Grauware beziehungsweise von Kugeltopfware, auch blaugraue Ware genannt; die Fragmente sind weit überwiegend von geringer Wandstärke und klingend hart gebrannt. Praktisch alle geborgenen Randstücke und Fragmente von Halspartien gehören zu Gefäßen mit ausgeprägten Halszonen, die meistens mit umlaufenden Riefen verziert sind. Die Ränder sind durchweg von einfacher Ausführung: Es handelt sich um Lippenränder mit wenigen Varianten, darunter auch schwach ausgeprägten Deckelrasten. Nur die Ränder und Halspartien sind beurteilbar; die sicher mit der Zeit auch Wandlungen unterworfenen Gefäßproportionen entziehen sich einer Ansprache, da vollständige Gefäße fehlen beziehungsweise nicht rekonstruiert wurden (Abb. 3). Ein Datierungsspielraum vom 13. bis zum beginnenden 15. Jahrhundert steht fest, zumal frühe Formen der Kugeltopfkeramik und später auftretende Warenarten - zumindest im freigelegten Ausschnitt - fehlen (vgl. Kirsch 1994, 33ff.; Mangelsdorf 1994, 58ff.).

Ganz vereinzelt sind bandförmige Henkel und Ausgusstüllen vorhanden, wobei unter letzteren ein röhrenförmiges Exemplar hervorzuheben ist. Diese Stücke passen in den genannten Zeitraum und zum allerdings spärlichen Formenspektrum der Kugeltopfkeramik. Es fehlen jedoch andererseits gänzlich Formen wie Dreiknubbenkannen oder Grapen, die durchaus erwartet werden könnten.

Verschwindend gering ist daher auch die Anzahl von Standböden; bezeichnenderweise treten sie bei zwei faststeinzeugartigen Gefäßfragmenten einer Machart ähnlich der bekannten Siegburger Ware auf (Abb. 3). Da beide aber flache, von der Töpferscheibe mittels einer Drahtschlinge abgetrennte Böden besitzen, deren Ränder als wellenförmig gekniffene Standringe ausgestaltet wurden, sind sie zur sächsischen Waldenburger Ware zu rechnen. Diese stellte eine weitgehend perfekte ostdeutsche Imitation der Siegburger Keramik dar (Kirsch 1994, 70).

Ein Fuß eines Pokalgefäßes (eventuell handelt es sich aber auch um ein Deckelfragment) aus blaugrauer Ware gehört ebenfalls hierher, es trägt auf der flachen Seite ebenfalls Spuren der Drahtschlinge (Abb. 3).

Verzierung tritt auf den Gefäßen - abgesehen von der fast durchgängig vorhandenen Halsriefung - nur ausnahmsweise auf, und auch dann nur auf kleinsten Fragmenten. So sind mehrere verschiedene Rollstempelabdrücke (quadratisch, dreieckig, rautenförmig) belegt, die auch mit der Waldenburger Ware in Verbindung gebracht werden (Abb. 3) (Kirsch 1994, 76f.).

Von Interesse ist ein kleines Fragment einer ziegelroten Ware, welches auf der glasierten Schauseite plastischen Schmuck in Form so genannter Brombeernoppen trägt. Das Stück ist hier ein Unikat, belegt aber gleichwohl das Vorhandensein früher glasierter Irdenware, wie es sonst aus städtischem oder klösterlichem Umfeld bekannt ist - Spandau, Köpenick, Freyenstein, Berlin, Kloster Seehausen. (vgl. Kirsch 1994, 59ff. Abb. 39) Immerhin ist mit den stempel- und noppenverzierten Fragmenten sowie den Waldenburger Behältnissen - doch wohl Krügen - ein gewisser Anteil an gehobenem Tafelgeschirr fassbar.

Nur vereinzelte Keramikscherben typisch spätslawischer Prägung mit Gurtfurchenverzierung (Abb. 3) reichen allerdings wohl kaum aus, um für diesen Platz eine slawische Vorbesiedlung beziehungsweise einen entsprechenden Bevölkerungsanteil in der Siedlung zu belegen, zumal der Barnim erst mit der Ostsiedlung aufgesiedelt wurde; die slawische Besiedlung mied die Hochfläche (Hofmann 1992). Sie liefern also nicht mehr als ein Indiz für Kontakte zwischen der einheimischen Bevölkerung der Umgebung und den „Kolonisatoren“.

Weitere Fundgegenstände wie die in diversen Befunden angetroffenen flachen, planen Kalksteinplatten von etwa 10 bis 20 cm Durchmesser können ihre Herkunft aus dem nahe gelegenen Rüdersdorfer Kalksteinbrüchen nicht verleugnen. Ihre Funktion bleibt jedoch unklar. Anzeichen, dass an Ort und Stelle Kalk gebrannt wurde, gibt es jedenfalls nicht. Dagegen bezeugen zwei Ofensauen - Schlackerückstände - eine Metallverarbeitung am Ort, wenn auch der direkte Nachweis eines entsprechenden Ofens fehlt. Einige wenige Dachziegelfragmente in gebogener und flacher Form (Mönch-Nonne) weisen auf fest gedeckte Behausungen in der Nähe. Zwei kleine, völlig abgeschliffene Mahlsteinbruchstücke aus Basaltlava seien schließlich als Zeugnisse landwirtschaftlicher Tätigkeit erwähnt.

Funde aus Metall sind selten; die Eisenfunde decken aber, soweit in derzeit noch unrestauriertem Zustand erkennbar, die häufig anzutreffende Palette von Erzeugnissen aus dem Haus- und Hofbereich ab. Es fanden sich neben einigen Eisennägeln und mehreren Messer- und Sichelfragmenten auch Bruchstücke von Schlössern und Scharnieren auch Hufeisen und ein Gegenstand (Gewicht?) aus Blei.

Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist das Auftreten von Fundstücken gehobener Qualität in Form dreier Schnallen und eines Beschlages aus Buntmetall (wohl Bronze). Es handelt sich in allen drei Fällen um ringförmige Schnallenrahmen. Zwei bandförmige sind aus Blech ausgeschnitten, einer ist rundstabig. Letzterer gehört zur einzigen vollständig erhaltenen Schnalle, die durch einen flach-bandförmigen, spitzen Schnallendorn ergänzt wird (Abb. 4, 5). Sehr wahrscheinlich zugehörig scheint ein dabei gefundenes, etwa rechteckiges Bronzeblech mit zentraler Durchbohrung, welches als Beschlag auf dem Gürtelriemen vorstellbar ist (Abb. 4, 5). Ganz entsprechende Stücke sind aus mittelalterlichen Bestattungen der nicht weit entfernt gelegenen Kirche von Tasdorf (ebenfalls zu Rüdersdorf gehörig) bekannt geworden (Wittkopp 1997). Interessanterweise sind austauschbare Exemplare neuerdings in slawischem Fundzusammenhang aufgetreten, in Gollwitz im Havelland wurde ein gleichartiges Fundstück zusammen mit mittel- und spätslawischer Keramik aus einer Grube gefunden (Kersting, Versehen 2001).

Einer der bandförmigen Schnallenrahmen ist nur etwa zur Hälfte überliefert und einseitig mit zickzackförmig eingepunzten Linien verziert (Abb. 4, 5).

Der interessanteste Schnallenrahmen ist vollständig erhalten. Er besitzt eine Aussparung für den nicht mehr vorhandenen Dorn. In der oberen Hälfte trägt das Stück eine Inschrift aus gotischen Kapitalien, ähnlich einer Münzumschrift. Entziffern lassen sich ohne größere Schwierigkeit die Buchstaben „A N R V E S T“, wobei das S - wenn es sich bei dem schlaufenartigen Gebilde um ein solches handelt - liegend dargestellt ist (Abb. 4, 5). Wenn hieraus auch kein Sinngehalt zu rekonstruieren ist, ist doch nicht davon auszugehen, dass die Inschrift eventuell nur zur Hälfte erhalten sein könnte: auf dem unteren Teil sind keinerlei Reste auszumachen und die Oberfläche erscheint völlig gleichmäßig. Die Schnalle gehört zu einer umfangreichen Gruppe hochmittelalterlicher Schnallen, die als „Ave-Maria-Schnallen“ bezeichnet werden, worunter auch Schnallen mit abweichenden Inschriften subsumiert werden - auch die Inschrift „Amor vincit Omnia“ ist häufig belegt (Heindel 1990, 12f.). Vielleicht lässt sich aber in den Buchstaben auf unserem Stück ein Anklang an den „Englischen Gruß“ fassen (Heindel 1986, 65-79), besonders seine „4. Gruppe: abgekürzte, heute nicht mehr verständliche Legenden“, die der hier vorgelegten zum Teil recht nahekommen: A N R U A N und Varianten. Auch eine Deutung als „Mariae Vestis“, dem Ordensgewand in seiner Bedeutung als Bekleidung der Nonnen, kommt in Frage.

Bislang bietet nur ein Vergleichsstück südlich von Berlin exakt dieselbe Lesart, ein Oberflächenfund von der Wüstung Wierigsdorf bei Mittenwalde (Landkreis Dahme-Spreewald). (Fischer 1973).

Interessanterweise stammen zwei der Schnallen - nämlich die unvollständigen bandförmigen - zusammen aus dem als Erdkeller zu interpretierenden Befund am Rande der Grabungsfläche. Wenn auch eine mögliche Herstellung an Ort und Stelle nur spekulativ erwogen werden kann, finden sich doch immerhin eindeutige Hinweise auf Metallverarbeitung auf der Fläche anhand der erwähnten Ofensauen.

Die Verbreitung des Schnallentyps „rund um die Ostsee im skandinavischen, baltischen und westslawischen Bereich“ (Heindel 1986) dürfte durch die Überlieferung bedingt sein, wie bei anderen Buntmetallerzeugnissen der Zeit; ähnliches lässt sich für die Fundgruppe der so genannten „Hanseschalen“ verzeichnen. Sie gelangten nämlich aufgrund der dortigen Bestattungssitten noch in Gräber, als dies andernorts schon längst nicht mehr praktiziert wurde (U. Kersting 1997, 117). Die Zeitstellung im 12. bis 14. Jahrhundert ist auch aufgrund bildlicher Darstellungen gesichert; dabei legen Darstellungen und Lagebeobachtungen in Gräbern eine Trageweise der Schnallen vorwiegend auf der Brust - offenbar als Mantelverschluss - nahe (Heindel 1990, 13).

Die Träger derartiger Schnallen dürften allerdings eher in einem sozial gehobenen Milieu zu suchen sein, wie es entweder in adligem, städtischem oder eben klösterlichem Umfeld anzutreffen ist. Dies legen auch die wenigen Funde aus dem Land Brandenburg nahe, die trotz einer immensen Vielzahl von archäologischen Maßnahmen in mittelalterlichen Dorf- und Stadtkernen nicht gerade zum üblichen Fundspektrum gehören. Wobei längst nicht alles zutage gekommene Material derzeit zugänglich ist. Weitere Stücke gibt es zum Beispiel aus Gartz an der Oder, dem Verließ im Storchenturm (Brandenburgisches Landesmuseum) und passenderweise aus dem Kloster Seehausen (Jaitner/Kohn 1996, 66 f.).

Landesgeschichte

Im Ergebnis gelang hier die Freilegung eines kleinen Ausschnittes aus der Peripherie einer mittelalterlichen Ansiedlung, nämlich wohl eines im weitesten Sinne Ver- und Entsorgungszwecken dienenden Areals. Hinweise auf Materialgewinnung, Abfallentledigung, Produktions- und Speicherfunktionen wurden angetroffen. Der eigentliche Wohnbereich des später wüst gefallenen Dorfes wurde offensichtlich nicht erfasst, er liegt östlich außerhalb des Planungsareals - seine Nähe scheint sich in dem kleinen Erdkeller am Rande der Grabungsfläche anzudeuten. Diese letztlich unspektakulären Grabungsergebnisse im engeren Sinne gewinnen jedoch an Bedeutung angesichts des Umstandes, dass trotz Verursacherprinzip und großflächigen Erschließungsmaßnahmen Einblicke in die Struktur mittelalterlicher Wüstungen in der Mark Brandenburg bisher nur punktuell gelangen, von moderner Aufarbeitung und Publikation nicht zu reden. An umfangreicheren Wüstungsgrabungen - abgesehen von den anders zu beurteilenden Dorfkernuntersuchungen im Braunkohlegebiet oder der Stadtwüstung Freyenstein (Plate 1989) - sind zu nennen: Göritz bei Rädel (Mangelsdorf 2003), Miltendorf bei Reetz (Warnke 1995), Berlin-Düppel (v. Müller 1991); in jüngerer Zeit wurde Damsdorf bei Ludwigsfelde in großen Teilen untersucht (Kersting, Wüstung Damsdorf 2001).

Darüber hinaus erscheinen die hier gewonnenen Einblicke vor einem lokal- und regionalhistorischen Hintergrund in besonderem Licht, ist die Wüstung doch namentlich aus Urkunden bekannt. Sie gehört zu den zahlreichen Lokalitäten der Mark Brandenburg, die (erst spät) im Landbuch Kaiser Karls IV. von 1375 Erwähnung finden, und wird dort Altena genannt. Einige Zeit später, im Jahre 1471, erscheint sie - offensichtlich slawisiert in Angleichung an slawische Ortsnamen - als Altenow (Enders/Beck 1980, 6f.).

Der Ort befand sich im Besitz des Zisterzienserklosters Zinna im Lande Jüterbog, südlich von Berlin im Fläming. Dieser Ort war spätestens seit 1157 im Besitz des Magdeburger Erzbistums und das Kloster war 1170 von Erzbischof Wichmann gegründet worden. Damit zählt es zu den ältesten Klostergründungen der Mark; seine ersten Mönche waren aus Altenberg bei Köln gekommen. Der Erzbischof hatte die so genannten „weißen Mönche“ im Zuge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung in die Mark gerufen, so wie es wenig später auch Albrecht der Bär als Begründer der askanischen Dynastie in der Mark Brandenburg anlässlich der Gründung von Kloster Lehnin tat.

Das Kloster war - abgesehen von Erwerbungen in seiner engeren Umgebung - in den Jahren um 1230 auf dem Barnim um Rüdersdorf zu umfangreichen Besitzungen gekommen, die ihm von den askanischen Markgrafen zugewiesen worden waren, um es an eben ihre Herrscherdynastie zu binden. In dieser Zeit setzt hier - ohne dass die historische Situation im Einzelnen aufgeklärt wäre - die deutsche Zuwanderung und Aufsiedlung ein, allem Anschein nach unter anderem in Trägerschaft der Zisterzienser, wie auch Ortsnamensparallelen zwischen dem Barnim und dem Jüterboger Land beziehungsweise Teltow zeigen (Brather 1996, 77ff.).

In Rüdersdorf - auch in diesem Ortsnamen selbst dokumentiert sich das Zinnaer Ausgreifen unter dem Abt Roderich - diente ein Klosterhof als Sitz des Zinnaer Vogtes, welcher von hier aus den Klosterbesitz auf dem Barnim verwaltete. Die Zisterziensermönche waren die ersten, die die nachmals auch geologisch berühmt gewordenen Rüdersdorfer Kalksteinlager im Tagebau nutzten und den Kalkstein als Baumaterial brechen ließen. Aus dem dabei erzielten Erlös soll vielleicht sogar die Errichtung von Klosterkirche und -gebäuden in Zinna vorangetrieben worden sein. Zinna war eine der wenigen Zisterzen in Ostelbien, die über reiche Bodenschätze verfügte und sie auch ausbeutete (vgl. Schich 1980; Schmidt 1996, 84ff.).

Bereits um 1471 wird Altena allerdings als wüst bezeichnet. Zwei Erwähnungen 1446 und 1454 lassen schon Zweifel daran, ob das Dorf noch besetzt war; diverse Einwohner aus Rüdersdorf haben nun Besitz an der Altenaer Feldmark. In einer Flurkarte von 1724 ist sie als blockförmiger Rest einer alten, planmäßig angelegten Hufengewannflur innerhalb der späteren Langstreifenflureinteilung noch gut zu erkennen (in einer Kopie von 1767 überliefert im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem: Bliss 1981, 161, Nr. 553-554). Brachflächen innerhalb des Blockes scheinen noch die alte Bebauung einschließlich der Kirche sowie den Dorfteich zu markieren (Abb. 6, 7). (Krenzlin 1952, Abb. 8).

Eine Projizierung des heutigen Autobahnverlaufes mit dem Rastplatz in die Karte lässt erkennen, dass die Trasse die Feldflur der Wüstung im westlichen Teil schneidet - das Zentrum liegt wohl weitgehend ungestört noch unter den heute aufgegebenen Ackerflächen.

Eine Beziehung des Ortes zu einem unweit vorbeiziehenden alten Handelsweg kann hier abschließend nur als Möglichkeit angedeutet werden. Eine „via vetus“ wird 1247 in einer Urkunde des Zinnaer Klosters genannt. Sie verbindet im Mittelalter den Berliner, genauer den Köpenicker Raum mit der Oder, die sie bei Wriezen erreicht, und stellt damit letztlich eine Fernverbindung mit der Ostsee sowie nach Pommern her (Herrmann 1989, 33). (Abb. 8) Ein Niederschlag dieses Handels- und Verkehrsweges könnte vielleicht auch in Form der hier gefundenen, etwas deplaziert wirkenden Bronzeschnallen zu sehen sein.

Dass der Name, der so wie hier oder auch als „Altona“, in mehreren weiteren Belegen sowohl in Brandenburg (bei Chorin und Fürstenwalde) als auch in Nord- und Westdeutschland existiert, einen Hinweis auf die Herkunft der deutschen Siedler erlaubt, ist nicht anzunehmen. Vielmehr wird die rekonstruierte mittelniederdeutsche Grundform *Altona mit der Bedeutung „allzunahe“ unterlegt. Somit hätte die unmittelbare Nachbarschaft zum bereits 1308 genannten und sicher älteren Hauptort Rüdersdorf hier Pate gestanden, wobei in der Betonung „zu großer Nähe“ allerdings das Scheitern der Gründung bereits vorweggenommen wäre. Interessant ist immerhin der Hinweis, dass der Name auch als alter Wirtshausname belegt ist, der „dem sozialen Bereich der Fuhrleute angehört“ (Schlimpert 1984, 93f.). Damit wäre der Bezug auf die Fernverkehrsstraße noch einmal deutlich unterstrichen.

Das Scheitern der Dorfgründung mag konkret auf eine gewisse Ungunst der Platzwahl zu Siedlungszwecken zurückzuführen sein. Die beiden noch offenen, rezenten Gräben sowie der in der Grabungsfläche angetroffene verfüllte Graben weisen alle parallel nach Südwesten zur Hangkante des eingangs erwähnten, eingeschnittenen Rinnentals und dienten offensichtlich der Entwässerung des plateauähnlichen Areals. Wie bei der Voruntersuchung im Winter selbst erlebt, neigt die im Untergrund lehmige Fläche zu Staunässe, die nach Auskünften von Anwohnern noch vor wenigen Jahrzehnten zu teichartigen Wiesenüberschwemmungen führte.

Unweit nördlich der Ausgrabungsfläche von 1996 schieben sich mittlerweile schon die Rüdersdorfer Neubaugebiete in bedrohliche Nähe zur Wüstung Altena, der im benachbarten Ortsteil Hortwinkel mit einem entsprechenden Straßennamen - allerdings als „Altonaer“ Straße - Rechnung getragen wird. Möglicherweise führt also die damals wie heute verkehrstechnisch beziehungsweise infrastrukturell bevorzugte Lage der Siedlung - sozusagen mit Anschluss an das „Fernstraßennetz“ - eines Tages zur Zerstörung ihrer unterirdischen Reste; dann hoffentlich wiederum im Rahmen einer großflächigen Plangrabung.

Literatur

Bliss, Winfried: Die Plankammer der Regierung Potsdam. Spezialinventar 1651 bis 1850. (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz; 18). Köln/Wien 1981.

Brather, Sebastian: Kloster Zinna und der hochmittelalterliche Landesausbau im Nutheraum. In: Schmidt, Oliver / Schumann, Dirk (Hrsg.): Zisterzienser in Brandenburg (= Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser; 1). Berlin 1996, S. 60-80.

Enders, Liselott / Beck, Margot: Barnim. Historisches Ortslexikon für Brandenburg 6 Weimar 1980.

Fischer, B: Die Slawen und ihre geschichtliche Bedeutung beim Landesausbau im Teltow. In: Heimatkalender für den Kreis Zossen 1973, S. 34-39.

Heindel, Johannes: Ave-Maria-Schnallen und Hanttruwebratzen mit Inschriften. In: Zeitschrift für Archäologie 20 (1986), S. 65-79.

Heindel, Johannes: Riemen- und Gürtelteile im westslawischen Siedlungsgebiet. Berlin 1990.

Herrmann, Joachim: Der „Barnim“ und Berlins Weg zum baltischen Meer am Ende des 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Hansische Stadtgeschichte - Brandenburgische Landesgeschichte. In: Hansische Studien 8 (1989), S. 29-40.

Hofmann, Michael: Zur Besiedlung des Barnims in slawischer Zeit. In: Brachmann, Hansjürgen / Vogt, Hans Joachim (Hrsg.): Mensch und Umwelt. Studien zu Siedlungsausgriff und Landesausbau in Ur- und Frühgeschichte. Berlin 1992, S. 131-141.

Jaitner, Ralf / Kohn, Gerhard: Ein wüstes Zisterzienserinnenkloster bei Seehausen in der Uckermark. Prenzlau 1996.

Kersting, Thomas: Die Wüstung Altena bei Rüdersdorf - Autobahnarchäologie und klösterlicher Landesausbau. In: Pohl, Ernst / Recker, Udo / Theune, Claudia (Hrsg.): Archäologisches Zellwerk. Beiträge zur Kulturgeschichte in Europa und Asien. Festschrift für Helmut Roth. Rahden/Westf. 2001, S. 559-569.

Kersting, Thomas: Die mittelalterliche Wüstung Dahmsdorf bei Ludwigsfelde. In: Denkmalpflege im Land Brandenburg 1990-2000. Forschungen und Beiträge zur Denkmalpflege im Land Brandenburg. Worms 2001, S. 553-555.

Kersting, Thomas: Aus Versehen entsorgt? Slawische Siedlungsspuren in Gollwitz, Landkreis Potsdam-Mittelmark. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg 2000. Studttgart 2001, S. 90-92.

Kersting, Ulrike; „Hac radice bona...“ - Eine Tugend- und Lasterschale aus Heinersdorf, Lkr. Oder-Spree. In: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landesmuseums für Ur- und Frühgeschichte 31 (1997), S. 111-120.

Kirsch, Eberhard: Die Keramik vom 13. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts in Berlin/Brandenburg aus der Sammlung des Märkischen Museums. Berlin 1994.

Krenzlin, Anneliese: Dorf, Feld und Wirtschaft im Gebiet der großen Täler und Platten östlich der Elbe. Eine siedlungsgeographische Untersuchung. Remagen 1952.

Krenzlin, Anneliese: Die naturräumlichen Grundlagen Brandenburgs. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 28 (1979), S. 1-41.

Mangelsdorf, Günter: Untersuchungen zur Formenkunde spätmittelalterlicher Keramik im westlichen Brandenburg. Frankfurt/M. 1994.

Mangelsdorf, Günter: Göritz - eine mittelalterliche Wüstung des 12./13. Jahrhunderts in Brandenburg. Greifswalder Mitteilungen 6. Frankfurt/M. 2003.

Müller, Adriaan von: Siedlung am Machnower Krummen Fenn in Zehlendorf. Mittelalterliche Dorfwüstung. In: Berlin und Umgebung (= Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland; 23). 1991, S. 124-128.

Plate, Christa: Die Stadtwüstung des 13. Jahrhunderts von Freyenstein, Kr. Wittstock, Bez. Potsdam. In: Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam 23 (1989), S. 209-222.

Schich, Winfried: Die Wirtschaftstätigkeit der Zisterzienser im Mittelalter: Handel und Gewerbe. In: Elm, Kaspar / Joerißen, Peter / Roth, H. J.: (Hrsg.), Die Zisterzienser. Ordensleben zwischen Ideal und Wirklichkeit. Bonn 1980, S. 217-236.

Schlimpert, Gerhard: Die Ortsnamen des Barnim. Brandenburgisches Namenbuch 5. Weimar 1984.

Schmidt, Oliver: Bemerkungen zur Geschichte Kloster Zinnas. In: Schmidt, Oliver / Schumann, Dirk (Hrsg.): Zisterzienser in Brandenburg (= Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser; 1). Berlin 1996, S. 81-100.

Schultze, Joachim Heinrich: Die naturbedingten Landschaften der Deutschen Demokratischen Republik. Gotha 1955.

Warnke, Dieter: Die Wüstung „Miltendorf“ bei Reetz im Hohen Fläming, Landkreis Potsdam-Mittelmark. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg 1990-1992. Stuttgart 1995, S. 123-128.

Wittkopp, Blandine: Frühneuzeitliches Totenbrauchtum. Ausgrabungen in der Dorfkirche und auf dem Friedhof von Rüdersdorf-Tasdorf, Landkreis Märkisch-Oderland. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg 1995-1996. Stuttgart 1997, S. 174-176.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 Gemeinfrei.

Abb. 2-5 Th. Kesting.

Abb. 6, 7 BLDAM.

Abb. 8 Herrmann 1989.

Empfohlene Zitierweise

Kersting, Thomas: Rüdersdorf (Landkreis Märkisch-Oderland) - mittelalterliche Wüstung Altena, publiziert am 27.03.2024; in: Historisches Lexikon Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)

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Epochen: Zeit der Askanier - Spätes Mittelalter
Themen: Archäologie und Siedlung

Thomas Kersting 

Baggerarbeiten bei der Nuthebrücke im Zuge der Bauarbeiten an der Friedrich-Engels-Straße hatten bei der Verlegung einer Regenwasserleitung Holzpfähle und Balken zutage gefördert. Um den Fortgang der Arbeiten nicht etwa durch Eingreifen der Denkmalschutzbehörde bremsen zu lassen – immerhin waren die Erdarbeiten anhand einer denkmalrechtlichen Erlaubnis mit den entsprechenden Auflagen versehen worden – wollte der Baggerführer seine Funde gerade sorgfältig mit einigen Schaufeln Sand überdecken. Zum Glück fiel dies einem interessierten Bürger aus dem nahegelegenen Güterfelde auf, Herrn Peter Ernst, der zufällig zugegen war, und der sogleich den Baggerführer auf seine Pflichten hinwies. Sicherheitshalber verständigte er dann jedoch selber das Fachamt; auf die Meldung des Baggerführers hätte man dort jedenfalls vergeblich gewartet.

Bei einer Kontrolle der Baustelle durch Mitarbeiter der Landesarchäologie am nächsten Tag konnten, abgesehen von den bereits herausgezogenen Hölzern, im Planum des Grabens für die Regenwasserleitung noch intakte senkrecht im Boden steckende Holzkonstruktionen festgestellt werden. Anhand der Profile war zu erkennen, dass sie sich unter einer meterdicken Sandaufschüttung befunden hatten. Besonders auffällig aber waren die im Sand in Mengen enthaltenen Glasfragmente, die sich unter der Kelle sogleich klirrend bemerkbar machten.

Meistens kleinteilig zerscherbt, waren sie in vielen Farben vorhanden; von grün über blau und blauweiß bis weiß, auch in blaurot-marmoriert, sowohl durchsichtig als auch opak. Sie stammen offensichtlich zum Teil von repräsentativen Tafelgläsern, Pokalen und Flaschen, wie Bruchstücke von angarnierten Henkeln, Füßen, Stielen, aber auch Zubehör wie Stopfen beweisen. An vielen Stücken ließ sich erkennen, dass sie sekundär oder bei der Herstellung angeschmolzen waren, und deswegen vielleicht als Ausschuss zu betrachten sind, der weggeworfen wurde. Daneben fanden sich auch Tiegel- oder Ofenwandungsfragmente aus hellem, dichtem keramischen Material, die mit anhaftendem, angeschmolzenem Glas regelrecht überzogen sind. An weiteren Funden war frühneuzeitliche glasierte und malhornverzierte Irdenware vorhanden.

Es folgte eine reguläre Dokumentation der Befundsituation und Bergung der Funde in Verantwortung des Veranlassers der Erdeingriffe durch die Mitarbeiter der Fachfirma „Archäologie Manufaktur“.

Unter dem Fundmaterial besonders hervorzuheben sind zwei runde, dunkelblaue, sogenannte Glasmarken (Durchmesser etwa vier Zentimeter, Abb. 1, 2), die offensichtlich zu Flaschen gehörten, auf deren Schultern sie angebracht waren. Das Flaschenglas selber scheint farblos gewesen zu sein. Die eine der beiden Potsdamer Marken ist noch gut erhalten, die andere erscheint irisierend korrodiert, d.h. ihre Oberfläche hat begonnen, sich abblätternd zu zersetzen. Bei näherem Hinsehen erkennt man, dass beide je eine fünfzackige Krone tragen, darunter befindet sich ein Monogramm. Es lassen sich im Streiflicht und als Abreibung auf Papier schwach, aber noch deutlich genug die ineinander verschränkten Buchstaben „F“ und „W“ erkennen. Offenbar ist die Prägung nach dem Einstempeln in die (zu) weiche Glasmasse noch weiter auseinandergeflossen bzw. angeschmolzen, was die Deutung als Produktionsabfall oder -ausschuss unterstützt.

In einfacher „flaschengrüner“ Ausführung dienten ähnliche Marken der Identifizierung und Vereinheitlichung der damals gängigen Flaschen für Wein, Branntwein und Bier. Es hatten sich nämlich im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts Klagen über zu kleine „Quart-Bouteillen“ (ein Berliner Quart 1722 bis 1816 ca. 1,17 Liter) gehäuft, so dass per königlicher Order von 1728 an die bislang kaum zu unterscheidenden Flaschen der zahlreichen Manufakturen mit „einem von Sr. Königl. Majestät allergnädigst beliebten Zeichen marquieret“ wurden, um nur noch „richtig egale Bouteillen ... (zu) verfertigen“.

Die hier vorliegenden Marken sind jedoch keine derartigen Garantiesiegel, sondern müssen aufgrund der blauen Farbe, dem anhaftenden Kristallglas und der Größe zu Kennzeichnung von Glasgefäßen der königlichen Tafel anfertigt worden sein.

Nach Ausweis historischer Karten (Suchodoletz 1683) war die Nutheniederung zu dieser Zeit noch eine Sumpflandschaft, die über den sog. Haken-Damm überwunden werden konnte (Abb. 3). Das würde die massiven Sandaufschüttungen erklären. Die im Boden steckenden Holzpfähle könnten dann zu einem älteren Holzsteg gehören, der über den Sumpf gelegt worden war. Auf diesem Gelände befand sich südlich gegenüber der Stadt zwischen Havel und der Nuthe eine Art frühneuzeitliches Gewerbegebiet, u.a. sind auf Karten von 1683 und 1736 mehrere Mühlenstandorte verzeichnet, aber auch der Standort einer Glashütte.

Es handelt sich hierbei um die kurfürstliche, später königliche Glashütte bei Neuendorf, die als Ableger der Glashütte im benachbarten Drewitz gegründet worden war.

Der berühmteste Pächter dieser Werkstatt war seit 1679 Johann Kunckel, derselbe, der unter dem Großen Kurfürsten zum Leiter der Glashütte auf der Pfaueninsel (die ihm der Kurfürst geschenkt hatte) im Wannsee bestellt worden war. Er hatte als einziger in der Mark das Privileg, farbiges Glas zu produzieren, und experimentierte in bester alchimistischer Manier auch mit (Gold-)Rubinglas, wobei ihm 1689 die Werkstatt auf der Pfaueninsel abbrannte.

Mit Kristallgläsern dagegen hatte er in der Neuendorfer Werkstatt am Hakendamm großen wirtschaftlichen Erfolg. Nach dem Tod seines Gönners, des Großen Kurfürsten, und Zerwürfnissen mit dessen Nachfolger ging Kunckel 1693 an den schwedischen Hof, wo er seine naturwissenschaftlichen Forschungen fortsetzte.

Die Glashütte produzierte auch unter seinen Nachfolgern bis 1720 zunächst ausschließlich für den Hof, erst danach wurde auch Gebrauchsglas für den Handel hergestellt. Aus dieser Zeit werden auch unsere Funde stammen. Bei den Glasmarken, die das Monogramm Friedrich Wilhelms I. (1713-1740) tragen, handelt es sich offenbar um die ersten dieser Art bzw. dieser Werkstatt, die bekannt geworden sind.

In diesem Zusammenhang muss eine weitere, besonders schöne Glasmarke aus den Grabungen vom Alten Markt in Potsdam erwähnt werden (Abb. 4). Sie ist ebenso groß wie die beiden vom Hakendamm, aber aus grünlichem Glas, und ist wie diese bisher offenbar unbekannt. Sie zeigt ebenfalls die fünfzackige Krone und darunter die Initialen "FR", ist also unter Friedrich dem Großen gestempelt worden. Eine (schlecht lesbare) Jahreszahl ist auch dabei und datiert das Stück wohl ins Jahr 1764. Herrn Lothar Franze aus Potsdam haben wir für wichtige Hinweise zu danken.

 

Dieser Beitrag erschien unter dem Titel:  Kersting, Thomas / Hensel, Nicola: Glück und Glas. Ausgrabung am Hakendamm in Potsdam. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg 2004, Stuttgart 2006, S. 144–146.

Literatur

Schmidt, Robert: Brandenburgische Gläser. Berlin 1914.

Friese, Gerrit und Kerstin: Glashütten in Brandenburg. Heimatkundliche Beiträge Eberswalde-Finow 1 (1992). [Siehe: Hier]

Abbildungsnachweis

Abb. 1, 2, 4 Sommer, BLDAM.

Abb. 3 Gemeinfrei.

Empfohlene Zitierweise

Kersting, Thomas: Potsdam -  Glasproduktion am Hakendamm, publiziert am 21.03.2024; in: Historisches Lexikon Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)

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Epochen: Absolutismus / Aufklärung
Themen: Archäologie und Siedlung - Wirtschaft

René Bräunig, Thomas Kersting 

Die zunehmende Orientierung auf erneuerbare Energie führt nicht nur zur Errichtung von Windkraft- und Biogasanlagen, sondern regt auch den Bau von Produktionsorten für entsprechende Technologieträger an. So begann im Sommer 2007 der Bau einer Fabrik für Solarzellenträger am Ostrand von Groß Machnow. Der Ort ist am Süd- und Westrand von einer großen Niederung umgeben, an deren Rändern sich Belege fast aller urgeschichtlichen Kulturen finden. Abseits der Niederung und topografisch oberhalb der Siedlungen finden sich Gräberfelder, ein für weite Gebiete Brandenburgs vertrautes Bild. Für das betroffene Areal selbst fehlten Hinweise auf eine derartige Siedlung bisher gänzlich, eine solche war angesichts bekannter Bodendenkmale in der Nähe (aus Stein-, Eisen- und Slawenzeit) jedoch zu vermuten. Im Zuge der Erdarbeiten wurde das Planum nach Bodenabtrag durch die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises Teltow-Fläming kontrolliert und Siedlungsspuren festgestellt.

Erst bei der daraufhin verfügten Flächengrabung wurde der mehrperiodige Charakter der Fundstelle erkannt. In urgeschichtlicher Zeit existierte an dieser Stelle vermutlich ein abgegrenztes Feuchtgebiet, das durch Aufstauung von Oberflächenwässern während feuchter Klimaphasen wohl als Offengewässer ausgebildet gewesen war, später wuchsen hier Torfschichten auf. Wahrscheinlich wurde das Areal durch mittelalterliche oder frühneuzeitliche Meliorationsmaßnahmen von seinem Wasserzufluß abgeschnitten und fiel trocken. Bereits auf dem preußischen Urmesstischblatt ist es nicht mehr als Feuchtgebiet verzeichnet (Abb. 1).

Im Nordteil der Fläche fanden sich Siedlungsspuren der mittleren Bronzezeit und der älteren Eisenzeit. Die letztere erfolgte zeitgleich mit der Belegung eines Gräberfeldes, das in Sichtweite auf dem Groß Machnower Mühlberg bekannt ist, und markiert wahrscheinlich einen einzelnen Hof. Gemeinsam mit den Bewohnern anderer Höfe rund um den Mühlenberg nutzte man die leichte Anhöhe nördlich der Grabungsfläche als Grabstätte. Ein kleiner Gebäudegrundriß aus 3 Pfostenjochpaaren konnte erkannt werden, der zahlreiche zeitgleiche Parallelen im mitteldeutschen Raum hat. Die Beprobung von Phosphaten aus dem Bereich des Hausgrundrisses ergab eine Konzentration im Südosten, wo der Gebäudeeingang zu vermuten ist. Nach Ausweis der C14-Proben aus den Pfostengruben bestand dieses Gebäude im 4./3. Jahrhundert v. Chr. Aus dieser Zeit sind in Brandenburg nur wenige Hausgrundrisse bekannt.

Am südlichen Rand konnte eine Siedlung der frühen Slawenzeit mit insgesamt 8 Grubenhäusern aus der Zeit des 7. bis 9./10. Jahrhunderts n. Chr. dokumentiert werden. Überwiegend hatten diese eher einen quadratischen Grundriß von 2 mal 2 m Ausdehnung, doch fanden sich auch ovale Gruben von 2,5 mal 3,5 m Grundfläche. Bei der Keramik finden sich sowohl kleine gedrungene als auch schlanke, hohe Gefäße. Beiden gemeinsam ist eine hohe Schulter, ein leicht nach außen gestellter Rand und die anorganische Magerung des Materials (Abb. 2, 3).

Von insgesamt 370 geborgenen Keramikfragmenten weisen 262 (70 %) Nachdrehspuren auf, die meist auf den Rand- und Schulterbereich beschränkt sind. Nur in einem Befund wurden ausschließlich Scherben ohne Nachdrehspuren gefunden, in einem weiteren traten hingegen ausschließlich nachgedrehte Scherben auf. Insgesamt wurden 39 Randfragmente geborgen, wobei 27 (69 %) wohl mittels eines Holzes abgestrichen wurden.

Lediglich 10 Scherben (2,7 %) wiesen Verzierungen auf: Dabei zeigt ein Fragment eine einzeilige, sehr steil und unregelmäßig verlaufende rechtsläufige Wellenlinie oberhalb der Schulter, das zahlreiche Parallelen unter frühslawischer Keramik im nordwestslawischen Raum besitzt (Abb. 4). Ein weiteres Stück mit Kammstrich-Wellenzier oberhalb der Schulter lässt sich auch schon mit dem Motivschatz der mittelslawischen Menkendorfer Ware verbinden (Abb. 5 oben). Das Gleiche könnte auch für ein Leiterbandmotiv oberhalb der Schulter auf einer einzelnen, stärker verzierten Gefäßscherbe gelten, doch das Stück scheint eher dem Feldberger Typ zuzuweisen zu sein, wo solche Verzierung ebenfalls vorkommt (Abb. 5 unten). Es stammt aus einem Grubenhaus mit innen liegender Feuerstelle.

Unter den neun Resten von Gefäßböden wurde lediglich in einem Falle ein Achsabdruck einer Drehscheibe beobachtet. Als einzige keramische Sonderform trat ein Rand eines Backtellers auf. Zwischen den Nachdrehspuren und dem Abstreichen des Randes besteht kein direkter Zusammenhang, Verzierungen treten dagegen ausschließlich mit abgestrichenen Rändern auf.

Allen Keramikfragmenten gemeinsam ist das Auftreten von Wischspuren auf der Außenseite der Gefäße. Neben dem frühslawischen Erscheinungsbild der Befunde sind also auch die keramischen Funde hauptsächlich diesem kulturellen Habitus zuzuordnen. Das mit Leitermotiv verzierte Fragment scheint das Bestehen des Siedlungsplatzes bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts zu belegen.

Als einziger metallischer Fund konnte aus der Verfüllung eines Grubenhauses ein kleiner Silberring geborgen werden. Daneben wurde ein Wetzsteinfragment aus Granit entdeckt.

Am südlichen Rand des Siedlungsplatzes fanden sich Reste einer einzelnen Teerschwele, die im Ein-Topfverfahren betrieben wurde.

Des Weiteren fanden sich die Reste von mindestens zwei Ofenanlagen, deren eine mit ihrer guten Erhaltung überraschte (Abb. 6). Sie zeigte einen dreifach gegliederten, funktional bestimmten Aufbau. Für den Funktionsraum ließen sich Staken einer Überkuppelung nachweisen, die mit Lehm verkleidet war. Das Feuer brannte im davor angeordneten Schürhals und sorgte für Temperaturen zwischen 600-1000 °C, was der Verziegelungsgrad des umgebenden Lehms belegt. Eine Vertiefung im Randbereich zwischen Ofen und Schürhals könnte auf ein eingelassenes Brett hindeuten, welches zur besseren Reinigung des Ofeninneren diente. Neben den Spuren von Staken weist die Befundlage darauf hin, dass über der Ofenkuppel ein Schutzbau bestand. Über die Arbeitsgrube wurde die Asche des Ofens entsorgt und der Ofen erneut beschickt. An den Rändern des Kuppelinneren zeigten sich Spuren vom Einsatz eines Holzspatens während des Ofenbaus.

Die Ofenanlagen und die danebenliegenden Grubenhäuser wurden wohl in einem gemeinsamen, funktionalen Zusammenhang errichtet. Auf der insgesamt ca. 10.000 m² umfassenden Untersuchungsfläche konnten lediglich 14 frühslawische Befunde erfasst werden. Nachfolgende Begleitungen von Straßenbaumaßnahmen erbrachten keine weiteren Befunde, der Fundplatz muß somit als komplett untersucht gelten.

Die dank des Entgegenkommens des Investors, der Conergy Real Estate, aus den geborgenen Holzkohleproben gewonnenen Radiokarbondaten lassen eine Zweiphasigkeit des Platzes erkennen. Danach wurde ein Teil der Grubenhäuser spätestens während des 7. Jahrhunderts (cal. 549-645 A.D.) errichtet, andere wohl bis zur Mitte des 9. bzw. 10. Jahrhunderts (Auskunft Prof. Dr. P. M. Grootes, Leibniz Labor für Altersbestimmung und Isotopenforschung der Christian-Albrechts-Universität Kiel).

Die ältere Phase erscheint im Lichte moderner Forschungen zur Frühgeschichte der Slawen in Brandenburg ungewöhnlich früh. Vergleichbare Radiokarbondaten liegen aus dem Brandenburger Raum kaum vor, sie stammen aus älteren Untersuchungen, weisen einen hohen Standardfehler auf und sind unkalibriert, was einen Vergleich erschwert. Die frühen Radiokarbondaten legen nahe, dass wohl ein Teil der Befunde einer Einwanderungsphase schon am Ende des 7. Jahrhunderts angehört.

Die Keramik zeigt jedoch überwiegend entwickelte Formen frühslawischer Keramik, so der hohe Anteil nachgedrehter Keramik und die abgestrichenen Ränder. Dagegen ist der Anteil verzierter Keramik gering. Vielleicht lässt sich dies über den Funktionszusammenhang der Befunde erklären. Offenbar gehören sie nicht zum Kernbereich, sondern sind als Peripherie abseits eines noch unentdeckten Siedlungszentrums zu verstehen. Die Zweckbestimmung der Blockhäuser steht im Zusammenhang mit den Ofenanlagen, die wegen der Gefahren ihres Betriebes abseits der Wohnareale errichtet wurden. Augenfällig ist das Fehlen von Brunnen, Herdstellen und Lehmentnahmegruben, welche sonst regelhaft derartige Fundplätze begleiten. Die hier in Gebrauch befindliche schlichte Keramik ist vielleicht daher stärker funktional bedingt als in zentralen Siedlungsteilen.

Trotz soziokultureller und ethnischer Unterschiede folgen dem eingangs geschilderten Siedlungsmuster sowohl die Siedler der vorrömischen Eisen- und römischen Kaiserzeit, als auch die neuen slawischen Gruppen. Im Gebiet zwischen Groß Machnow und Königs Wusterhausen finden sich, bedingt durch den guten Stand der Bodendenkmalpflege, ungewöhnlich viele Belege für slawische Siedlungen. Wie die Verbreitungskarte zeigt (Abb. 7), hält sich das Siedlungsmuster der Slawenzeit zunächst an das der vorangegangenen Epoche, der Kaiserzeit, indem die siedlungsgünstigen Randlagen der leicht erhöhten Platten in sogenannter „Ökotopengrenzlage“ genutzt werden. Hier konnte man die Vorteile hochwasserfreier Lage mit kurzen Wegen sowohl zu Wasserstraßen und Fischgründen sowie feuchten Weideflächen für das Vieh als auch den an den flachen Hängen gelegenen Ackerflächen verbinden. 

Unmittelbar südöstlich der Groß Machnower Frühslawen-Siedlung hatte sich in der frühen bis späten Kaiserzeit ein bedeutendes germanisches Siedlungsareal befunden, das mit gut ausgestatteten Begräbnisplätzen aller Zeitstufen, sowie einer Siedlung mit Metall- und anderen technischen Produktionsanlagen versehen war. Die slawische Siedlung mit ihren jetzt neuen frühslawischen Befunden und den dezidiert frühen C14 Daten bildet nun offenbar die bislang fehlende „Klammer“ zwischen dieser kaiserzeitlich- und früh-völkerwanderungszeitlichen Vorgänger-Siedlungskammer und dem früh- und mittelslawischen Burgwall-Komplex um den Pennigsberg bei Mittenwalde. Von der erhöht gelegenen Groß Machnower Siedlung nur in 2,5 bis 3 Kilometer Luftlinie entfernt, und an der markanten Landmarke des „Weinberges“ vorbei in Sichtweite gelegen, hatte sich hier im 9./10 Jahrhundert eine Siedlungskammer herausgebildet, in der sich zwei mittelslawische Burgwall-Standorte (Pennigsberg und der Burgwall in den Weinbergwiesen) einander ablösten. Diese Abfolge mündet in der deutschen Burg und Herrschaft Mittenwalde, wobei allerdings eine besiedlungsgeschichtliche Kontinuität der Zentralfunktionen seit der Slawenzeit nicht gegeben zu sein scheint. Dass die randlich gelegene Groß Machnower Siedlung dieser Siedlungskammer zugerechnet werden kann, ist chronologisch nicht auszuschließen (C14 Daten bis Ende 10. Jh.). Andererseits lag der frühslawischen Epoche sicher zunächst eine andere, nämlich weniger zentralisierte „Raumnutzungskonzeption“ zugrunde als der Zeit, in der von Burgwällen aus der umgebende Raum gegliedert, genutzt und beherrscht wurde. Allerdings scheint sich im engeren Raum um Groß Machnow selbst (einschließlich Rangsdorf und Dahlewitz) ein Burgwall nicht herausgebildet zu haben; die bekannten Burgwall-Anlagen von Zossen und Nächst Neuendorf sind dafür jedenfalls zu weit entfernt.

 

Dieser Beitrag erschien unter dem Titel: Thomas Kersting / René Bräunig: Solarkollektor und Radiokarbondatum - Frühslawen bei Groß Machnow, Lkr. Teltow-Fläming. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg 2007. Darmstadt 2009, S. 99-103.

Literatur

Dulinicz, Marek: Frühe Slawen im Gebiet zwischen unterer Weichsel und Elbe (= Studien zur Siedlungsgeschichte und Archäologie der Ostseegebiete; 7). Neumünster 2006.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 Staatsbibliothek Berlin PK.

Abb. 2-5 René Bräunig.

Abb. 6 M. Härtel, BLDAM, 2009.

Empfohlene Zitierweise

Bräunig, René / Kersting, Thomas: Groß Machnow (Landkreis Teltow-Fläming) - frühslawische Gewerbe-Siedlung, publiziert am 14.12.2023; in: Historisches Lexikon Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)

Kategorien

Epochen: Ur- und Frühgeschichte
Themen: Archäologie und Siedlung

Felix Biermann, Christoph Lobinger, Thomas Kersting

Südlich des havelländischen Dorfes Weseram (Gemeinde Roskow) liegt direkt nördlich des Haveldeichs im alten Niederungsgebiet des Flusses eine kaum merkliche, etwa ovale Sandkuppe mit Scherben einer slawischen Siedlung (Abb. 1). Sie befindet sich wenig nordöstlich des bekannten slawisch-frühdeutschen „Alten Dorfes“ von Weseram, ebenfalls auf einer flachen Talsandinsel, das Anlass für die Studien zum deutschen und slawischen Siedlungswesen im Havelland von A. Krenzlin war. Unweit südwestlich liegt der mittelslawische Burgwall von Saaringen und ein Hügelgräberfeld des 10./11. Jahrhunderts; südöstlich liegt auf einer Landzunge eine fundreiche spätslawische Siedlung und jenseits der Havel ein reicher kaiserzeitlicher, spätslawischer und frühdeutscher Fundplatz, der „Golmberg“ von Götz. In dieser verkehrsgünstigen, von inselartigen Horsten und Platten in sumpfiger Niederung geprägten Region, zehn Kilometer nordöstlich der Heveller-Hauptburg Brandenburg, entwickelte sich in mittel- und spätslawischer Zeit also eine intensive Besiedlung.

Hier entdeckte Sieghard Wolter (Brandenburg/Havel) eine Konzentration von 13 Sachsen- bzw. Randpfennigen der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, die Anlass für eine amtliche Nachuntersuchung im Oktober 2016 boten, bei der das Siedlungsareal großflächig mit dem Metalldetektor untersucht wurde (Abb. 2). Dabei konnte die Münzkonzentration nur durch vier Wendenpfennige verdichtet werden; die im Bereich der Münzstreuung sehr sorgfältige Prospektion schließt aus, dass irgendwo noch ein Kern des Schatzes verborgen liegt.

Hier dürfte zwischen 1050 und 1100 ein Beutel oder ein ähnliches Behältnis mit ca. 20 Münzen versteckt worden sein, und zwar angesichts der Scherbenstreuung mitten in der Siedlung. Im Laufe der letzten 900 Jahre ist der Beutel zerfallen, sein Inhalt vom Pflug erfasst und verstreut worden.

Die Prospektion erbrachte auch sonst interessante Funde, die mit der vor- und frühgeschichtlichen sowie mittelalterlichen Siedlungstätigkeit auf dem siedlungs-, verkehrs- und verteidigungsgünstigen Horst in der Havelniederung zusammenhängen. Wenige mittel- und viele spätslawische Scherben in großer Ausdehnung (mindestens 250 m in West-Ost-Ausrichtung) lagen auf der Erhebung. Es wurden zwei weitere Sachsenpfennige derselben Art, dann eine wohl etwas ältere deutsche Silbermünze (um 1000?) sowie das Hackstück eines arabischen Dirhams (wohl 10. Jahrhundert) gefunden (Abb. 3, 4), die als Verlustmünzen aus der Siedlungstätigkeit aufzufassen sind. An weiteren Metallfunden liegen eine eiserne Eimerattasche (?), ein Reiterspornfragment und diverse Bänder und Nägel vor, sowie wenige für spätslawische Siedlungen typische Dinge wie ein punzverzierter Messerscheidenbeschlag, ein Messer und ein bronzenes Messergriffplättchen. Von den Münzen absehen, fehlen Handelsnachweise wie Waagen oder Gewichte, im Übrigen auch Handwerksrelikte. Das spricht für eine wirtschaftlich nicht allzu bedeutende mittel- bis spätslawische Siedlung aus dem 10./11. Jahrhundert, wozu ja auch das bescheidene Sachsenpfennig-Vermögen passt.

Dafür wurden aber mehrere interessante Buntmetall-Trachtstücke aus älteren frühgeschichtlichen Phasen gefunden: Neben einer spätkaiserzeitlichen Fibel mit hohem Nadelhalter und weiteren Bruchstücken von Fibeln und Beschlägen dieser Zeit fand sich auch eine sog. „vendelzeitliche“ gleicharmige Fibel (Abb.  5, 6), die im Süd- und Ostskandinavien des 6. Jahrhunderts verbreitet ist – also in der Völkerwanderungszeit. Ähnliche Fibeln sind auch aus dem westlich angrenzenden Elberaum zwischen Anhalt und Altmark bekannt.

Die außerdem gefundenen beiden wappenförmig gegossenen Riemenbeschläge (jeweils mit zwei Ösen auf der Rückseite) sind hierzulande völlig ungewöhnlich: es handelt sich um Bestandteile spätawarischer Gürtelgarnituren und somit um südliches Fremdgut (Abb.  7, 8). Die Mode der vielteiligen Gürtel mit herabhängenden Nebenriemen ist sowohl bei Nomaden, Byzantinern, Persern, Romanen und Germanen festzustellen, wobei die Herkunft – Steppe oder Mittelmeerraum – in der Forschung umstritten diskutiert wird. Die Vorderseite der beiden Nebenriemenbeschläge ist leider in einem relativen schlechten Zustand erhalten, nur noch vage ist eine florale Rankenornamentik zu erkennen. Ähnlich wie bei der vielteiligen Gürtelmode an sich, wurde auch die Ranken- (und Tier-) Ornamentik auf awarenzeitlichen Beschlägen kontrovers diskutiert, wobei der Einfluss der spätantiken und frühbyzantinischen Kunst bei der Ornamentik awarenzeitlicher Beschläge nicht von der Hand zu weisen ist. Dass aber die Mehrheit der awarenzeitlichen Gürtelbeschläge – und so auch die beiden neuen Weseramer Stücke – keine mediterranen Massenimporte sind, sondern im Karpatenbecken produziert wurden, belegen nicht zuletzt fast identisch gegossene Gegenstände aus dem Karpatenbecken. Absolut chronologisch gehören diese beiden Stücke der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts an.

Charakteristisch für byzantinische Gürtelschnallen ist die Befestigungsart mittels angegossener Lochzapfen, die auch ein profiliert gegossener, vogel- oder fischförmiger und teilvergoldeter Riemenbeschlag aus Weseram aufweist (Abb. 9). Welche Funktion der Weseramer Beschlag hatte muss jedoch mangels eindeutiger Analogien offenbleiben. Auch aus dem awarenzeitlichen Fundmaterial sind derartige Beschläge nicht bekannt, dennoch weist auch dieses Exemplar auch gewisse Bezüge zum Karpatenbecken auf. Eine Datierung in das 7.-8. Jahrhundert dürfte nicht unwahrscheinlich sein.

Insgesamt überraschen aber diese „fremden“ Funde (Zusammenstellung Abb. 10) auf der im Schwerpunkt deutlich späteren Siedlung. Der Fundplatz mit seinem Münzschatz, zeitgleicher Keramik, aber nur wenigen spätslawischen Kleinfunden macht insgesamt einen etwas inkonsistenten Eindruck. Offenbar wurde die Stelle im 3./4. Jahrhundert, im 6. Jahrhundert, im 8. und im 10./11. Jahrhundert immer wieder besiedelt oder anderweitig genutzt; für eine Nutzung in der späten Völkerwanderungszeit, im langen „dunklen Jahrhundert“ zwischen etwa 550 und 650/70, fehlen Indizien. Zu erwägen wäre allerdings auch, ob einige der früheren Metallfunde erst in spätslawischer Zeit an den Ort gelangten, wo sie als zum Einschmelzen gedachtes Rohmaterial im metallurgischen Kontext Verwendung gefunden haben könnten. Insbesondere für skandinavische Trachtsachen aus der Vendel- und Wikingerzeit im Süden der Ostsee wird das in den letzten Jahren immer wieder vermutet. Argumente für diese Einschätzung sind die oft viel späteren Fundzusammenhänge des betreffenden Sachguts, wie es sich auch in Weseram abzeichnet, die Notwendigkeit der Deckung des slawischen Buntmetallbedarfs durch Importe sowie zuweilen erkennbare Schmelzspuren am Metall.

Während diese Interpretation für die Vendel-Fibel durchaus plausibel erschiene, sind die awarischen und byzantinischen Funde weit schwieriger durch Altmetallhandel zu erklären – die Kontakte des nordwestslawischen Raumes nach Südosten zur Donau waren insgesamt viel geringer als die nach Norden, entsprechende Belege sind trotz unserer neuen Stücke sehr rar, und die naturräumlichen Bedingungen für einen Massenguthandel keinesfalls ideal. Die Neufunde schließen sich einer kleinen Zahl awarischer Militaria, Tracht- und Schmuckstücke aus dem nördlichen westslawischen Raum an – aus Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, die in aller Regel in die späte Awarenzeit, also in das 8. Jahrhunderts, datieren. Neben Handelsverbindungen und allgemeinen Kulturkontakten könnten diese Funde auch auf reiternomadische Präsenz im Slawenland zwischen Elbe und Oder hinweisen, die intensiver war als die kargen Schriftquellen beleuchten. Das geschwächte späte Awarenkhaganat, im Süden nicht mehr schlagkräftig, könnte sich um Tributherrschaft über die polabischen Slawen bemüht, auch Raubzüge und Sklavenjagden in dieser Region durchgeführt haben. Die Einzelfunde von Weseram sind damit nur erste Mosaiksteine eines Gesamtbildes, das erst durch weitere Forschungen komplettiert werden kann.

Insgesamt werfen die bisherigen Untersuchungen in Weseram ein Schlaglicht auf einen interessanten Fundplatz an der Havel, der bisher keine Aufmerksamkeit gefunden hatte und das überraschende wissenschaftliche Potential auch solcher Plätze zu illustrieren vermag.

 

Der Beitrag erschien unter dem Titel: Kersting, Thomas / Biermann, Felix / Lobinger, Christoph / Trappen, H. J.: Kultureller Schmelztiegel Havelland. Ungewöhnliche germanische, awarische und slawische Funde von Weseram, Lkr. Potsdam-Mittelmark. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg 2016. Darmstadt 2018, S. 74-75.

Literatur

Biermann, Felix: Über das „dunkle Jahrhundert“ in der späten Völkerwanderungs- und frühen Slawenzeit im nordostdeutschen Raum. In: Biermann, Felix / Kersting, Thomas / Klammt, Anne (Hrsg.): Die frühen Slawen – von der Expansion zu gentes und nationes. Beiträge der Sektion zur slawischen Frühgeschichte des 8. Deutschen Archäologiekongresses in Berlin, 06.–10. Oktober 2014 (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas; 81/1). Langenweißbach 2016, S. 9–26.

Eger, Christoph / Biermann, Felix: Awarische Funde in Mittel- und Ostdeutschland. In: Acta Archäologica Carpathica 44 (2009), S. 137–170.

Kersting, Thomas / Slawinski, Frank: Wikinger-Einfluss in Brandenburg – der slawenzeitliche Fundplatz von Niederjesar, Lkr. Märkisch-Oderland. In: Archäologie in Berlin unf Brandenburg 2015. Darmstadt 2017, S. 85–87.

Krenzlin, Anneliese: Deutsche und slawische Siedlungen im inneren Havelland. In: Ausgrabungen und Funde 1 (1956), S. 174–185.

Schoknecht, Ulrich: Vendelzeitliche Funde aus Mecklenburg-Vorpommern. In: Biermann, Felix / Müller, Ulrich / Terberger, Thomas (Hrsg.): „Die Dinge beobachten…“, FS Günter Mangelsdorf zum 60. Geburtstag (= Archäologie und Geschichte im Ostseeraum; 2). Rahde/Westfalen 2008, S. 123-130.

Abbildungsnachweis

Abb. 1 -9 Th. Kersting, BLDAM.

Abb. 10 Chr. Unglaub, BLDAM.

Empfohlene Zitierweise

Biermann, Felix / Lobinger, Christoph / Kersting, Thomas: Weseram (Landkreis Havelland) - germanische, awarische und slawische Funde, publiziert am 27.11.2023; in: Historisches Lexikon Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.de (TT.MM.JJJJ)

Kategorien

Epochen: Ur- und Frühgeschichte
Themen: Archäologie und Siedlung


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